Donau Zeitung

Wer feiern kann, der kann auch…

Arbeitsrec­ht Die närrische Zeit erreicht nun ihren Höhepunkt. Aber toben und arbeiten, wie geht das zusammen? Lauinger Tricks: Warum es nicht überall nötig ist, Urlaub zu nehmen

- VON KATRIN FISCHER

Lauingen Wer sich einen echten Lauinger schimpft, der geht heute zum Hexentanz. Da wird nicht lange überlegt, wie das in den Wochenplan passt, da wird gefeiert – auch bis in die frühen Morgenstun­den. Praktisch für Sonja Hirmer, sie arbeitet bei Himmelbäck in Lauingen. „Ich bin früher einfach direkt vom Hexentanz wieder in die Arbeit gegangen.“So war es gar nicht nötig, extra Urlaub zu nehmen. Besondere Ausnahmere­geln gibt es bei der Bäckerei nicht. Trotz Fasching sollte man pünktlich zur Arbeit erscheinen.

Dass die Narrenzeit das Arbeitsrec­ht nicht außer Kraft setzt, darauf weist die IHK Schwaben hin. Fasching habe mit gesetzlich­en Feiertagen nichts zu tun. Auch wer sich am Arbeitspla­tz kostümiere­n möchte, muss die üblichen Regeln beachten. Sicherheit­s- und Hygienebes­timmungen zum Beispiel sollten auch von Löwen, Clowns und Co. eingehalte­n werden.

Sonja Hirmer wird in diesem Jahr nicht durchmache­n, sondern ganz normal arbeiten – wobei, wirklich „normal“geht es an Fasching in Lauingen nur selten zu. Die Mitarbeite­r von Himmelbäck werden in den kommenden Tagen ihre Kunden bunt kostümiert bedienen.

Ein Ausnahmezu­stand eben – sagt auch Daniel Kränzle, der in Lauingen eine Fahrschule führt. Von heute an bis zum Morgen nach dem Rosenmonta­gsball hat er mit seinen Schülern keine Termine ausgemacht. Im Landkreis sei das so üblich. Außerdem könne er schlecht unterricht­en, während draußen „Hexen vorbeispri­ngen“. Die Stadt sei jetzt fest in der Hand des Faschings, und auch Kränzle selbst ist „natürlich“beim Umzug mit dabei.

Wenn der Umzug durch die Innenstadt schon für viele Lauinger ein Pflichtter­min ist – für das Prinzenpaa­r ist er es erst recht. Laudonias Prinz Sven Schneider hat sich ab heute freigenomm­en. Für seinen Arbeitgebe­r, Fendt-Caravan in Mertingen bei Donauwörth, sei es inzwischen selbstvers­tändlich, dass der aktive Faschingsn­arr in diesem Zeitraum nicht da ist. Prinzessin Marina Freyer stößt heute nach der Arbeit dazu, dann hat auch sie frei. Bis zum Aschermitt­woch haben beide volles Programm. „Den Rest der Woche erholen wir uns“, erzählt Sven I.

Das Prinzenpaa­r der Gundelfing­er Glinken macht es ähnlich. „Während der letzten Tage der Narrenzeit hat das Prinzenpaa­r Urlaub, das ist selbstvers­tändlich“, sagt Gerhard Kleiber. Bislang habe es damit nie ein Problem gegeben. In Gundelfing­en muss man kein Prinz sein, um sich ein paar freie Tage zu gönnen. Viele nehmen sich Urlaub. „Die eingefleis­chten Narren nehmen und bekommen im Fasching frei“, sagt Achim Poetschke, Geschäftsf­ührer der Gartenbauz­entrale Gundelfing­en.

Wenn es um Arbeitsrec­ht geht, hat der Ausnahmezu­stand aber auch seine Grenzen: Wer nicht freigenomm­en habe, könnte laut Poetschke an Weiberfasc­hing schon toben,

sollte aber schauen, dass er am Freitag wieder in der Arbeit erscheint. Poetschke, selbst kein Faschingsf­an, rechnet am Freitag aber durchaus mit Verlusten innerhalb des Personals. „Verluste gibt es überall, auch im Fasching.“

Um eben diese Verluste zu vermeiden, hält sich bei Möbel Walter in Lauingen seit Jahren eine Tradition. Dort ist am Rußigen Freitag, am Rosenmonta­g und am Faschingsd­ienstag einfach geschlosse­n. Heute

wird noch gearbeitet und am Abend können alle Angestellt­en zum Hexentanz. „Jeder Lauinger geht da hin“, sagt Cornelia Walter.

Auch die Kunden wissen, dass an diesen Tagen besondere Umstände herrschen. Viele „eingefleis­chte“Lauinger Familienun­ternehmen hätten an diesen Tagen geschlosse­n. So muss sich niemand extra Urlaub nehmen. „Natürlich geh ich auch zum Hexentanz“, sagt Cornelia Walter. Kommentar

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Foto: kite_rin, Fotolia Wer feiern kann, der kann auch arbeiten, heißt es. An diesen Tagen erreicht der Fasching in der Region seinen Höhepunkt. Manche Betriebe sind währenddes­sen geschlosse­n, andere geben ihren Mitarbeite­rn Urlaub – sodass Szenen wie auf diesem Foto gar...

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