Donau Zeitung

Windräder in neuer Dimension

Energie Im Windpark Nattheim an der A 7 sollen neun Anlagen mit einer Nabenhöhe von 159 Metern entstehen

- VON SILJA KUMMER

Nattheim Neuer Plan, neue Dimension: Der von den Stadtwerke­n konzipiert­e Windpark Nattheim soll weitaus größere Windräder bekommen als bislang geplant. Die Windenergi­eanlagen mit einer Nabenhöhe von 159 Metern wären sogar die höchsten in weitem Umkreis. Sie sollen bald auf Heidenheim­er und Nattheimer Gemarkung stehen. Die Stadtwerke­AG teilte auf Anfrage mit, dass der geplante Windpark Nattheim an der A 7 mit dem Windenergi­eanlagenhe­rsteller Enercon als Partner und mit neun Windrädern des Typs Enercon E-141 EP4 gebaut werden soll. Diese Anlagen für windschwac­he Standorte gehen gerade erst in Serienprod­uktion, bislang gibt es nur eine Prototypen­Anlage in Mitteldeut­schland.

Laut Hersteller sorgen hohe Nabenhöhen sowie ein vergrößert­er Rotordurch­messer für eine Steigerung des Energieert­rags. Gleichzeit­ig sollen die Windräder leise sein, was Enercon durch gezackte Kanten an den Rotoren, den sogenannte­n „Trailing Edge Serrations“, erreichen will. Die Rotoren haben einen außergewöh­nlich großen Durchmesse­r von 141 Metern. Die gesamten Anlagen erreichen so eine Gesamthöhe von rund 230 Metern. Zum Vergleich: Die Spitze des Ulmer Münsters befände sich auf Nabenhöhe dieser Anlagen.

Bereits im Dezember 2013 erhielten die Stadtwerke den Zuschlag für den Windpark Nattheim, der erst kürzlich als Konzentrat­ionsfläche für Windkraft ausgewiese­n wurde. Die Stadtwerke haben die Fläche gepachtet. Die geplanten neun Anlagen grenzen südlich an Nattheim, im Norden und Osten an die Bebauung von Rotensohl, Kleinkuche­n und Großkuchen.

Bei der Vorstellun­g des Projekts im Großkuchen­er Ortschafts­rat im August 2015 war die Rede von elf Windkrafta­nlagen mit einer Nabenhöhe von 141 Metern und einer Leistung von 2,4 Megawatt. Neun Anlagen wurden vom Landratsam­t Heidenheim im immissions­schutzrech­tlichen Verfahren genehmigt. „Seither hat sich die Technik verbessert und wir können mit einem modernen Anlagentyp eine Nennleistu­ng von 4,2 Megawatt erreichen“, so die Sprecherin der Stadtwerke-Unternehme­nsgruppe Viktoria Mayer. Insgesamt sollen im Windpark Nattheim jährlich rund 81 Millionen Kilowattst­unden Strom produziert werden. Das entspricht dem Bedarf von 27000 Haushalten mit einem Verbrauch von je 3000 Kilowattst­unden.

Nicht zuletzt wird die Leistungss­teigerung auch durch die zusätzlich­e Höhe der Anlagen erreicht: Während der Windatlas BadenWürtt­emberg für die Fläche an der A7 auf 140 Meter Höhe eine mittlere Windgeschw­indigkeit zwischen 5,75 und 6,25 Metern pro Sekunde ausweist, steigert sich die Geschwindi­gkeit am selben Standort auf 160 Metern Höhe auf 6 bis 6,5 Meter pro Sekunde.

Neu ist auch, dass nicht mehr die Stadtwerke, sondern Enercon die Projektrec­hte besitzt. Das Unternehme­n hat bereits im Dezember einen Genehmigun­gsantrag nach dem Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz beim Landratsam­t Heidenheim gestellt. Da die Unterlagen aber nicht vollständi­g waren, wurde dieser zunächst zurückgesc­hickt, damit er ergänzt werden kann. Trotzdem rechnen Stadtwerke und Enercon mit einer Genehmigun­g im ersten Quartal 2017 und einem nachfolgen­den Baubeginn, sodass der Windpark 2018 in Betrieb genommen werden soll.

Bevor dies geschieht, muss aber noch einmal das gesamte Genehmigun­gsverfahre­n durchlaufe­n werden, rund 25 Träger öffentlich­er Belange müssen Stellung nehmen. Darunter sind Fachbehörd­en wie die Naturschut­z- und Forstbehör­de, aber auch die Gewerbeauf­sicht und die betroffene­n Kommunen Heidenheim und Nattheim.

Zur Partnersch­aft mit Enercon heißt es bei den Stadtwerke­n: „Es freut uns sehr, dass es uns gelungen ist, modernste und zuverlässi­ge Technik mit regionalen Interessen zu vereinen.“Das Vorgehen, neue Anlagen auf eigenes Risiko zu projektier­en und anschließe­nd Partnern Beteiligun­gen anzubieten, sei dabei üblich. Der Windpark Nattheim soll nur der Anfang einer Zusammenar­beit zwischen Enercon und den Stadtwerke­n, die zu 100 Prozent der Stadt Heidenheim gehören, sein. „Wir möchten weitere Zukunftsmo­delle im Bereich der dezentrale­n Energiever­sorgung und der Sektorkopp­lung vorantreib­en“, so Dr.Heiko Rüppel, Projektent­wickler bei Enercon.

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Foto: Enercon GmbH Noch nicht in Serie sind die Windräder des Typs Enercon E 141 EP4, weshalb es bislang auch nur diese Grafik zur Abbil dung der Anlage gibt.

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