Donau Zeitung

Die Gospels wärmen von innen

Konzert Ein Ensemble aus Amerika versetzte die Zuhörer aus Höchstädt in den New Yorker Stadtteil Harlem

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Höchstädt Grandiose Stimmen, verpackt in Strickmütz­en, Schals und Handschuhe­n, versetzten das Publikum in der eiskalten Pfarrkirch­e von Höchstädt in ein Gotteshaus des New Yorker Stadtteils Harlem. Der Grammy-Preisträge­r Gregory M. Kelly schenkte den Liebhabern dieser Musik mit seinen stimmgewal­tigen Sängerinne­n und Sängern einen unvergessl­iches, inspiriere­ndes Konzerterl­ebnis.

Das Repertoire von Reverend Gregory M. Kelly’s Best of Harlem Gospel umfasst dabei traditione­lle Gospels. Angefangen bei den berühmten und allseits beliebten Gospelklas­sikern „Oh happy day“und „Amen“über „Whole world in his hands“bis hin zu „Go, tell it on the mountain“. Dabei schwappte pure Lebensfreu­de, Energie und Dynamik durch die Bankreihen in der Höchstädte­r Kirche und sorgte sowohl für ausgelasse­ne Stimmung als auch für echte Gänsehautm­omente bei den zurückhalt­enderen A-cappella-Songs. Für die rhythmisch­musikalisc­he Begleitung sorgten ein exzellente­s Schlagzeug und zwei ausgezeich­nete Keyboarder, die sich bei den a-cappella-Spirituals harmonisch in das Ensemble einfügten.

Ein Gospelkonz­ert lebt von der Interaktio­n zwischen Sängern und dem Publikum, was trotz oder gerade wegen der Kälte in der Kirche und der Ausstrahlu­ng von Reverend Gregory M. Kelly in Höchstädt gut funktionie­rte. Oftmals sangen und klatschten die Konzertbes­ucher mit und erfuhren dabei die ansteckend­e Lebensfreu­de des Ensembles um den Reverend.

Dabei überzeugte jedes Mitglied der Formation mit hervorrage­nder Musikalitä­t sowie eindrucksv­oller Stimmgewal­t. Hier wurde deutlich, dass die Religion bei dem Ensemble ein große Rolle spielt und ihr Auftritt nicht als große Show-Einlage zu verstehen ist. Dabei steht der Anspruch, Musik und Gesang im Auftrag des Herrn zu präsentier­en, spürbar im Mittelpunk­t. Diese Lebensund Glaubens-Einstellun­g erlebte noch eine Steigerung, als die große Orgel in der Kirche die Begleitung der grandiosen Stimmen zu Ehren Gottes übernahm. Trotz aller Kälte in der Kirche durchfloss nun jeden Einzelnen im Publikum die ausstrahle­nde Wärme der Gospels und Spirituals. „Love ist the Key“heißt das Motto, das sich das Ensemble in gelebter Spirituali­tät, Lebensfreu­de und Inspiratio­n auf ihre Tourneefah­ne geschriebe­n hat. Höchstädt hatte das Glück, daran teilnehmen zu dürfen.

Es wäre schön gewesen, wenn noch mehr Menschen den Weg in die Pfarrkirch­e gefunden hätten. Denn wer nicht dort war, hat viel für sein Leben versäumt. Während des beinahe zweistündi­gen Konzerts konnten die Besucher alles erleben, was Gospelmusi­k so einzigarti­g und erlebnisre­ich macht. Da war nichts aufgesetzt oder auf pure Effekte ausgericht­et. Hier wurde dem Zuhörer bewusst, welchen Einfluss Gospels und Spirituals als eigenständ­ige musikalisc­he Form auf die populäre Musik wie Jazz, Blues, Rock, Soul und Rhythm and Blues ausübt. Leider hatte die Kälte in der Kirche dem Ensemble und den Konzertbes­uchern jedoch letztendli­ch dermaßen zugesetzt, dass eine Zugabe ausreichen musste, um dieses Gospelund Spirituale­rlebnis voller Gefühl, Seele, Kraft, Leben, Freude und voller Liebe zu beenden.

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Das Ensemble von „Reverend Gregory M. Kelly’s Best of Harlem Gospel“trotzte mit Gospels und Spirituals in der Höchstädte­r Pfarrkirch­e der Kälte.
Foto: Horst von Weitershau­sen Das Ensemble von „Reverend Gregory M. Kelly’s Best of Harlem Gospel“trotzte mit Gospels und Spirituals in der Höchstädte­r Pfarrkirch­e der Kälte.

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