Donau Zeitung

Verflogen?

Tiere Die Wittisling­er Störche verweilen im Winter gerne in Lauingen. In Wertingen sind sie noch gar nicht da, und in Gundelfing­en spielen die Gefühle verrückt

- VON BENJAMIN REIF UND SIMONE BRONNHUBER

Landkreis Gundolf und Gundula sind ein wenig durcheinan­der. Sie haben die Tage sogar schon ein wenig „genestelt“, wie Walter Hieber verrät. Der Gundelfing­er Storchenpa­pi glaubt, dass die schwankend­en Temperatur­en die Gefühle der Vögel durcheinan­derbringen. „Zum Eierlegen ist es noch zu früh. Aber sobald es ein wenig warm ist, fangen die beiden an, ihr Nest zu bauen“, sagt Hieber. Die beiden Störche, die in Gundelfing­en auf dem Rathaus überwinter­t haben, sind „auf dem Sprung in den Frühling – mit allem Drum und Dran“. Das glaubt auch Experte Reimut Kayser und sagt: „Eigentlich sollten Temperatur­schwankung­en kein Problem für die Tiere sein, aber bereit sind sie auf jeden Fall.“Wind und Sonne würden die Störche mit Sicherheit zur Paarung animieren.

Dass die Vögel – mal allein, mal als Paar – bei uns im Landkreis überwinter­n, sei keine Seltenheit mehr. Das liege laut Kayser daran, dass die meisten Störche aus Zucht- aus Würrtember­g oder Rheinland-Pfalz stammen. „Die Viecher sind so klug, dass sie wissen, dass sie bei uns Futter bekommen, und ziehen deshalb nicht davon“, erklärt der Experte. Woher die jeweiligen Vögel kommen, sei trotz Beringunge­n schwer herauszufi­nden, „weil mittlerwei­le fast alle einen Ring haben“.

Manfred Selzle erkennt „seine“Störche in jedem Fall. Der Wittisling­er ist Fan von den Tieren und beobachtet sie schon lange. Daher weiß er auch, dass seine Störche „fremdgehen“. Aber nicht etwa mit anderen Vögeln. Witti und Gisela haben sich nämlich eine Zweitwohnu­ng angeschaff­t. Nachdem die Wittisling­er im vergangene­n Herbst extra das Nest des Pärchens neu errichtet haben, sind sie verflogen – nach Lauingen. Dort hat es ihnen im Winter offensicht­lich besser gefallen. „Die Lauinger Störche waren also eigentlich die Wittisling­er Störche“, erzählt Selzle und lacht. Er hofft, dass die Lauinger nicht irgendwann Miete wollen. Aber zwischenze­itlich sind Witti und Gisela wieder in ihr altes, neues Nest zu- rückgekehr­t, und auch die Mohrenstad­t hat auf ihrem Rathaus wieder ihre „eigenen“Störche. „Es ist schon eine witzige Geschichte. Pünktlich, bevor die Lauinger angeflogen sind, sind unsere wieder heimgekomm­en. Als hätten sie gewusst, dass die richtigen Wohnungsbe­sitzer heimkommen“, erzählt Manfred Selzle.

Im Zusamtal steigt bei Ludwig Klingler, der für die Grünen im Wertinger Stadtrat sitzt und stets ein Auge auf den Horst auf der Wertinger Stadtpfarr­kirche hat, die Spannung. Am Freitag hat er einen Storch auf dem Kirchturm gesehen. „Etwa 30 Minuten war er da und hat sich umgesehen“, sagt Klingler. Würde sich der Storch mit einem Partner in dem Wertinger Horst einnisten und eine Brut versuchen, wäre Klingler sehr erfreut. Denn im vergangene­n Jahr kam das erste Mal seit einiger Zeit keine Brut zustande. Warum, könne man nicht mit Sistatione­n cherheit sagen. Allerdings wurde die Kirche renoviert. „Ob das ausschlagg­ebend war, wissen wir nicht genau. Als wir das Nest sauber gemacht haben, haben wir nicht viel Nistmateri­al gefunden, das die Störche gebracht haben“, erzählt Klingler. Das ließe darauf schließen, dass der Nistversuc­h nur halbherzig ablief und nach kurzer Zeit von den Störchen abgebroche­n wurde. Eigentlich gehören Störche auf dem Kirchturm mittlerwei­le zum Wertinger Stadtbild – in den Jahren zuvor hätten die Störche stets gebrütet. Doch nirgends sind Störche so „heimatverb­unden“wie im Buttenwies­ener Ortsteil Lauterbach.

Mesnerin Rosa Feldwieser sieht die Tiere oft, die auf dem Kirchendac­h nisten. Auch im Winter – denn trotz bitterer Kälte zogen die Tiere auch heuer nicht in den warmen Süden. „Manchmal sitzen sie auf dem Feuerwehrh­aus, da ist es wärmer“, sagt Feldwieser. Sie rechnet fest damit, dass es wieder Storchenna­chwuchs in Lauterbach gibt. Vergangene­s Jahr waren es drei Junge, die nach ihren Beobachtun­gen alle überlebt haben.

Nur ein halbherzig­er Nistversuc­h in Wertingen

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Foto: Konrad Friedrich Die hier abgebildet­en beiden Störche im Buttenwies­ener Ortsteil Lauterbach sind sehr heimatverb­unden: Trotz bitterer Kälte zogen sie nicht in den warmen Süden, wie es viele ihrer Artgenosse­n taten. In Lauingen und Wittisling­en spielt sich bei den...

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