Rollt die Grippewelle aus dem Ländle heran?
Krankheit Im Landkreis Heidenheim gibt es so viele Fälle wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Klinikum droht gar ein Aufnahmestopp. Wie es im Kreis Dillingen aussieht und wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann
Landkreis Sie beginnt urplötzlich. Mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, trockenem Husten – die echte Grippe. Im Nachbarlandkreis Heidenheim grassiert sie in diesen Tagen so stark wie seit 25 Jahren nicht mehr. Wie die Heidenheimer Zeitung berichtet, wurden allein seit dem Wochenende 80 Neuerkrankungen nachgewiesen. Nachdem die Zahl der Grippekranken im Heidenheimer Klinikum bei über 30 lag, sah sich das Krankenhaus Mitte der Woche an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Weil die betroffenen Patienten isoliert werden müssen, wurden teilweise sogar schon Betten in der Unfallchirurgie belegt. Auch Operationen, die nicht dringend notwendig sind, wurden teilweise verschoben. Gehe diese Entwicklung so weiter, hieß es am Dienstag, müsse man über einen zumindest teilweisen Aufnahmestopp nachdenken, weil einfach keine Betten mehr vorhanden seien. Voll ist es auch auf den Stationen für Innere Medizin im Kreiskrankenhaus in Dillingen. So voll, dass man in Zweibettzimmer teilweise ein drittes Bett schieben musste. Das, sagt Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel, habe aber mehrere Gründe: „Was eine große Rolle gespielt hat, war der Norovirus, aber auch andere Atemwegserkrankungen und schwere Lungenentzündungen.“Doch auch die Zahl der echten Grippefälle ist im Landkreis Dillingen in den Wochen seit Weihnachten stetig gestiegen, wie Dr. Uta Maria Kastner, Leiterin des Gesundheitsamts sagt. Und auch Dr. Ulrike Bechtel bestätigt, dass sich die Fälle häufen. Aktuell hat sie vier Patienten mit Influenza auf den Stationen liegen. Auch Influenza-Todesfälle gab es im Dillinger Krankenhaus bereits. „Man merkt, dass es auch bei uns mehr Fälle werden. Es ist noch nicht so wie in Heidenheim. Aber wir rechnen damit, dass es jetzt bald über uns zusammenschlägt“, sagt Bechtel. Denn anhand der gemeldeten Zahlen zeige sich, dass die Grippewelle in diesem Jahr vom Osten her anrolle. Sich jetzt noch vorsorglich impfen zu lassen, das kommt für die Chefärztin und hygienebeauftragte Ärztin am Kreiskrankenhaus zu spät. „Das dauert zu lange, bis der Körper da Abwehrstoffe gebildet hat. Die Impfung sollte man im Herbst machen oder spätestens bis Weihnachten haben.“Um sich vor einer Ansteckung mit den Grippeviren zu schützen, empfiehlt sie vor allem auf die Händehygiene zu achten. „Der Virus wird über Tröpfcheninfektion verbreitet. Man sollte also die Nähe zu erkrankten Menschen meiden und, wenn man nach Hause kommt, die Hände waschen, bevor man beispielsweise etwas damit isst.“Das sei zwar nicht so wirkungsvoll wie eine Desinfektion, aber besser als nichts. Daneben empfiehlt Dr. Bechtel, auf den alten Rat der Großmütter zu hören und sich warm anzuziehen. Denn dann haben es auch die Schleimhäute warm, sind gut durchblutet und bringen Abwehrzellen an die Oberfläche, damit sie sich gegen Eindringlinge wehren können. Vorbeugend empfehlenswert sind deshalb auch Saunagänge. Allerdings nur, wenn man noch symptomfrei ist.