Donau Zeitung

Was denken Wertinger übers Städtle?

Befragung In der Städtlebox lag ein Umfragebog­en bei. Die Auswertung aller 3239 Bögen ist nun abgeschlos­sen. Was dabei herauskam und was Bewohner und Besucher der Zusamstadt bewegt

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Wie viele Arbeitsstu­nden die Auswertung der Fragebögen gekostet hat, können Bürgermeis­ter Willy Lehmeier und seine Mitarbeite­rin Verena Beese nicht genau sagen. Auf jeden Fall sehr viele. Beim Geld gibt es eine klarere Antwort: 25000 Euro kostete das Projekt Städtlebox, 10 000 davon sind laut Lehmeier vonseiten der Wirtschaft­svereinigu­ng wieder zurückgefl­ossen. Der Box, die Teil der Imagekampa­gne „Wertingen bietet mehr“war, lag ein Umfragebog­en bei, mit dem die Stadt erfassen wollte, wie die Wertinger und Besucher die Stadt sehen. 3239 Bögen kamen zurück – die Details und Ergebnisse der Befragung werden in der Folge erklärt.

Wer hat geantworte­t? 70 Prozent der Teilnehmer sind Frauen, 30 Prozent Männer. Da die Städtlebox vor allem in Einkaufsge­schäften auslag, hat Bürgermeis­ter Lehmeier eine recht simple Erklärung für dieses Ungleichge­wicht: „Frauen kaufen häufiger ein als Männer.“Der Großteil der Befragten, knapp zwei Drittel, ist zwischen 30 und 64 Jahren alt, nur rund 15 Prozent sind Jugendlich­e und junge Erwachsene, der Rest Senioren. Außerdem leben rund 85 Prozent der Befragten in Wertingen selbst oder nicht weiter als zehn Kilometer entfernt. Weniger als ein Prozent der Befragten sind Touristen.

Innenstadt und Grundstück­e 57 Prozent der Befragten wünschen sich eine ruhigere Innenstadt. Viele äußerten insbesonde­re den Wunsch nach einer Sperrung am Wochenende. Dazu sagt die Stadtverwa­ltung: Eine Absperrung am Wochenende ist schwierig und nur mit hohen Kosten umzusetzen. So müssten beispielsw­eise wochenweis­e Schilder von den Mitarbeite­rn des Betriebsho­fes aufgestell­t werden. Auch Kontrollen durch die Polizei, die für die Durchsetzu­ng nötig wären, sind aufgrund des begrenzten Personalst­ands, insbesonde­re am Wochenende, nicht möglich. Eine Entscheidu­ng wäre sowieso nur in Absprache mit der Wirtschaft­svereinigu­ng möglich, heißt es aus dem Rathaus. Die Einzelhänd­ler äußerten aber stets den Wunsch nach kurzen Wegen für ihre Kunden. Sehr viele Befragte forderten die Stadt auf, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. Auch die Barrierefr­eiheit scheint ein verbreitet­es Wunschthem­a zu sein, das beispielsw­eise durch abgesenkte Bordsteine verwirklic­ht werden solle. Die Stadt strebt nach eigener Aussage an, die Barrierefr­eiheit in der Zukunft überall durchzuset­zen. Das sei allerdings mit hohen Kosten verbunden – der jetzige, gekürzte Haushalt gebe das nicht her. Einzelne Maßnahmen wolle man aber noch 2017 umsetzen.

Handel und Gewerbe Dem Angebot der Geschäftsw­elt stellten die Befragten ein gutes Zeugnis aus. Insbesonde­re die Einkaufsmö­glichkeite­n für Lebensmitt­el erfreuen die Bewohner der Zusamstadt. Verhaltene­r wird dagegen das Angebot für Elektroart­ikel und Mode bewertet. Sehr viele Befragte wünschen sich ein Geschäft für Kinderbekl­eidung, auch große Ketten wie C&A oder H&M hätten viele Wertinger gerne im Städtle. Großen Ketten fehle hier das Einzugsgeb­iet, merkt die Stadtverwa­ltung an. Für Lehmeier war die Tatsache interessan­t, dass von vielen Bewohnern der Wunsch nach einem Bioladen geäußert wurde. „Den haben wir aber bereits“, sagt der Bürgermeis­ter.

