Wer feiern kann, der kann auch…
Arbeitsrecht Die närrische Zeit erreicht nun ihren Höhepunkt. Aber toben und arbeiten, wie geht das zusammen? Lauinger Tricks: Warum es nicht überall nötig ist, Urlaub zu nehmen
Lauingen Wer sich einen echten Lauinger schimpft, der geht heute zum Hexentanz. Da wird nicht lange überlegt, wie das in den Wochenplan passt, da wird gefeiert – auch bis in die frühen Morgenstunden. Praktisch für Sonja Hirmer, sie arbeitet bei Himmelbäck in Lauingen. „Ich bin früher einfach direkt vom Hexentanz wieder in die Arbeit gegangen.“So war es gar nicht nötig, extra Urlaub zu nehmen. Besondere Ausnahmeregeln gibt es bei der Bäckerei nicht. Trotz Fasching sollte man pünktlich zur Arbeit erscheinen.
Dass die Narrenzeit das Arbeitsrecht nicht außer Kraft setzt, darauf weist die IHK Schwaben hin. Fasching habe mit gesetzlichen Feiertagen nichts zu tun. Auch wer sich am Arbeitsplatz kostümieren möchte, muss die üblichen Regeln beachten. Sicherheits- und Hygienebestimmungen zum Beispiel sollten auch von Löwen, Clowns und Co. eingehalten werden.
Sonja Hirmer wird in diesem Jahr nicht durchmachen, sondern ganz normal arbeiten – wobei, wirklich „normal“geht es an Fasching in Lauingen nur selten zu. Die Mitarbeiter von Himmelbäck werden in den kommenden Tagen ihre Kunden bunt kostümiert bedienen.
Ein Ausnahmezustand eben – sagt auch Daniel Kränzle, der in Lauingen eine Fahrschule führt. Von heute an bis zum Morgen nach dem Rosenmontagsball hat er mit seinen Schülern keine Termine ausgemacht. Im Landkreis sei das so üblich. Außerdem könne er schlecht unterrichten, während draußen „Hexen vorbeispringen“. Die Stadt sei jetzt fest in der Hand des Faschings, und auch Kränzle selbst ist „natürlich“beim Umzug mit dabei.
Wenn der Umzug durch die Innenstadt schon für viele Lauinger ein Pflichttermin ist – für das Prinzenpaar ist er es erst recht. Laudonias Prinz Sven Schneider hat sich ab heute freigenommen. Für seinen Arbeitgeber, Fendt-Caravan in Mertingen bei Donauwörth, sei es inzwischen selbstverständlich, dass der aktive Faschingsnarr in diesem Zeitraum nicht da ist. Prinzessin Marina Freyer stößt heute nach der Arbeit dazu, dann hat auch sie frei. Bis zum Aschermittwoch haben beide volles Programm. „Den Rest der Woche erholen wir uns“, erzählt Sven I.
Das Prinzenpaar der Gundelfinger Glinken macht es ähnlich. „Während der letzten Tage der Narrenzeit hat das Prinzenpaar Urlaub, das ist selbstverständlich“, sagt Gerhard Kleiber. Bislang habe es damit nie ein Problem gegeben. In Gundelfingen muss man kein Prinz sein, um sich ein paar freie Tage zu gönnen. Viele nehmen sich Urlaub. „Die eingefleischten Narren nehmen und bekommen im Fasching frei“, sagt Achim Poetschke, Geschäftsführer der Gartenbauzentrale Gundelfingen.
Wenn es um Arbeitsrecht geht, hat der Ausnahmezustand aber auch seine Grenzen: Wer nicht freigenommen habe, könnte laut Poetschke an Weiberfasching schon toben,
sollte aber schauen, dass er am Freitag wieder in der Arbeit erscheint. Poetschke, selbst kein Faschingsfan, rechnet am Freitag aber durchaus mit Verlusten innerhalb des Personals. „Verluste gibt es überall, auch im Fasching.“
Um eben diese Verluste zu vermeiden, hält sich bei Möbel Walter in Lauingen seit Jahren eine Tradition. Dort ist am Rußigen Freitag, am Rosenmontag und am Faschingsdienstag einfach geschlossen. Heute
wird noch gearbeitet und am Abend können alle Angestellten zum Hexentanz. „Jeder Lauinger geht da hin“, sagt Cornelia Walter.
Auch die Kunden wissen, dass an diesen Tagen besondere Umstände herrschen. Viele „eingefleischte“Lauinger Familienunternehmen hätten an diesen Tagen geschlossen. So muss sich niemand extra Urlaub nehmen. „Natürlich geh ich auch zum Hexentanz“, sagt Cornelia Walter. Kommentar