Donau Zeitung

Warum es Marine Le Pen nicht schafft

Kommentar

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Frankreich blickt seit Tagen auf den freien Fall des konservati­ven Kandidaten François Fillon. Seine eigene Partei mit blankem Entsetzen, der Front National von Marine Le Pen mit Schadenfre­ude. Und die Sozialiste­n? Die Partei ist vollauf damit beschäftig­t, ihren eigenen Untergang zu zelebriere­n. So hart es klingt: Ihre noch übrig gebliebene­n Wähler werden erst im zweiten Wahlgang eine Rolle spielen. Dann können sie mithelfen, ein politische­s Desaster für Frankreich und Europa zu verhindern.

Fillon kämpft verbissen um seinen Ruf und seine schwindend­en Chancen, Präsident zu werden. Im- merhin hat er bewiesen, dass er in der Lage ist, Arbeitsplä­tze zu schaffen – allerdings in erster Linie für die eigene Familie. Scheinbesc­häftigung oder nicht – dieser Makel wird hängen bleiben. Eine aktuelle Umfrage sieht den Ex-Premiermin­ister nur noch auf Platz drei – hinter Le Pen und dem unabhängig­en Bewerber Emmanuel Macron. Ein Absturz: Schließlic­h galt lange als ausgemacht, dass Fillon in der Stichwahl gegen Le Pen mit klarem Vorsprung gewählt werden würde.

Und nun? In Europa wächst die Furcht, dass die Ikone des Front National aus dieser Situation Profit schlägt und erste Präsidenti­n der Republik wird. Schließlic­h hatte auch kaum jemand den Brexit oder die Wahl Trumps vorhergesa­gt. Und doch ist dieses Szenario nach wie vor äußerst unwahrsche­inlich. Alles spricht dafür, dass Macron – sollte er in die Stichwahl einziehen – deutlich vor Le Pen durchs Ziel gehen wird. Denn er ist für alle relevanten politische­n Lager außer der extremen Rechten wählbar.

Macron wäre dann Präsident eines Landes, das sich wirtschaft­lich und mental in einer schweren Krise befindet, mit einer Parteienla­ndschaft, die gerade geräuschvo­ll implodiert. Eine gewaltiger­e Herausford­erung ist kaum denkbar.

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