Ein selbst gebauter Roboter, der sogar „Töröö“brüllt
Schule Die Begeisterung für den Kurs an der Lauinger Donaurealschule ist so groß, dass die Teilnehmer dafür ausgelost werden. Programmieren empfinden sie dabei als kinderleicht
Lauingen Geschickt kurvt der Roboter um eine Wand, bevor er kurz stehen bleibt und ein dumpfes, dunkles „Töröö“aus dem Gehäuse sendet. Dann nimmt er wieder Fahrt auf und bewegt sich wie von Geisterhand über den Boden – alles passiert von alleine, doch ohne Mohammed Bouguerba würde der Elefanten-Roboter keinen Zentimeter von der Stelle kommen. Denn der Schüler der Donaurealschule in Lauingen ist sozusagen der Vater dieses „Lego-Mindstorms EV3“, wie sich die Roboter, an denen hier nachmittags gewerkelt wird, mit offiziellem Namen nennen.
Um dem Klotz auf Walzen seine Fahrtdaten mitzuteilen, saß Mohammed zusammen mit elf anderen Schülern zuvor im Computerraum. „Hier kann ich jetzt eingeben, wie schnell er fahren soll, wie lange und in welche Richtung“, erklärt Mohammed, als er den Regler mit dem Mauscursor hin, und herschiebt. Doch auch Soundeffekte kann Mohammed herunterladen: Neben „Töröö“kann der Elefant beispielsweise auch „Hallo“oder „Bravo“sagen.
Seit zwei Jahren können Schüler ab der sechsten Klasse ihren eigenen Roboter gestalten. Physik-, Matheund Informatik-Lehrerin Christine Merk hat das Wahlfach auf die Beine gestellt. „Bei einer Fortbildung bin ich auf das Projekt mit den Legorobotern gestoßen. Dann habe ich gedacht, dass wir das doch auch mal probieren könnten“, erinnert sich Merk. Die Unterstützung der Schulleiterin Karin Leo sei ihr sofort sicher gewesen. „Das ist ein wesentlicher Bestandteil zur Förderung des MINT-Bereichs (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)“, sagt Leo. Der Elternbeirat habe die teuren Legoroboter dann größtenteils finanziert.
Doch mit der überwältigenden Reaktion der Schüler habe Christine Merk nicht gerechnet. „Letztes Jahr haben sich so viele angemeldet, dass wir schließlich auslosen mussten“, sagt sie. Denn die Plätze im Computersaal sind begrenzt – maximal zwölf Schüler können programmieren. Im ersten halben Jahr lernten die Schüler Theorie aus der Physik, Mechanik und das Programmieren. Denn die sensiblen Geräte reagieren auf Licht, Schall, Wärme, Farben und Berührungen – physikalische Grundlagen sind da notwendig, um das Verhalten des Roboters zu verstehen. Jetzt dürfen die Schüler in der Praxis anwenden, was ihnen Merk zuvor beigebracht hat. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. So probieren sich alle Schüler in Zweier- und Dreiergruppen an verschiedenen Projekten aus. In diesem Jahr sind es aber nur Jungen, die sich für den Wahlkurs angemeldet haben. Die Mädchen hätten sich das technische Fach wohl nicht zugetraut, vermutet Merk.
„Das ist aber so kinderleicht, das können auch Mädchen“, sagt Maximilian Soostmann. Der Zwölfjährige arbeitet gerade gemeinsam mit Nico Hitzler an einem Schneeräumfahrzeug. Sie haben sich erst dieses Jahr durch den Kurs kennengelernt, sind aber schon ein eingespieltes Team. Seit kurz vor Weihnachten tüfteln sie an ihrem Projekt. „Wir bauen immer wieder etwas Neues hinzu und verbessern den Roboter ständig“, sagt Maximilian und lächelt. Obwohl ihr Roboter schon fährt, die Schneeschaufel an seiner Front sich von alleine hebt und senkt, sind sie noch nicht ganz zufrieden. Der instabile Anhänger, den sie als kleines Extra hinten angebaut haben, macht ihnen Sorgen. Nico kramt in der Werkzeugkiste von Christine Merk, sucht nach passenden Teilen – er will den Anhänger auf zwei Achsen bringen. Mittlerweile haben sie schon so viel an ihren Schneeroboter montiert, dass ihnen die Teile in ihrer eigenen Kiste ausgegangen sind. „Das ist aber kein Problem. Wir helfen uns alle untereinander und leihen uns Teile“, sagt Maximilian und ergänzt: „Auch wenn eine Gruppe mal nicht weiterweiß, geben wir uns gegenseitig Tipps.“Konkurrenzdenken kennt man hier nicht. „Das liegt natürlich auch daran, dass es keine Noten gibt“, betont Merk. Und Nico schwärmt: „Das wäre viel besser, wenn jeder Unterricht so wäre.“
Bei dem Erfolg verwundert es kaum, dass es schon ab dem Halbjahr einen neuen Kurs geben wird, dann für Fortgeschrittene. Nächstes Jahr werden auch Maximilian, Nico und Mohammed so weit sein. Doch bis dahin haben sie noch Arbeit vor sich. Und ein Ziel vor Augen: Christine Merk verrät, dass die Gruppe schon bald bei einem Wettbewerb mitmachen will.