Kastration statt Katzensteuer
Natur Wie aktive Tierschützer die aktuelle Diskussion sehen
Dillingen Dass sie Steuern bezahlen müssen, ärgert Hundebesitzer schon lange – schließlich werden für andere Tiere keine Steuern fällig. In die Dillinger Stadtkasse flossen so beispielsweise vergangenes Jahr 25000 Euro, in Wertingen waren es 17 000 Euro. Derzeit gibt es vor allem im Internet zahlreiche Diskussionen darüber, ob nicht auch Katzen besteuert werden sollten. Angestoßen hat sie ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit einem Kommentar. Er verweist darauf, dass Hunden der Killerinstinkt abtrainiert werden könne, Katzen aber nicht. Und er zitiert eine Studie aus den USA, wonach Milliarden Säugetiere und Vögel jedes Jahr wegen Katzen sterben. Er plädiert für eine Katzensteuer. Auch der Deutsche Jagdverband ließ bereits Sympathien für eine Katzenabgabe erkennen. Inzwischen wurde das Thema auch von Politikern aufgegriffen.
Johann Rechthaler, Vorsitzender des Tierschutzvereins für den Landkreis Dillingen, hält nicht besonders viel von der Katzensteuer. „Aber unter der Voraussetzung, dass sie nicht wie die Hundesteuer für alles mögliche verwendet wird, sondern nur für den Tierschutz, wäre ich dafür.“Was er für wesentlich sinnvoller halten würde, wäre allerdings, eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für die Samtpfoten einzuführen. Denn dann könnte sich die Katzenpopulation im Landkreis nicht weiterhin so unkontrolliert vermehren. Etwa 10 000 Euro, sagt Rechthaler, gebe der Tierschutzverein jährlich für die Kastration von Katzen aus. „Da sind wir schon vorbildlich, bekommen aber relativ wenig Hilfe. Die Katzen gehören immer angeblich niemandem, auch wenn sie auf einem Bauernhof sind.“Das Geld, das in die Kastrationen fließt, ist für Rechthaler gut angelegt. Denn in einem warmen Sommer werfe eine Katze bis zu drei Mal im Jahr mehrere Junge. Der Nachwuchs könne schon nach sechs Monaten selbst geschlechtsreif sein. „Da können Sie hochrechnen, wie sich das entwickelt, wenn man nichts tut.“
Auch Vogelexperte Reimuth Kayser findet nicht, dass eine Katzensteuer sinnvoll wäre. Natürlich holten sich die Stubentiger immer wieder auch Vögel. „Aber wilde Vögel gehören rechtlich niemandem, und weil sie keinen Besitzer haben, kann der Staat auch nicht einfach Tiere besteuern, die sie jagen“, sagt Kayser. Dezimiert würden durch Katzen vor allem die Allerweltsvogelarten, die die Verluste durch vermehrte Reproduktion wieder ausgleichen können. Auf seltener werdende Arten üben Mimi und Co. laut Kayser dagegen weniger Druck aus. „Mauersegler etwa werden weniger, weil sie immer weniger Nistmöglichkeiten finden. Schwalben, weil sie es schwer haben, Nistmaterial, also etwas Lehm auf unbefestigten Wegen, zu finden.“Dass es immer weniger Vögel gibt, sagt Kayser, sei nicht die Schuld der Katzen.Vielmehr nehme der Mensch den Vögeln den Lebensraum. Kayser würde eine Katzensteuer allenfalls befürworten, wenn die Einnahmen daraus dem Vogelschutz zugutekommen würden. Doch er gibt auch zu bedenken, dass man dann auch ganz andere zur Kasse bitten könnte. Etwa die Jäger, die Wildtiere töten. Oder aber Autofahrer. Auch die hätten, im Laufe ihres Lebens, einige Vögel und andere Tiere auf ihrem Gewissen.