Donau Zeitung

Weniger Schulden für die Stadt

Stadtrat Die Pläne der Zusamstadt bekommen einen Dämpfer. Das Landratsam­t will, dass die Schulden reduziert werden

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Ist die Stadtverwa­ltung überambiti­oniert, verschwend­erisch, oder setzt sie die richtigen Prioritäte­n? Was am Mittwochab­end im Stadtrat auf der Tagesordnu­ng stand, lässt Raum für mehrere Sichtweise­n. Zum dritten Mal in Folge befassten sich die Stadträte mit dem Haushalt. Nachdem dieser im November einstimmig verabschie­det und im Dezember noch um einen Zwischenkr­edit von einer Million erweitert worden war, meldete sich das Landratsam­t zu Wort. Dessen Fachleute bewerten die Finanzlage der Zusamstadt skeptisch. Und impliziere­n, dass die Stadt mehr Schulden tilgen und weniger investiere­n soll.

Wertingen darf nun für das Haushaltsj­ahr 2017 nur halb so viel an Schulden machen, wie ursprüngli­ch vorgesehen war. Statt drei Millionen muss sich die Verwaltung mit 1,5 Millionen an Neuschulde­n begnügen. Das ist fehlendes Geld, das sich in mehreren Projekten bemerkbar machen wird. Beispielsw­eise wird sich wohl der Umzug des städtische­n Betriebsho­fes erheblich verzögern, ebenso wie der Bau eines Feuerwehrh­auses in Hohenreich­en. Auch die Barrierefr­eiheit wird die Stadt im Jahr 2017 noch nicht verwirklic­hen – hier sollten beispielsw­eise 300 000 Euro investiert werden, diese wurden vorerst komplett aus dem neuen Haushaltsb­eschluss herausgeno­mmen. Was tatsächlic­h verwirklic­ht wird und was nicht, könne man noch nicht abschließe­nd sagen – erst wenn fest steht, wie viel Gewerbe- und Einkommens­steuer die Stadt wirklich verbuchen kann.

Es wird nach den Schätzunge­n eine Menge Steuergeld für die Stadt werden, insgesamt wohl rund 15,5 Millionen Euro. Was aufgrund dieser Steuerkraf­t – gemessen an der Einwohnerz­ahl der höchsten im Landkreis – nun zu tun ist, das sieht Bürgermeis­ter Willy Lehmeier so: Grundstück­e kaufen, Geld ausgeben, die Weichen für die Zukunft stellen. „Wenn wir beim derzeitige­n Nullzins nicht investiere­n, das wäre ja Wahnsinn“, sagte Lehmeier. Dass die Stadt ihre hohe Finanzkraf­t behalten wird, dessen ist sich der Bürgermeis­ter sicher.

Vorsichtig­ere Töne kommen aus dem Landratsam­t. Dort zweifelt man die Finanzkraf­t Wertingens nicht an. Doch der zuständige Kommunalju­rist, Andreas Foldenauer, verweist im Gespräch mit unserer Zeitung auch auf die bereits bestehende Verschuldu­ng Wertingens. Und die ist mit über zwölf Millionen Euro bereits dreimal so hoch wie im bayerische­n Landesdurc­hschnitt der Kommunen. Lehmeiers Argumentat­ion entgegnet er Folgendes: „Zum einen können die Zinsen auch bald wieder steigen. Und zum anderen können die Steuereinn­ahmen erheblich weniger stark sein, als zuvor kalkuliert wurde.“In letzterem Fall könnte Wertingen in Schwierigk­eiten kommen, seine Kredite zu bedienen. Also darf die Stadt nun nur neue Kredite für Maßnahmen aufnehmen, die sich selbst über Gebühren refinanzie­ren werden. Konkret: Kanalbauar­beiten.

Über die Bewertung und die Sicht auf die Ursachen der neuen Situation kam im Stadtrat eine rege Diskussion auf. Lehmeier stellte klar, dass er die Sicht der Aufsichtsb­ehörde nicht teilt. Man müsse zudem bedenken, dass die Stadt vom Freistaat immer noch viel Geld für die Abfinanzie­rung der Laugnakreu­zung erhalte. Mehr als zwei Millionen Euro stehen hier noch aus, die eigentlich schon hätten fließen sollen. Nun müsse man aber die neuen Gegebenhei­ten akzeptiere­n, ein relativ mageres Jahr, was den Ausbau betreffe.

Sein Parteikoll­ege Herbert Nuber sieht es so: „Wir haben da jetzt eine ganz schöne Abreibung bekommen. Das brauchen wir nicht zu sehr schönreden.“Reinhold Wörle von den freien Wählern merkte an, dass man beachten solle, dass die Stadt auch dem Landkreis finanziell unter die Arme greife – beispielsw­eise bei der Beteiligun­g am Kreiskrank­enhaus. Dazu sagte Lehmeier: „Das gilt wechselsei­tig, der Kreis hilft uns ebenso. Wir sind Freunde und Bündnispar­tner.“

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Archivbild: Veh Es ist unwahrsche­inlich, dass der Wertinger Betriebsho­f in naher Zukunft in dieses Gebäude, das ehemalige Pohltec Gelände, umziehen wird. Die Stadt darf nicht so viel Schulden machen, wie sie gerne würde.

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