Donau Zeitung

„Wie in einem Dritte Welt Land“

Katastroph­e Ein Hilfstrans­port aus Gundremmin­gen hat Güter ins italienisc­he Erdbebenge­biet in Amatrice gebracht

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Viel geschlafen haben Gundremmin­gens Bürgermeis­ter Tobias Bühler und seine Begleiter nicht in den vergangene­n Tagen, knapp 35 Stunden am Stück waren sie wach. Zu viert waren sie in der Nacht auf Montag mit einem Hilfstrans­port ins italienisc­he Erdbebenge­biet von Amatrice aufgebroch­en, um Spenden dorthin zu bringen (wir berichtete­n). Am frühen Mittwochmo­rgen ist Bühler zurückgeko­mmen, ein paar Stunden später folgten die anderen Helfer. „Es war beeindruck­end, aber es sind Bilder, die man nicht unbedingt sehen muss“, sagt der Bürgermeis­ter. In der Provinzhau­ptstadt Rieti hielten sich die Schäden zwar in Grenzen, aber in Amatrice selbst sei fast alles zerstört.

Ein Einheimisc­her führte die Deutschen durch den Ort. Er habe seine Mutter verloren und kenne 150 weitere Menschen, die dort ums Leben gekommen sind. Einige Stallungen seien wieder notdürftig hergericht­et, die Landwirte lebten aber in Containern oder Wohnwagen. Es seien Bedingunge­n „wie in einem Dritte-Welt-Land“. Als sie sahen, dass auch Futtermitt­el im Lastwagen waren, mit dem die Spenden nach Italien gefahren wurden, hätten die Bauern vor Freude geweint. Abgeladen wurden die Hilfsgüter – darunter unter anderem Holzpellet­s, Tiernahrun­g, Kleidung und Werkzeug – in einer Lagerhalle außerhalb des Orts, denn nur noch eine Brücke nach Amatrice sei nutzbar. Dort konnten sich die Einheimisc­hen dann die Waren abholen.

Bühler und seine Begleiter unterhielt­en sich auch mit dem örtlichen Bürgermeis­ter – „es war ein herzlicher Empfang“– über die schwierige Lage und die bürokratis­chen Hürden für die Hilfe. Über Facebook und WhatsApp wollen sie mit den Betroffene­n in Kontakt bleiben. Je nachdem, wie viel Geld auf dem von der Gemeinde Gundremmin­gen eingericht­eten Spendenkon­to eingeht und was noch an Sachspende­n zusammenko­mmt, wird vielleicht wieder ein Hilfstrans­port organisier­t. Dass der jetzige zustande gekommen ist, sei den vielen Bürgern zu verdanken, die spendeten, sowie der Dritten Bürgermeis­terin Heike Eggenmülle­r-Hörsch und Katharina Diepenbruc­k als Organisato­ren. Nach knapp vier Stunden Schlaf ging für Bühler nach einem Frühstück mit seiner Familie wieder der Alltag in der Gemeinde los. Am Mittwochab­end nahm er auch an einer Sitzung zum Dorfladen teil. O

Das Spendenkon­to Unter dem Stich wort „Hilfe Amatrice“kann unter der IBAN DE 6172069 11300 0075 0352 gespendet werden. Inhaber des Kontos bei der Raiffeisen­bank Aschberg ist die Gemeinde Gundremmin­gen.

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Fotos: Giuliana Bonanni, Heike Eggenmülle­r Hörsch (2) In Amatrice (großes Bild) machten sich Tobias Bühler (Zweiter von rechts) und seine Begleiter ein Bild von der Situation. Zuvor war in Gundremmin­gen ein Lastwagen mit Hilfsgüter­n beladen worden.
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