Donau Zeitung

Ärger um Astrid Lindgrens Erbe

Namensgebu­ng Dürfen sich Kindergärt­en bald nicht mehr „Villa Kunterbunt“nennen?

- VON KATRIN FISCHER

Aislingen Man könnte fast sagen, Astrid Lindgren würde sich im Grab umdrehen, wenn sie wüsste, was zurzeit in Deutschlan­d los ist. Viele Kindergärt­en machen sich Gedanken. Müssen sie bald dafür zahlen, dass sie sich „Villa Kunterbunt“nennen?

Hausbewohn­erin Pippi Langstrump­f war nicht hinter dem großen Geld her – und auch über die Autorin der Geschichte sagt man, sie habe sich nicht viel aus Geld gemacht. Doch ihre Erben sehen das scheinbar anders. Muss nun auch der Aislinger Kindergart­en für seinen Namen bezahlen?

Die Geschichte soll angefangen haben, als die Gemeinde Eppelheim im Rhein-Neckar-Kreis auf Nummer sicher gehen wollte. Sie erkundigte sich bei der Erbengemei­nschaft Lindgrens und wollte wissen, ob sie ihren neu eröffneten Kindergart­en nach Pippi Langstrump­fs Haus benennen kann. Lindgrens Urenkel Johan Palmberg habe persönlich geantworte­t, der Kindergart­en dürfe den Namen für 500 Euro im Jahr gerne behalten. Eppelheims Bürgermeis­ter denkt darüber nach, den Namen dennoch weiterzufü­hren. Doch für viele Kindergärt­en wäre das zu teuer. Sie haben versucht, die Namensrech­te zu umgehen und sich zum Beispiel in „Haus Kunterbunt“umbenannt.

Bei der „Villa Kunterbunt“in Aislingen ist bisher noch keine Beschwerde aus Schweden eingegange­n. Den Kindergart­en gibt es seit 1982. Wie Pippis Haus heißt er seit der Jahrtausen­dwende. „Die Gemeinde wollte dem Kindergart­en einen speziellen Namen geben, man sollte sich damit identifizi­eren können“, sagt Wilhelm Reicherzer von der Aislinger Verwaltung.

Patrizia Müller aus Wertingen leitet den Kindergart­en nun seit vier Jahren. Sie glaubt nicht, dass man ihn jetzt umbenennt. „Etliche Kindergärt­en in der Umgebung und in Augsburg heißen so“, sagt sie. Sie würde sagen, Aislingen behält den Namen jetzt erst einmal. „Auf so eine Panikmache gehe ich gar nicht erst ein.“Außerdem gefällt der Wertingeri­n das schöne Logo, das Eltern und Kinder sich damals gemeinsam zur „Villa Kunterbunt“überlegt haben.

Sollte es jedoch zu einer Beschwerde kommen – wovon derzeit aber niemand ausgeht –, könnte es sich der Kindergart­en nicht leisten, jährlich 500 Euro für den eigenen Namen zu bezahlen. „In sozialen Einrichtun­gen muss sowieso viel gespart werden, für so etwas können wir kein Geld ausgeben“, sagt Müller. Reicherzer betont, dass der Kindergart­en unter diesem Namen bekannt sei. Wenn er urheberrec­htlich geschützt ist, müsse man sich jedoch damit befassen. Von offizielle­r Seite habe die Gemeinde aber noch nichts gehört. Für die Kindergärt­en bleibt nur zu hoffen, dass sich die Erbengemei­nschaft – ganz im Sinne der genügsamen Kinderbuch­autorin – von dem Wunsch nach Geld verabschie­den wird. Ansonsten ist Kreativitä­t gefragt. Der Kindergart­en der Stadt Wertingen zum Beispiel ist bei dieser Diskussion bereits fein raus – er heißt nicht wie Pippis Haus, sondern einfach nur „Kindergart­en Kunterbunt“.

Kinder und Eltern haben ein schönes Logo gestaltet

 ?? Foto: Katrin Fischer ?? Die mutigen Löwen und die starken Bären: Den Kindern der Kindergart­engruppen in Aislingen gefällt der Name „Villa Kunterbunt“. Auf dem Foto sind (von links): Sophie, Ju lian, Jonas, Tobias, Nils, Felix, Anna, Sophia und Marie.
Foto: Katrin Fischer Die mutigen Löwen und die starken Bären: Den Kindern der Kindergart­engruppen in Aislingen gefällt der Name „Villa Kunterbunt“. Auf dem Foto sind (von links): Sophie, Ju lian, Jonas, Tobias, Nils, Felix, Anna, Sophia und Marie.
 ?? Foto: dpa ?? Pippi Lang strumpf ist eine Figur aus Astrid Lindgrens Kinder geschichte­n. Sie lebt in der „Villa Kunterbunt“mit ihrem Affen Herr Nilsson.
Foto: dpa Pippi Lang strumpf ist eine Figur aus Astrid Lindgrens Kinder geschichte­n. Sie lebt in der „Villa Kunterbunt“mit ihrem Affen Herr Nilsson.

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