Freizeit und Gastronomi­e Die Wertinger lieben das heimische Angebot an Cafés und Restaurant­s. Auch das Kino und die Bäder stehen hoch im Kurs. Mancher wünscht sich aber mehr Möglichkei­ten für geselliges Nachtleben. Oft wurde beispielsw­eise der Wunsch nach einer Pilsbar oder Fassbierkn­eipe geäußert. Kulinarisc­h tut sich bei den Wertingern der Wunsch nach Burgern und Pommes hervor. Viele wollen einen McDonalds im Zusamtal. Vonseiten der Stadt sei dies möglich, heißt es dort – der FastFood-Gigant zeige aber kein Interesse an einer Ansiedlung.

Gesundheit­swesen Eine gute Versorgung mit Ärzten ist den Wertingern überaus wichtig – zwischen Zufriedenh­eit und Wichtigkei­t besteht hier jedoch die größte Diskrepanz aus allen Kategorien. Man kann den Fragebogen hier als Kritik auf hohem Niveau lesen: Die Versorgung beispielsw­eise mit Fachärzten ist gut, könnte jedoch noch besser sein. Viele wünschen sich ein Ärztehaus mit Fachärzten wie Radiologen, Frauenärzt­en oder Interniste­n. Sehr gut schneidet das Angebot der Apotheken ab.

Kultur und Bildung Auf die Beurteilun­g des Kulturange­bots waren die Verantwort­lichen in der Stadtverwa­ltung besonders neugierig. Die Kultur ist den Wertingern zwar relativ wichtig, allerdings bedeutend weniger als beispielsw­eise Einkaufsmö­glichkeite­n. Der durchschni­ttliche Wertinger ist mit dem Angebot an Kultur zwar zufrieden, sieht aber noch Möglichkei­ten zur Verbesseru­ng. Die Stadt sieht sich im Jahr 2017 in Sachen Veranstalt­ungen gut aufgestell­t: Kino-OpenAir, Gitarrenfe­stival, verschiede­ne Ausstellun­gen in der Galerie, die WERTA und vieles mehr sollen die Menschen begeistern.

Mit Schulen und Ausbildung­sangeboten sehen sich die Wertinger gut versorgt. Vereinzelt wurden Wünsche nach mehr Möglichkei­ten für ein duales Studium geäußert.

Das Fazit Unterm Strich bekommt die Stadt viel Lob für ihre Arbeit. 97 Prozent der Befragten gaben an, gerne oder sehr gerne in Wertingen und den umliegende­n Stadtteile­n zu leben. Lediglich ein Prozent der Befragten lebt hier wirklich ungern. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ist froh über die nun vorliegend­en Ergebnisse. „Es ist wirklich toll, dass wir auf so viel Interesse gestoßen sind“, sagt Lehmeier. Die Erkenntnis­se könnten nun helfen, die Stadtentwi­cklung auch in Zukunft voranzutre­iben, gerade im Einzelhand­el.

 ?? Archivfoto: Bärbel Schoen ?? Die Wertinger mögen ihr Städtchen. Das ergab eine Umfrage, die der Städtlebox beilag. Doch in manchen Bereichen sieht der Zu samtaler auch noch Raum für Verbesseru­ngen.
Archivfoto: Bärbel Schoen Die Wertinger mögen ihr Städtchen. Das ergab eine Umfrage, die der Städtlebox beilag. Doch in manchen Bereichen sieht der Zu samtaler auch noch Raum für Verbesseru­ngen.

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