Ärger um Astrid Lindgrens Erbe
Namensgebung Dürfen sich Kindergärten bald nicht mehr „Villa Kunterbunt“nennen?
Aislingen Man könnte fast sagen, Astrid Lindgren würde sich im Grab umdrehen, wenn sie wüsste, was zurzeit in Deutschland los ist. Viele Kindergärten machen sich Gedanken. Müssen sie bald dafür zahlen, dass sie sich „Villa Kunterbunt“nennen?
Hausbewohnerin Pippi Langstrumpf war nicht hinter dem großen Geld her – und auch über die Autorin der Geschichte sagt man, sie habe sich nicht viel aus Geld gemacht. Doch ihre Erben sehen das scheinbar anders. Muss nun auch der Aislinger Kindergarten für seinen Namen bezahlen?
Die Geschichte soll angefangen haben, als die Gemeinde Eppelheim im Rhein-Neckar-Kreis auf Nummer sicher gehen wollte. Sie erkundigte sich bei der Erbengemeinschaft Lindgrens und wollte wissen, ob sie ihren neu eröffneten Kindergarten nach Pippi Langstrumpfs Haus benennen kann. Lindgrens Urenkel Johan Palmberg habe persönlich geantwortet, der Kindergarten dürfe den Namen für 500 Euro im Jahr gerne behalten. Eppelheims Bürgermeister denkt darüber nach, den Namen dennoch weiterzuführen. Doch für viele Kindergärten wäre das zu teuer. Sie haben versucht, die Namensrechte zu umgehen und sich zum Beispiel in „Haus Kunterbunt“umbenannt.
Bei der „Villa Kunterbunt“in Aislingen ist bisher noch keine Beschwerde aus Schweden eingegangen. Den Kindergarten gibt es seit 1982. Wie Pippis Haus heißt er seit der Jahrtausendwende. „Die Gemeinde wollte dem Kindergarten einen speziellen Namen geben, man sollte sich damit identifizieren können“, sagt Wilhelm Reicherzer von der Aislinger Verwaltung.
Patrizia Müller aus Wertingen leitet den Kindergarten nun seit vier Jahren. Sie glaubt nicht, dass man ihn jetzt umbenennt. „Etliche Kindergärten in der Umgebung und in Augsburg heißen so“, sagt sie. Sie würde sagen, Aislingen behält den Namen jetzt erst einmal. „Auf so eine Panikmache gehe ich gar nicht erst ein.“Außerdem gefällt der Wertingerin das schöne Logo, das Eltern und Kinder sich damals gemeinsam zur „Villa Kunterbunt“überlegt haben.
Sollte es jedoch zu einer Beschwerde kommen – wovon derzeit aber niemand ausgeht –, könnte es sich der Kindergarten nicht leisten, jährlich 500 Euro für den eigenen Namen zu bezahlen. „In sozialen Einrichtungen muss sowieso viel gespart werden, für so etwas können wir kein Geld ausgeben“, sagt Müller. Reicherzer betont, dass der Kindergarten unter diesem Namen bekannt sei. Wenn er urheberrechtlich geschützt ist, müsse man sich jedoch damit befassen. Von offizieller Seite habe die Gemeinde aber noch nichts gehört. Für die Kindergärten bleibt nur zu hoffen, dass sich die Erbengemeinschaft – ganz im Sinne der genügsamen Kinderbuchautorin – von dem Wunsch nach Geld verabschieden wird. Ansonsten ist Kreativität gefragt. Der Kindergarten der Stadt Wertingen zum Beispiel ist bei dieser Diskussion bereits fein raus – er heißt nicht wie Pippis Haus, sondern einfach nur „Kindergarten Kunterbunt“.
Kinder und Eltern haben ein schönes Logo gestaltet