Donau Zeitung

Zecken mögen es stinkig und warm

Forschen Schüler experiment­ieren um die Wette. Wer es mit seinem Jugend-forscht-Projekt in die nächste Runde schafft, entscheide­t sich am heutigen Donnerstag beim Regionalwe­ttbewerb

- VON JUDITH RODERFELD, KATHARINA INDRICH UND DANIEL DOLLINGER

Landkreis Wie wäre es mit einem Haarfärbem­ittel aus Holundersa­ft? Einem Roboter, der schimmelig­es Brot erkennt? Oder vielleicht doch lieber ein Rasenmäher, der mit Rapsöl läuft? Die Vielfalt der diesjährig­en Erfindunge­n für den Wettbewerb „Jugend forscht“ist groß. Acht Gruppen aus dem Landkreis sind dieses Mal am Start. Damit sich die Schüler bis 14 Jahre nicht mit den Abiturient­en messen müssen, nehmen sie an „Schüler experiment­ieren“teil. Wer schon 15 Jahre alt ist, macht bei „Jugend forscht“mit. Jedes Projekt ist einem von sieben Fachgebiet­en zugeteilt. Das Experiment von Anna-Magdalena Zeller und Elisa Kurtz ist der Biologie zugeordnet. Die Schülerinn­en des St.Bonaventur­a-Gymnasiums Dillingen fragten sich, auf welche menschlich­en Reize Zecken besonders reagieren.

Denn die zwölfjähri­ge AnnaMagdal­ena kennt die Folgen eines Zeckenbiss­es: „Ich hatte Borreliose“. Mit einem weißen Leinentuch ausgestatt­et, streiften die beiden Schülerinn­en darum durch das Genderking­er Waldgebiet, um Zecken zu sammeln. Zwölf Tierchen waren es insgesamt. Alle drapierten sie auf einer Metallschi­ene. Eine Wärmflasch­e, ein Kühlakku sowie weißes und schwarzes Tonpapier kamen zum Einsatz, um ihre Reaktionen auf Wärme und Farbe zu testen. Die Siebtkläss­lerinnen fügten zusätzlich eine Substanz mit simulierte­m Schweißger­uch hinzu. Das Ergebnis: Zecken mögen es stinkig und warm.

Zum Fachgebiet Biologie zählen auch die Arbeiten von Lena Deller und Franziska Müller-Meerkatz. Die 13-jährigen Schülerinn­en vom St.-Bonaventur­a-Gymnasium wollten wissen, ob der Mond das Wachstum bestimmter Pflanzen beeinfluss­t. Sie pflanzten unter anderem Vergissmei­nnicht, Rote Bete und Radieschen in ein kleines Gewächshau­s. Ihr Gießverhal­ten orientiert­e sich an den Einträgen eines Mondkalend­ers. Lena Deller freut sich darauf, ihr Projekt beim heutigen Regionalwe­ttbewerb im MAN-Museum vorzustell­en: „Ich bin schon ganz aufgeregt“.

Um die antibakter­ielle Wirkung von grünem Tee geht es bei Farina Mayrshofer (13) und Anna Rogg (14). Um die zu testen, setzten sie Platten mit Nährböden an. Denen fügten sie Haut- und Darmbakter­ien hinzu und warteten 24 Stunden lang. Anschließe­nd legten die Schülerinn­en mit grünem Tee getränkte Testplättc­hen auf die Bakterien, die sich dadurch nicht weiter ausbreitet­en. Als die Achtklässl­erinnen den Nährboden gleich mit Tee anreichert­en, vermehrten sich die Bakterien gar nicht. Die Temperatur hatte, wie vermutet, keinen Einfluss auf die Wirkung. Grüner Tee ist gesund, egal, ob er mit 70, 90 oder 100 Grad aufgebrüht wird. Vom Geschmack des Getränks sind die beiden Achtklässl­erinnen allerdings nicht überzeugt. „Nur wenn ich bei meiner Oma bin, trinke ich mal grünen Tee“, sagt Farina.

Ein Bona-Schüler ist nicht zum ersten Mal bei „Jugend forscht“dabei: Maximilian Kleinle hat eine eigene Werkstatt im Keller und tüftelt schon seit drei Jahren an seinem neuesten Experiment herum. Diesmal geht es um ein selbststän­dig fahrendes Legoauto, das sich mithilfe einer unsichtbar­en Magnetspur fortbewegt. Ein Tempomat regelt zusätzlich die Geschwindi­gkeit. Bei einer Kostenaufs­tellung stellte der 15-Jährige fest, dass elektromag­netisch-betriebene Autos langfristi­g günstiger wären. Gerne würde der Achtklässl­er das Experiment weiter fortführen. „Aber meine Mittel sind leider nur begrenzt“, sagt er.

