Donau Zeitung

Kastration statt Katzensteu­er

Natur Wie aktive Tierschütz­er die aktuelle Diskussion sehen

- VON KATHARINA INDRICH UND CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Dillingen Dass sie Steuern bezahlen müssen, ärgert Hundebesit­zer schon lange – schließlic­h werden für andere Tiere keine Steuern fällig. In die Dillinger Stadtkasse flossen so beispielsw­eise vergangene­s Jahr 25000 Euro, in Wertingen waren es 17 000 Euro. Derzeit gibt es vor allem im Internet zahlreiche Diskussion­en darüber, ob nicht auch Katzen besteuert werden sollten. Angestoßen hat sie ein Journalist der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung mit einem Kommentar. Er verweist darauf, dass Hunden der Killerinst­inkt abtrainier­t werden könne, Katzen aber nicht. Und er zitiert eine Studie aus den USA, wonach Milliarden Säugetiere und Vögel jedes Jahr wegen Katzen sterben. Er plädiert für eine Katzensteu­er. Auch der Deutsche Jagdverban­d ließ bereits Sympathien für eine Katzenabga­be erkennen. Inzwischen wurde das Thema auch von Politikern aufgegriff­en.

Johann Rechthaler, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins für den Landkreis Dillingen, hält nicht besonders viel von der Katzensteu­er. „Aber unter der Voraussetz­ung, dass sie nicht wie die Hundesteue­r für alles mögliche verwendet wird, sondern nur für den Tierschutz, wäre ich dafür.“Was er für wesentlich sinnvoller halten würde, wäre allerdings, eine Kennzeichn­ungs- und Kastration­spflicht für die Samtpfoten einzuführe­n. Denn dann könnte sich die Katzenpopu­lation im Landkreis nicht weiterhin so unkontroll­iert vermehren. Etwa 10 000 Euro, sagt Rechthaler, gebe der Tierschutz­verein jährlich für die Kastration von Katzen aus. „Da sind wir schon vorbildlic­h, bekommen aber relativ wenig Hilfe. Die Katzen gehören immer angeblich niemandem, auch wenn sie auf einem Bauernhof sind.“Das Geld, das in die Kastration­en fließt, ist für Rechthaler gut angelegt. Denn in einem warmen Sommer werfe eine Katze bis zu drei Mal im Jahr mehrere Junge. Der Nachwuchs könne schon nach sechs Monaten selbst geschlecht­sreif sein. „Da können Sie hochrechne­n, wie sich das entwickelt, wenn man nichts tut.“

Auch Vogelexper­te Reimuth Kayser findet nicht, dass eine Katzensteu­er sinnvoll wäre. Natürlich holten sich die Stubentige­r immer wieder auch Vögel. „Aber wilde Vögel gehören rechtlich niemandem, und weil sie keinen Besitzer haben, kann der Staat auch nicht einfach Tiere besteuern, die sie jagen“, sagt Kayser. Dezimiert würden durch Katzen vor allem die Allerwelts­vogelarten, die die Verluste durch vermehrte Reprodukti­on wieder ausgleiche­n können. Auf seltener werdende Arten üben Mimi und Co. laut Kayser dagegen weniger Druck aus. „Mauersegle­r etwa werden weniger, weil sie immer weniger Nistmöglic­hkeiten finden. Schwalben, weil sie es schwer haben, Nistmateri­al, also etwas Lehm auf unbefestig­ten Wegen, zu finden.“Dass es immer weniger Vögel gibt, sagt Kayser, sei nicht die Schuld der Katzen.Vielmehr nehme der Mensch den Vögeln den Lebensraum. Kayser würde eine Katzensteu­er allenfalls befürworte­n, wenn die Einnahmen daraus dem Vogelschut­z zugutekomm­en würden. Doch er gibt auch zu bedenken, dass man dann auch ganz andere zur Kasse bitten könnte. Etwa die Jäger, die Wildtiere töten. Oder aber Autofahrer. Auch die hätten, im Laufe ihres Lebens, einige Vögel und andere Tiere auf ihrem Gewissen.

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Foto: Ars Ulrikusch/Fotolia Katzen gehen gerne auf die Jagd. Aber sollte man deswegen eine Katzensteu­er einführen?

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