Seit 18 Tagen 34 Cent mehr Stundenlohn
Arbeit Seit 1. Januar 2017 gilt ein neuer Mindestlohn. Die Meinungen dazu sind unterschiedlich
Landkreis Bevor der Mindestlohn im Januar 2015 eingeführt wurde, kursierten allerlei Horrorszenarien. Unternehmen würden nicht mehr zahlen, sondern die, die ihnen zu teuer werden, einfach nicht mehr beschäftigen. 900000 Arbeitsplätze seien gefährdet. Auch wenn sie nach wie vor nicht genau beziffert werden können – so schlimm sind die Folgen des Mindestlohns am Ende nicht gekommen. Zum 1. Januar 2017 hat sich der minimale Stundenlohn, den Arbeitgeber bezahlen müssen, noch einmal von 8,50 auf 8,84 Euro erhöht. Hat sich dadurch etwas verändert?
„Der höhere Mindestlohn kommt Millionen Geringverdienern zugute“, befürwortet Antonie Schiefnetter, Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), diese Maßnahme. „Nachdem der Mindestlohn bereits bei der Einführung vielen Beschäftigten ein kräftiges Lohnplus beschert hat, werden diese erneut von der Erhöhung des Mindestlohns profitieren“, so Schiefnetter. Auch die Kritik der Mindestlohngegner hätte sich der DGB-Kreisvorsitzenden zufolge nicht bewahrheitet. Das Gegenteil sei der Fall: Die positiven Effekte auf die Verdienst- und Beschäftigungsentwicklung würden anhalten.
„Damit der Mindestlohn auch tatsächlich überall ankomme, seien jedoch wirksame Auch Praktikanten haben Anspruch auf den Mindestlohn. Seit dem 1. Ja nuar 2017 be kommen sie 8,84 pro Stunde. Kontrollen nach wie vor wichtig“, sagt Schiefnetter. Und genau hier sehen viele in der Praxis das Problem: Arbeitgeber sind nun verpflichtet, detailliert Buch darüber zu führen, wann ihre Mitarbeiter arbeiten. „Noch mehr Papier, noch weitere Ordner“, sagt Alban Fausner von der Kreishandwerkerschaft in Dillingen. Was die Einführung der 8,84 Euro zum 1. Januar betrifft, hat Fausner noch keine Rückmeldungen über positive oder negative Veränderungen aus den Betrieben des Landkreises erhalten. Was er jedoch immer wieder mal höre, seien Beschwerden im Bezug auf die Dokumentationspflicht. „Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer nicht hintergangen werden. Aber nur, weil vielleicht ein paar schwarze Schafe dabei sind, hängen wir jetzt alle mit drin,“sagt Fausner.
Der Ärger mit der Dokumentationspflicht
Er selbst trägt für einen seiner Mitarbeiter jedes Mal dasselbe ein: Montag- und Freitagvormittag. Immer und immer wieder. „Das macht keinen Spaß.“
Die DGB-Kreisvorsitzende lobt zwar die Einführung des Mindestlohns, würde sich aber langfristig eine andere Entwicklung wünschen: Ziel müsse es sein, dass zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern mehr Tarifverträge abgeschlossen werden. (dz, kafi)