Zecken mögen es stinkig und warm
Forschen Schüler experimentieren um die Wette. Wer es mit seinem Jugend-forscht-Projekt in die nächste Runde schafft, entscheidet sich am heutigen Donnerstag beim Regionalwettbewerb
Landkreis Wie wäre es mit einem Haarfärbemittel aus Holundersaft? Einem Roboter, der schimmeliges Brot erkennt? Oder vielleicht doch lieber ein Rasenmäher, der mit Rapsöl läuft? Die Vielfalt der diesjährigen Erfindungen für den Wettbewerb „Jugend forscht“ist groß. Acht Gruppen aus dem Landkreis sind dieses Mal am Start. Damit sich die Schüler bis 14 Jahre nicht mit den Abiturienten messen müssen, nehmen sie an „Schüler experimentieren“teil. Wer schon 15 Jahre alt ist, macht bei „Jugend forscht“mit. Jedes Projekt ist einem von sieben Fachgebieten zugeteilt. Das Experiment von Anna-Magdalena Zeller und Elisa Kurtz ist der Biologie zugeordnet. Die Schülerinnen des St.Bonaventura-Gymnasiums Dillingen fragten sich, auf welche menschlichen Reize Zecken besonders reagieren.
Denn die zwölfjährige AnnaMagdalena kennt die Folgen eines Zeckenbisses: „Ich hatte Borreliose“. Mit einem weißen Leinentuch ausgestattet, streiften die beiden Schülerinnen darum durch das Genderkinger Waldgebiet, um Zecken zu sammeln. Zwölf Tierchen waren es insgesamt. Alle drapierten sie auf einer Metallschiene. Eine Wärmflasche, ein Kühlakku sowie weißes und schwarzes Tonpapier kamen zum Einsatz, um ihre Reaktionen auf Wärme und Farbe zu testen. Die Siebtklässlerinnen fügten zusätzlich eine Substanz mit simuliertem Schweißgeruch hinzu. Das Ergebnis: Zecken mögen es stinkig und warm.
Zum Fachgebiet Biologie zählen auch die Arbeiten von Lena Deller und Franziska Müller-Meerkatz. Die 13-jährigen Schülerinnen vom St.-Bonaventura-Gymnasium wollten wissen, ob der Mond das Wachstum bestimmter Pflanzen beeinflusst. Sie pflanzten unter anderem Vergissmeinnicht, Rote Bete und Radieschen in ein kleines Gewächshaus. Ihr Gießverhalten orientierte sich an den Einträgen eines Mondkalenders. Lena Deller freut sich darauf, ihr Projekt beim heutigen Regionalwettbewerb im MAN-Museum vorzustellen: „Ich bin schon ganz aufgeregt“.
Um die antibakterielle Wirkung von grünem Tee geht es bei Farina Mayrshofer (13) und Anna Rogg (14). Um die zu testen, setzten sie Platten mit Nährböden an. Denen fügten sie Haut- und Darmbakterien hinzu und warteten 24 Stunden lang. Anschließend legten die Schülerinnen mit grünem Tee getränkte Testplättchen auf die Bakterien, die sich dadurch nicht weiter ausbreiteten. Als die Achtklässlerinnen den Nährboden gleich mit Tee anreicherten, vermehrten sich die Bakterien gar nicht. Die Temperatur hatte, wie vermutet, keinen Einfluss auf die Wirkung. Grüner Tee ist gesund, egal, ob er mit 70, 90 oder 100 Grad aufgebrüht wird. Vom Geschmack des Getränks sind die beiden Achtklässlerinnen allerdings nicht überzeugt. „Nur wenn ich bei meiner Oma bin, trinke ich mal grünen Tee“, sagt Farina.
Ein Bona-Schüler ist nicht zum ersten Mal bei „Jugend forscht“dabei: Maximilian Kleinle hat eine eigene Werkstatt im Keller und tüftelt schon seit drei Jahren an seinem neuesten Experiment herum. Diesmal geht es um ein selbstständig fahrendes Legoauto, das sich mithilfe einer unsichtbaren Magnetspur fortbewegt. Ein Tempomat regelt zusätzlich die Geschwindigkeit. Bei einer Kostenaufstellung stellte der 15-Jährige fest, dass elektromagnetisch-betriebene Autos langfristig günstiger wären. Gerne würde der Achtklässler das Experiment weiter fortführen. „Aber meine Mittel sind leider nur begrenzt“, sagt er.
Endlich ein Haarfärbemittel erfinden, das ganz ohne Chemie auskommt: Das war der Wunsch von Luisa Teige, Anna Häusler und Anna-Maria Lederle (alle elf Jahre). Gesagt, getan. Für ihr Projekt griffen sie zu Haarsträhnen von Menschen und Pferden. „Die gab’s beim Friseur und Reiterhof“, erzählen die Sechstklässlerinnen. Natürliche Materialien wie Apfelblätter, Holundersaft und Rote Bete verliehen dem Haar eine bräunliche bis rote Farbe. Angedickt mit Zitronensäure und Salz ergaben die Zutaten eine auftragbare Masse. Für den Regionalwettbewerb am heutigen Donnerstag färben sich die drei Schülerinnen extra noch die Haare – natürlich mit ihren Naturfarben. Ein bisschen Honig fügen sie der auch noch hinzu. „Honig ist schonend für die Haare und macht sie weich“, sagt Anna Häusler. Benjamin Kleinle vom Albertus-Gymnasium Lauingen traute sich gleich an zwei Versuche heran. Er möchte umweltfreundliche Rasenmäher und Akkus mit Kupfer anstatt mit Blei. Für sein erstes Forschungsprojekt ersetzte er Benzin und Motoröl durch Spiritus und Rapsöl. Aber ganz ohne Benzin wollte es nicht klappen. Zusammen mit seinem Lehrer Peter Zehentmeier baute er deshalb einen zweiten Tank an den Rasenmäher, um durch den Start mit Benzin zunächst ausreichend Wärme zu erzeugen. Danach klemmte der Schüler die Zufuhr ab, sodass der Rasenmäher allein mit Brennspiritus und Rapsöl lief. Ganze drei Minuten brummte das Gerät tadellos.
Ist die Ampel rot oder grün? Das kann der Roboter, den Tung Vu Thanh, Benedikt Bucher und Julian Torno vom Sailer-Gymnasium in Dillingen gebaut und programmiert haben, erkennen. Und so sehbehinderten Menschen im Alltag helfen. Der Roboter erkennt an der Farbe auch, ob eine Herdplatte an ist, ohne dass man sie berühren muss. Sogar, ob die Milch für den Frühstückskaffee schon sauer ist. Ähnlich funktioniert der Toastbrottest, bei dem der Roboter aus Legotechnik erkennt, ob das Brot vielleicht schon schimmelt. Wie kann man die Stauwärme, die sich zwischen Ofen und Wand sammelt, noch nutzen? Diese Frage stellte sich der 20-jährige Erwin Müller aus Buttenwiesen. Der angehende Elektroniker für Betriebstechnik bei MAN in Augsburg entwickelte mit zwei Kollegen eine Maschine, die diese Wärme wieder umsetzt. „Mithilfe eines Alu-Körpers und zwei Platten wird Strom erzeugt“, erklärt er. Die beiden Platten werden je an einer heißen und einer kalten Seite befestigt. Durch den Temperaturunterschied entsteht dann Spannung, und die Maschine wird mit Strom versorgt. Dadurch wird ein Lüfter betrieben, der die eigentlich verlorene Luft nun im ganzen Raum verteilt.