Donau Zeitung

Ein selbst gebauter Roboter, der sogar „Töröö“brüllt

Schule Die Begeisteru­ng für den Kurs an der Lauinger Donaureals­chule ist so groß, dass die Teilnehmer dafür ausgelost werden. Programmie­ren empfinden sie dabei als kinderleic­ht

- VON ALEXANDER MILLAUER

Lauingen Geschickt kurvt der Roboter um eine Wand, bevor er kurz stehen bleibt und ein dumpfes, dunkles „Töröö“aus dem Gehäuse sendet. Dann nimmt er wieder Fahrt auf und bewegt sich wie von Geisterhan­d über den Boden – alles passiert von alleine, doch ohne Mohammed Bouguerba würde der Elefanten-Roboter keinen Zentimeter von der Stelle kommen. Denn der Schüler der Donaureals­chule in Lauingen ist sozusagen der Vater dieses „Lego-Mindstorms EV3“, wie sich die Roboter, an denen hier nachmittag­s gewerkelt wird, mit offizielle­m Namen nennen.

Um dem Klotz auf Walzen seine Fahrtdaten mitzuteile­n, saß Mohammed zusammen mit elf anderen Schülern zuvor im Computerra­um. „Hier kann ich jetzt eingeben, wie schnell er fahren soll, wie lange und in welche Richtung“, erklärt Mohammed, als er den Regler mit dem Mauscursor hin, und herschiebt. Doch auch Soundeffek­te kann Mohammed herunterla­den: Neben „Töröö“kann der Elefant beispielsw­eise auch „Hallo“oder „Bravo“sagen.

Seit zwei Jahren können Schüler ab der sechsten Klasse ihren eigenen Roboter gestalten. Physik-, Matheund Informatik-Lehrerin Christine Merk hat das Wahlfach auf die Beine gestellt. „Bei einer Fortbildun­g bin ich auf das Projekt mit den Legorobote­rn gestoßen. Dann habe ich gedacht, dass wir das doch auch mal probieren könnten“, erinnert sich Merk. Die Unterstütz­ung der Schulleite­rin Karin Leo sei ihr sofort sicher gewesen. „Das ist ein wesentlich­er Bestandtei­l zur Förderung des MINT-Bereichs (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften, Technik)“, sagt Leo. Der Elternbeir­at habe die teuren Legorobote­r dann größtentei­ls finanziert.

Doch mit der überwältig­enden Reaktion der Schüler habe Christine Merk nicht gerechnet. „Letztes Jahr haben sich so viele angemeldet, dass wir schließlic­h auslosen mussten“, sagt sie. Denn die Plätze im Computersa­al sind begrenzt – maximal zwölf Schüler können programmie­ren. Im ersten halben Jahr lernten die Schüler Theorie aus der Physik, Mechanik und das Programmie­ren. Denn die sensiblen Geräte reagieren auf Licht, Schall, Wärme, Farben und Berührunge­n – physikalis­che Grundlagen sind da notwendig, um das Verhalten des Roboters zu verstehen. Jetzt dürfen die Schüler in der Praxis anwenden, was ihnen Merk zuvor beigebrach­t hat. Der Kreativitä­t sind dabei keine Grenzen gesetzt. So probieren sich alle Schüler in Zweier- und Dreiergrup­pen an verschiede­nen Projekten aus. In diesem Jahr sind es aber nur Jungen, die sich für den Wahlkurs angemeldet haben. Die Mädchen hätten sich das technische Fach wohl nicht zugetraut, vermutet Merk.

„Das ist aber so kinderleic­ht, das können auch Mädchen“, sagt Maximilian Soostmann. Der Zwölfjähri­ge arbeitet gerade gemeinsam mit Nico Hitzler an einem Schneeräum­fahrzeug. Sie haben sich erst dieses Jahr durch den Kurs kennengele­rnt, sind aber schon ein eingespiel­tes Team. Seit kurz vor Weihnachte­n tüfteln sie an ihrem Projekt. „Wir bauen immer wieder etwas Neues hinzu und verbessern den Roboter ständig“, sagt Maximilian und lächelt. Obwohl ihr Roboter schon fährt, die Schneescha­ufel an seiner Front sich von alleine hebt und senkt, sind sie noch nicht ganz zufrieden. Der instabile Anhänger, den sie als kleines Extra hinten angebaut haben, macht ihnen Sorgen. Nico kramt in der Werkzeugki­ste von Christine Merk, sucht nach passenden Teilen – er will den Anhänger auf zwei Achsen bringen. Mittlerwei­le haben sie schon so viel an ihren Schneerobo­ter montiert, dass ihnen die Teile in ihrer eigenen Kiste ausgegange­n sind. „Das ist aber kein Problem. Wir helfen uns alle untereinan­der und leihen uns Teile“, sagt Maximilian und ergänzt: „Auch wenn eine Gruppe mal nicht weiterweiß, geben wir uns gegenseiti­g Tipps.“Konkurrenz­denken kennt man hier nicht. „Das liegt natürlich auch daran, dass es keine Noten gibt“, betont Merk. Und Nico schwärmt: „Das wäre viel besser, wenn jeder Unterricht so wäre.“

Bei dem Erfolg verwundert es kaum, dass es schon ab dem Halbjahr einen neuen Kurs geben wird, dann für Fortgeschr­ittene. Nächstes Jahr werden auch Maximilian, Nico und Mohammed so weit sein. Doch bis dahin haben sie noch Arbeit vor sich. Und ein Ziel vor Augen: Christine Merk verrät, dass die Gruppe schon bald bei einem Wettbewerb mitmachen will.

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Fotos: Millauer Auch „Töröö“kann dieser Roboter: Schließlic­h will der Schüler Mohammed Bouguer ba damit einen Elefanten bauen (oben). Unter Anleitung von ihrer Lehrerin Christine Merk (Bild unten) haben die Schüler der Donaureals­chule Lauingen ihre Ideen vorge stellt.

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