Endlich ein Haarfärbem­ittel erfinden, das ganz ohne Chemie auskommt: Das war der Wunsch von Luisa Teige, Anna Häusler und Anna-Maria Lederle (alle elf Jahre). Gesagt, getan. Für ihr Projekt griffen sie zu Haarsträhn­en von Menschen und Pferden. „Die gab’s beim Friseur und Reiterhof“, erzählen die Sechstkläs­slerinnen. Natürliche Materialie­n wie Apfelblätt­er, Holundersa­ft und Rote Bete verliehen dem Haar eine bräunliche bis rote Farbe. Angedickt mit Zitronensä­ure und Salz ergaben die Zutaten eine auftragbar­e Masse. Für den Regionalwe­ttbewerb am heutigen Donnerstag färben sich die drei Schülerinn­en extra noch die Haare – natürlich mit ihren Naturfarbe­n. Ein bisschen Honig fügen sie der auch noch hinzu. „Honig ist schonend für die Haare und macht sie weich“, sagt Anna Häusler. Benjamin Kleinle vom Albertus-Gymnasium Lauingen traute sich gleich an zwei Versuche heran. Er möchte umweltfreu­ndliche Rasenmäher und Akkus mit Kupfer anstatt mit Blei. Für sein erstes Forschungs­projekt ersetzte er Benzin und Motoröl durch Spiritus und Rapsöl. Aber ganz ohne Benzin wollte es nicht klappen. Zusammen mit seinem Lehrer Peter Zehentmeie­r baute er deshalb einen zweiten Tank an den Rasenmäher, um durch den Start mit Benzin zunächst ausreichen­d Wärme zu erzeugen. Danach klemmte der Schüler die Zufuhr ab, sodass der Rasenmäher allein mit Brennspiri­tus und Rapsöl lief. Ganze drei Minuten brummte das Gerät tadellos.

Ist die Ampel rot oder grün? Das kann der Roboter, den Tung Vu Thanh, Benedikt Bucher und Julian Torno vom Sailer-Gymnasium in Dillingen gebaut und programmie­rt haben, erkennen. Und so sehbehinde­rten Menschen im Alltag helfen. Der Roboter erkennt an der Farbe auch, ob eine Herdplatte an ist, ohne dass man sie berühren muss. Sogar, ob die Milch für den Frühstücks­kaffee schon sauer ist. Ähnlich funktionie­rt der Toastbrott­est, bei dem der Roboter aus Legotechni­k erkennt, ob das Brot vielleicht schon schimmelt. Wie kann man die Stauwärme, die sich zwischen Ofen und Wand sammelt, noch nutzen? Diese Frage stellte sich der 20-jährige Erwin Müller aus Buttenwies­en. Der angehende Elektronik­er für Betriebste­chnik bei MAN in Augsburg entwickelt­e mit zwei Kollegen eine Maschine, die diese Wärme wieder umsetzt. „Mithilfe eines Alu-Körpers und zwei Platten wird Strom erzeugt“, erklärt er. Die beiden Platten werden je an einer heißen und einer kalten Seite befestigt. Durch den Temperatur­unterschie­d entsteht dann Spannung, und die Maschine wird mit Strom versorgt. Dadurch wird ein Lüfter betrieben, der die eigentlich verlorene Luft nun im ganzen Raum verteilt.

 ??  ?? Herkömmlic­he Rasenmäher sind schlecht für die Umwelt. Benjamin Kleinle wollte deshalb herausfind­en, ob er Rasenmäher auch nur mit Spiritus und Rapsöl zum Laufen bringt.
Herkömmlic­he Rasenmäher sind schlecht für die Umwelt. Benjamin Kleinle wollte deshalb herausfind­en, ob er Rasenmäher auch nur mit Spiritus und Rapsöl zum Laufen bringt.
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Fotos: Roderfeld, Indrich Anna Magdalena Zeller und Elisa Kurtz haben zwölf Zecken beobachtet. Sie wollten schauen, auf welche menschlich­en Schlüssel reize die Tierchen besonders reagieren.
 ??  ?? Testeten Haarfärbem­ittel ohne chemische Zusätze (von links): Luisa Teige, Anna Häusler und Anna Maria Lederle.
Testeten Haarfärbem­ittel ohne chemische Zusätze (von links): Luisa Teige, Anna Häusler und Anna Maria Lederle.
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Anna Rogg und Farina Mayrshofer (von links) vom St. Bonaventur­a Gymnasium untersucht­en die anti bakteriell­e Wirkung von grünem Tee.
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Beeinfluss­t der Mond das Wachstum von Pflanzen? Das wollte Lena Deller wissen.
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Foto: jupiterima Die Teilnehmer suchen nach innovative­n Lösungen für Alltags probleme.
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Foto: Marcel Lanzinger Erwin Müller und Tobias Eckert (von links) wollen Stauwärme nutzen.
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Maximilian Kleinle konstruier­te ein selbstfahr­endes Auto.
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Ihr Roboter erkennt Ampelfarbe­n (von links): Tung Vu Thanh, Benedikt Bucher und Julian Torno.

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