Urkunden vom Sofa aus unterschreiben
Service Bald muss womöglich niemand mehr bei der Gemeinde anstehen, um Dokumente zu holen
Dillingen Wenn man sich ummelden will, eine Sterbeurkunde braucht oder Briefwahlunterlagen beantragen will, geht man zur Gemeindeverwaltung. Vielleicht muss man dafür früher aufstehen, oder freinehmen, und am Ende auch noch anstehen? Mal ehrlich – auf diese Behördengänge hat man meistens keine Lust.
Wenn es so läuft, wie es sich Landrat Leo Schrell vorstellt, können Landkreisbewohner diese Dinge bald bequem vom Sofa aus erledigen. Schrell hat sich bei der Bürgermeisterdienstversammlung am Donnerstag dafür eingesetzt, dass alle Kommunen ihren Bürgern professionelle Internetportale bereitstellen. Die neuen Personalausweise mit ChipFunktion haben diese Entwicklung vor einiger Zeit vorgegeben: Bürger sollen auch online wichtige Formulare ausfüllen, unterschreiben und verifizieren können. Ab 2020, wenn es keine alten Ausweise mehr gibt, sind Kommunen sogar gesetzlich dazu verpflichtet, das sogenannte Bürgerserviceportal anzubieten.
Ein wichtiger Teil dieses Portals: Jeder soll sich auf der Internetseite seiner Gemeinde ein Benutzerkonto anlegen können und dort all seine Dokumente und Urkunden, den Schriftwechsel mit der Behörde und andere wichtige Informationen abspeichern.
Wenn es erst einmal so weit ist, haben Bürger es viel einfacher. Doch viele Gemeinden müssen bis dahin noch gewaltig aufrüsten. „Ich weiß, dass viele kleine Gemeinden noch nicht so weit sind“, sagte Wolfgang Inning von der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Er war zur Versammlung gekommen, um den Bürgermeistern eine Lösung für den ganzen Landkreis anzubieten. Die AKDB würde die Internetseiten aller Verwaltungsgemeinschaften und Kommunen auf den technischen Stand bringen, der Bürgern den Zutritt zum Bürgerserviceportal ermöglicht. Wenn alle zuschlagen, geht die AKDB mit dem Preis runter. Dann kostet die Grundausstattung für die EDV 9000 statt 18000 Euro im Jahr. Der Zusatzdienst Standesamtswesen online würde beispielsweise jährlich 1140 statt 1425 Euro kosten.
Schrell schlug vor, der Landkreis übernimmt die Kosten, die für die grobe Ausstattung anfallen. Die Kommunen müssten der AKDB Extras bezahlen und die Pauschale von 15 Cent, die jedes Mal anfällt, wenn ein Bürger den Dienst nutzt, weil er zum Beispiel eine Urkunde unterschreiben muss. Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz schlug vor, weitere Angebote für eine Landkreislösung einzuholen. Grundsätzlich sprachen sich alle Anwesenden für ein gemeinsames Konzept aus.