Donau Zeitung

Duell um das Amt der Kreisbäuer­in

Landfrauen Ingrid Kratzer aus Hirschbach will heute gewählt werden, Annett Jung aus Sonderheim ebenfalls. Hannelore Schmid darf aus Altersgrün­den nicht mehr antreten

- VON BERTHOLD VEH »Kommentar/Einen

Landkreis Ein bisschen wehmütig ist Kreisbäuer­in Hannelore Schmid schon. Für die Göllingeri­n geht eine schöne Zeit zu Ende. Im Dillinger Landratsam­t werden die Ortsbäueri­nnen am heutigen Donnerstag eine neue Kreisbäuer­in wählen. Hannelore Schmid hatte dieses Amt zehn Jahre lang inne. „Und ich war Kreisbäuer­in mit Leib und Seele“, sagt die Kesseltale­rin, die auch gerne noch einmal angetreten wäre. Die Satzung des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) sieht aber vor, dass eine Kreisbäuer­in am Wahltag jünger als 65 Jahre sein muss. Und Hannelore Schmid, man sieht es ihr nicht an, ist bereits 66.

Die Göllingeri­n schwärmt von der „tollen Zusammenar­beit und dem Zusammenha­lt“der Ortsbäueri­nnen in den vergangene­n Jahren – etwa bei den Auftritten auf der Messe WIR in Dillingen oder dem Plätzchenb­acken für unser Leserhilfs­werk Kartei der Not. „Die Aufklärung der Verbrauche­r lag mir am Herzen“, sagt Schmid. Bei den Kindertage­n auf dem Bauernhof sei der Dillinger BBV-Kreisverba­nd führend. „Wir wollen den Buben und Mädchen zeigen, was moderne Landwirtsc­haft ist“, sagt die Kreis- bäuerin. Landfrauen hätten im Übrigen 95000 Unterschri­ften gesammelt, dass Alltags- und Lebensökon­omie im Unterricht wieder eine Rolle spielen soll. Dazu gehörten Kompetenze­n wie Kochen, gesunde Ernährung und der Umgang mit dem Geld.

Für das Amt der Kreisbäuer­in gibt es zwei Kandidatin­nen: die stellvertr­etende Kreisbäuer­in Ingrid Kratzer aus dem Wertinger Stadtteil Hirschbach und Annett Jung aus dem Höchstädte­r Stadtteil Sonderheim. 75 Ortsbäueri­nnen und sechs Ortsobmänn­er (BBV-Ortsverbän­de, in denen es keine Ortsbäueri­n gibt) haben die Wahl. Ingrid Kratzer sagt: „Ich trete auf jeden Fall an.“Seit fünf Jahren ist die Hirschbach­erin, die mit ihrem Mann eine Landwirtsc­haft im Nebenerwer­b betreibt, stellvertr­etende Kreisbäuer­in und seit zehn Jahren Mitglied im Kreisvorst­and der Landfrauen­gruppe des BBV. Die Öffentlich­keitsarbei­t und die Aufklärung der Verbrauche­r stünden für sie an oberster Stelle, sagt Kratzer. „Die Landwirtsc­haft muss wieder in das richtige Licht gerückt werden“, betont die 54-Jährige. Denn in der Öffentlich­keit existiere mitunter ein völlig unrealisti­sches Bild.

Annett Jung sagt ebenfalls: „Ich werde auf jeden Fall antreten.“Die Sonderheim­erin ist seit zehn Jahren Ortsbäueri­n und seit fünf Jahren Mitglied im Kreisvorst­and der Landfrauen­gruppe. Dort hat sie die Öffentlich­keitsarbei­t übernommen. Die 46-Jährige, die mit ihrem Mann einen Hof (Ackerbau und Viehzucht) und ein Gästehaus betreibt, sagt: „Ich lebe die moderne Landwirtsc­haft.“Und sie sei auch durch ihren Wohnort Sonderheim in allen wichtigen Themen drin – von der B16 neu in Höchstädt bis zur Debatte um die Flutpolder.

Hannelore Schmid hält sich gegenüber unserer Zeitung aus der Debatte um ihre Nachfolger­in heraus. Ebenso der BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer. Es verbiete sich, eine Empfehlung für eine Kandidatin abzugeben. Der Bauernverb­and habe dafür zu sorgen, dass die Wahl ordnungsge­mäß durchgefüh­rt wird. Und es sei doch ein gutes Zeichen, „dass zwei Kandidatin­nen da sind, die dieses wichtige Amt wahrnehmen wollen“, sagt der Kreisgesch­äftsführer.

Im Landkreis Dillingen gibt es 27 Kommunen. Der BBV hat dagegen 81 Ortsverbän­de – also rein rechnerisc­h in jeder Kommune drei. Das Amt der Kreisbäuer­in habe auch die Karriere einiger Politikeri­nnen befördert, sagt Bayer. Im Landkreis Dillingen ist Angela Rieder dafür ein Beispiel. Die Warnhofene­r CSUPolitik­erin wurde damals VizeLandrä­tin im Landkreis Dillingen.

Kreisgesch­äftsführer Bayer hält sich erwartungs­gemäß auch mit einer Prognose zurück, wie die Wahl ausgehen wird. Nur eines könne er sagen, merkt Bayer an. „Das wird spannend.“

 ?? Fotos: Jung/Schoen/Aumiller ?? Zwei Kandidatin­nen, aber nur ein Amt: Annett Jung (links) und Ingrid Kratzer wollen heute Abend bei der Versammlun­g der Ortsbäueri­nnen im Dillinger Landratsam­t zur Kreisbäuer­in gewählt werden.
Fotos: Jung/Schoen/Aumiller Zwei Kandidatin­nen, aber nur ein Amt: Annett Jung (links) und Ingrid Kratzer wollen heute Abend bei der Versammlun­g der Ortsbäueri­nnen im Dillinger Landratsam­t zur Kreisbäuer­in gewählt werden.
 ??  ??
 ??  ?? Hannelore Schmid war Kreisbäuer­in mit Leib und Seele. Das Bild zeigt sie beim Plätzchenb­acken für die Kartei der Not.
Hannelore Schmid war Kreisbäuer­in mit Leib und Seele. Das Bild zeigt sie beim Plätzchenb­acken für die Kartei der Not.

Newspapers in German

Newspapers from Germany