Donau Zeitung

Gegen Flutpolder und gegen andere

Hochwasser­schutz Die Diskussion in Gremheim wurde teils persönlich

- VON CORDULA HOMANN

Gremheim Wenn man keine Flutpolder will, wie könnte die Alternativ­e für den Hochwasser­schutz dann aussehen? Darüber diskutiert­e die Bürgerinit­iative Rettet das Donauried mit knapp 200 Interessie­rten im Gremheimer Gasthaus Rose. Johann Häusler, Landtagsab­geordneter der Freien Wähler, ist für einen dezentrale­n Hochwasser­schutz. Aktuell müsse man zwar davon ausgehen, dass drei Flutpolder in der Region gebaut werden. „Doch überall, wo Widerstand aufkam, haben sich die Gewichtung­en verschoben“, erinnerte Häusler. Deswegen sollten Landwirte und Naturschut­z gemeinsam auftreten. „Uns geht es nicht um Krawall, sondern um einen Lösungsans­atz.“

Der Bund Naturschut­z, auf dem Podium vertreten durch Dieter Leippert, Vorsitzend­er des Dillinger Kreisverba­ndes, ist auch gegen Flutpolder. Deichrückv­erlegungen in ganz Bayern könnten stattdesse­n eine Lösung für den angestrebt­en Hochwasser­schutz sein. Auch dafür seien landwirtsc­haftliche Flächen notwendig, allerdings bliebe das Wasser dort nicht, wie in einem Flutpolder, stehen. Erst, wenn die Deichrückv­erlegungen nicht mehr ausreichen, so Leippert, könne man über Flutpolder reden.

Für Regenversi­ckerung vor Ort machte sich Reinhold Sing stark, SPD-Kreisrat aus Wittisling­en. Dass Höchstädt 40 Bauplätze ausweist und dass das dort anfallende Regenwasse­r in den Kanal geleitet werden soll, ist für Sing ein Unding. Dem Ziel mehr Versickeru­ng schloss sich Anette Paulus, FDPKreisrä­tin aus Bissingen, an. Als Albert Riedelshei­mer, Direktkand­idat der Grünen für die Bundestags­wahl und Stadtratsm­itglied in Donauwörth, an jeden Einzelnen appelliert­e, jede Autofahrt zu hinterfrag­en, verlangten die Zuhörer, sich wieder dem Thema „Flutpolder“zuzuwenden.

Hubert Mayer, Sprecher der BI und Moderator des Abends, erkundigte sich bei den Politikern dann, warum Fördergeld­er für den Hochwasser­schutz nicht abgefragt worden seien. Um in den Genuss der Zuschüsse zu kommen, erklärte Häusler, müssten die Kommunen viel Geld investiere­n. Das würde viele finanziell überstrapa­zieren. Deswegen hätten sich die Freien Wähler für ein Zuschussko­nzept in Höhe von 90 Prozent für dezentrale Maßnahmen starkgemac­ht, das die CSU im Landtag aber abgelehnt hatte.

Als Mayer dann die Runde fragte, wie man die Leute dafür mobilisier­en wolle, auf die Straße zu gehen, warf Riedelshei­mer den Ball zurück: Das sei auch ein Stück weit Aufgabe der BI. Und Naturschüt­zer Leippert erinnerte daran, dass der BUND zwar sehr aktiv sei. „Aber ich glaube nicht, dass alle hier unsere Position vertreten. Wir sind auch gegen einen Ausbau der B16 und die neue Straße bei Pfaffenhof­en. Wenn Sie sich uns anschließe­n wollen, gerne.“Wieder forderte ein Zuschauer, man möge doch beim Thema Flutpolder bleiben. Bei der offenen Diskussion­srunde meldete sich unter anderem Höchstädts Stadtratsm­itglied Wolfgang Konle, Vorsitzend­er der SPD, und lud Riedelshei­mer als Vertreter Donauwörth­s ein, dem Bündnis „Hochwasser­schutz in der Region“beizutrete­n. „Schließlic­h machen wir die ganze Geschichte ja nur für Donauwörth“, erklärte Konle und bekam dafür viel Applaus. Riedelshei­mer bat um Unterlagen über das Bündnis. Wenn da aber drinstünde, Donauwörth sei an allem schuld, werde es schwierig.

Im Publikum saßen viele Landwirte und auch Vertreter des BBV. Ein anderer Bürger erkundigte sich, ob nach einem dritten Hochwasser das Risiko bestehe, dass der Freistaat Grundstück­e dann zum Spottpreis kauft. Ganz so schlimm, meinte Reinhold Sing dazu, werde es wohl nicht. Auch ein Vertreter der Jungen Union meldete sich zu Wort. Wie berichtet, hatte die JU sich in einer Pressemitt­eilung darüber beschwert, dass an der Diskussion in Gremheim auch ein Vertreter der AfD teilnehmen sollte. Dieser war daraufhin ausgeladen worden. Matthias Eckstein, Schriftfüh­rer der JU im Kreis Dillingen, fragte, welcher der Vertreter von Politik und Verbänden sich denn im Rahmen des Planfestst­ellungsbes­chlusses wehren wird. Dieter Leippert wollte nicht verraten, ob der BUND dann klagt. „Aber wir haben 220000 Mitglieder. Glauben Sie mir, wir können auf den Tisch hauen.“Bis die Planungen in sechs bis zehn Jahren so weit sind, sagte MdL Häusler, sei seine politische Zeit vorbei. Daher wollte er nichts verspreche­n.

Auch Schwenning­ens Bürgermeis­ter Reinhold Schilling kam während der offenen Runde zu Wort. Man habe viel gehört, sagte er. „Aber ob wir mit unserem Ziel so weiterkomm­en, das gebe ich zu bedenken.“Das Bündnis Hochwasser­schutz in der Region, in dem sich die Kommunen des Landkreise­s zusammenge­schlossen haben, hätte einiges erreicht. Moderator Mayer beschwerte sich über mangelnde Unterstütz­ung seitens der Gemeinde. Ein anderer Bürger warf Schilling zudem vor, er habe sich nur gegen den Polder im Norden bei Schwenning­en gewehrt, aber nicht gegen den jetzt geplanten im Süden bei Gremheim. Schilling entgegnete, man müsse nicht immer einer Meinung sein. Die Staatsregi­erung wolle die Flutpolder. Dass totaler Widerstand helfe, bezweifelt­e Schilling. „Und wenn uns das Wasserwirt­schaftsamt und die Regierung nicht mehr ernst nehmen, dann haben wir verloren.“Die CSU war nicht vertreten. Die BI sagte, sie habe Georg Winter, CSU-Landtagsab­geordneter, mehrfach eingeladen. Der wusste davon auf Nachfrage nichts. Mehr als eine Mail darüber, wo die Veranstalt­ung sei, habe er nie gesehen.

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Archivfoto: Heinz Budjarek Zum Schutz vor Hochwasser (das Foto stammt von Anfang Februar aus Ruderatsho­fen im Ostallgäu) will die Staatsregi­erung im Landkreis Dillingen mehrere Flutpolder bauen. Dagegen regt sich massiver Widerstand, etwa in Gremheim.
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Foto: Homann Die Stühle reichten im Gasthaus Rose gar nicht, so viele Bürger kamen zur Veranstalt­ung der BI Rettet das Donauried nach Grem heim.

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