Ein neues Ärztehaus
Gemeinderat Was ist besser: Holz oder Mauerwerk? Und was verbirgt der Untergrund?
In Holzheim wird ein neues Ärztehaus gebaut. Dort wird es nicht nur Platz für eine Allgemeinarztpraxis geben. Wie die Pläne genau aussehen.
Holzheim Die kurzen Kommentare von „Ahhh“bis „Ohhh“beim Anblick der 3D-Projektionen konnten bei der jüngsten Sitzung des Holzheimer Gemeinderates durchaus als vorgezogene Zustimmung zum Bau eines Medizinerzentrums an der Hauptstraße in Weisingen gedeutet werden. Schließlich zeigten nach einer ausführlichen Präsentation durch Architekt Josef „Sepp“Schuster alle Hände des 16-köpfigen Gremiums nach oben. Durch die einhellige Zustimmung konnte das seit über einem Jahr in der Diskussion stehende Vorhaben mächtig in Fahrt gebracht werden. „Jetzt geben wir richtig Gas“, lautet die Devise. Bis die ersten Patienten den eleganten überdachten Haupteingang an der Ostseite des über 23 Meter langen und zwölf Meter breiten Gebäudes mit Pultdach passieren werden, könnte es allerdings noch dauern. Denn der erfahrene Planer aus Dillingen, der im Laufe des Abends auch nicht der hartnäckigsten Frage der Bürgervertreter ausweichen wollte, berichtete von laufenden Gesprächen mit Ärzten „über den Feinschliff der Praxen“in dem Ärztehaus mit fast 500 Quadratmetern Nutzfläche.
Diese wollte Bürgermeister Erhard Friegel (FW) gleich zu Beginn vor allem jungen Medizinern schmackhaft machen. Im Erdgeschoss bietet sich eine große Allgemeinpraxis an, im Obergeschoss drei Einheiten des Gesundheitswesens, etwa ein Physiotherapeut. Dort haben die Architekten zum Beispiel Warte- wie Rückzugsbereiche sowie ein „Backoffice“vorgesehen, das für administrative Aufgaben zur Verfügung stehen könnte.
Deren Nutzer können, wie Ar- Schuster durchblicken ließ, wegen der großzügigen Fenster auf West- und Ostseite mit einer wahren Lichtflut rechnen. Die Sonne wollen die Experten auch durch die Nutzung von Solaranlagen einspannen. Unter Lichtblick kann wohl auch die „insgesamt pflegeleichte Optik“(Schuster) des Hauses mit Lift verbucht werden, vor dem 32 Stellplätze für Fahrzeuge entstehen sollen, vier davon mit ihren dreieinhalb Metern Breite rollstuhlgerecht. Die barrierefreie, behindertenfreundliche Anordnung soll zudem sicherstellen, dass ein Sanitätsauto dort jederzeit anfahren kann. Diskussionsbedarf entstand dennoch bei der Entscheidung zwischen Massiv- und Holzbauweise, bei der die Gemeinderäte ihre eigene Expertise engagiert einbrachten. Die Detailkenntnis manches Gremiumsmitglieds reizte den anwesenden Architekten auch zu kurzen „philoso- phischen Betrachtungen“zu Naturmaterial gegenüber von Mauerwerk. „Alles hat Vor- und Nachteile“, gab Josef Schuster zu bedenken und bezifferte die Kostenerhöhung durch Holz auf rund fünf Prozent. Allerdings könne durch dessen „riesigen Vorfertigungsgrad“schneller gebaut und früher genutzt werden. Während bei der klassischen schweren und dichten Bauweise einmal entstandene Wärme länger anhalte, müsse bei Holz mit einer schnelleren Auskühlung der Räume gerechnet werden. Letzteres könne innerhalb von einem Dreivierteljahr umgesetzt werden, Massives dauere bis zu zwei Monate länger.
Als Freunde des natürlichen Materials outeten sich Gemeinderat Hubert Ehnle (Eppisburg), der auf die relativ geringen Mehrkosten hinwies, und der Bürgermeister selbst: „Holz wäre doch reizvoll auf dem Gelände eines ehemaligen Sächitekt gewerks.“Dagegen wollte Rainer Egger (Eppisburg) „bei den Ausgaben auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen und ein solides wie ordentliches Gebäude erstellen lassen“. Im Entwurf von Planer Schuster, der jetzt „alles durchrechnen“möchte, kommen beim Erdgeschoss Massiv-, im ersten Stock Holzsysteme zum Tragen.
Stoffe ganz anderer Art scheinen im Untergrund zu schlummern, denn laut Bürgermeister Friegel handelt es sich bei dem gemeindlichen Grundstück um „eine Verdachtsfläche“in Sachen Baudenkmäler. Will heißen: Bei den rund 80000 Euro teuren Abbrucharbeiten beim bestehenden Altgebäude muss mit höchster Umsicht vorgegangen werden. „Da könnte ja plötzlich ein Römer herausspringen“, witzelte einer bei der Sitzung, die von rund 20 Besuchern verfolgt wurde.