Donau Zeitung

Die Jugend auf einer Scheibe

Aufgespieß­t

- VON ALF GEIGER redaktion@donau zeitung.de

Zeitung lesen ist ja immer super, aber manchmal sogar mehr als das. Kürzlich ging es mir so: Da blättere ich nichts ahnend in meiner Zeitung, lese über Trump und Fußball und was alles in der Heimat los ist. Und dann bekomme ich, einfach so, noch eine kostenlose Zeitreise in die eigene Jugend: Unter dem Stichwort „Haushalt“steht da: Schallplat­ten nicht quer zur Rille abstauben. Aha. Aber, Moment mal: Schallplat­ten? Also diese schwarzen Dinger, die aus meiner Jugend nicht wegzudenke­n sind?

Ich dachte, die sind längst verschwund­en, abgelöst von Downloads, iTunes, Spotify oder sonst was (das ich alles sowieso nicht verstehe ...).

Von wegen: Wer Schallplat­ten entstauben will, sollte sie nicht quer zur Rille abbürsten, rät allen Ernstes die Fachzeitsc­hrift Audio, und ich will schreien: Ach nee! Wer bitteschön weiß denn so etwas NICHT??? Der nächste Tipp der Experten bringt mich schnurstra­cks zurück in meine Jugend: Die Bürste vom Zentrum der Platte zum Außenrand ausrichten und dann im Kreis entlang des Rillenverl­aufs über die rotierende Platte führen. Oh ja, das war wichtig, denn wer nicht aufgepasst hat, hatte schnell einen tiefen Kratzer in seiner Scheibe und war bei seinen Kumpels unten durch.

Wichtig sei auch, keinen Druck auszuüben. Am Ende die Bürste vor dem Abheben zunächst leicht ankippen und den Staub erst in einigem Abstand vom Plattenspi­eler von der Bürste abstreifen, erklären die Audio-Experten dann noch.

Ach, wie nett. Das ist also die Jugend, der man erst einmal erklären muss, wie man mit einer Schallplat­te umgeht. Gut zu wissen, dass nicht alles umsonst war, was wir mal gelernt haben ...

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