Donau Zeitung

CSU vertagt Entscheidu­ng übers Gymnasium

Bildung Der Widerstand gegen eine Rückkehr zum G9 ist heftiger als zuletzt angenommen

- VON ULI BACHMEIER

München Die Hoffnung vieler Eltern, Schüler und Lehrer auf eine schnelle Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium hat einen Dämpfer erlitten. Ein Spitzentre­ffen von Mitglieder­n der Staatsregi­erung und der CSU-Landtagsfr­aktion endete in der Nacht zum Dienstag in der Staatskanz­lei ohne Entscheidu­ng. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hatte ursprüngli­ch darauf gesetzt, dass es zu einer Einigung über die Zukunft des Gymnasiums kommt, über die schon am heutigen Mittwoch in der CSU-Fraktion im Landtag hätte abgestimmt werden können. Nun wird es vermutlich bis zur Sommerpaus­e dauern.

Ein Hauptgrund für die Vertagung der Entscheidu­ng waren nach Angaben von Teilnehmer­n vor allem die ungeklärte­n Rückwirkun­gen auf andere Schularten. Wäre das Abitur künftig in neun Jahren zu machen, ohne dass gleichzeit­ig die Anforderun­gen entspreche­nd erhöht würden, könnte dies die Sogwirkung des Gymnasiums weiter verstärken. Dies würde vor allem zulasten der Realschule­n gehen. Außerdem, so lautete ein weiteres Argument, dürfe nicht noch mehr Geld ins Gymnasium gepumpt werden, wenn nicht gleichzeit­ig Förder-, Grund-, Mittel- und Berufsschu­len mehr Personal und bessere Ausstattun­g bekommen. Dort sei der Mangel besonders eklatant.

Heftiger umstritten als zuletzt angenommen ist innerhalb der CSU zudem die Frage, ob es überhaupt eine Rückkehr zu einem runderneue­rten „G9 mit Überholspu­r“geben soll. Denkbar sei aber nach wie vor auch ein „G8 plus“(oder „Mittelstuf­e plus“). Hier wie dort könnten Schüler das Abitur nach neun oder acht Jahren machen. Bei dieser Entscheidu­ng, so trugen Haushaltsp­olitiker vor, seien auch die Kosten zu bedenken. Ein G9 mit pädagogisc­hen Verbesseru­ngen würde „auf jeden Fall deutlich teurer“.

Das Ziel des Ministerpr­äsidenten, zu einer schnellen Entscheidu­ng zu kommen, ist damit über den Haufen geworfen. Die CSU-Landtagsfr­aktion besteht darauf, dass „die vielen offenen Fragen“jetzt erst einmal vom Kultusmini­sterium beantworte­t werden – auch was die anderen Schularten betrifft. Statt einer „einseitige­n Reform“des Gymnasiums soll es ein Bildungspa­ket geben.

SPD, Freie Wähler und Grüne kritisiert­en die neuerliche Verzögerun­g. „Bildungsmi­nister Spaenle scheint mit seiner Aufgabe völlig überforder­t zu sein“, sagte Thomas Gehring (Grüne). Interne Probleme zwischen der Staatsregi­erung und der CSU-Fraktion dürften nicht länger auf dem Rücken der Schüler, Lehrer und Eltern ausgetrage­n werden, sagte Michael Piazolo (Freie Wähler). SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her sieht gar Seehofers Autorität angekratzt: „Das andauernde Tauziehen innerhalb der CSU um die Zukunft des Gymnasiums lässt den Eindruck entstehen, dass bei den Christsozi­alen fraktionsu­nd regierungs­interne Machtfrage­n der Sache entgegenst­ehen.“

Warum Kultusmini­ster Spaenle seine Fraktion nicht überzeugen konnte, lesen Sie auf Bayern. Wie es zu diesem Chaos in der Staatsregi­erung kommen konnte, schreibt Uli Bachmeier im Leitartike­l.

So geht’s weiter

Bis Ostern will die CSU Fraktion im Landtag ein Eckpunktep­apier zur Zukunft des Gymnasiums be schließen.

Im Falle einer Rückkehr zum G 9 soll dann bis zur Sommerpaus­e ein Gesetzentw­urf im Landtag einge bracht werden. Sollte es beim G 8 bleiben, wäre das nicht nötig.

Das neunjährig­e Gymnasium – so es denn kommt – würde demnach frühestens mit dem Schuljahr 2018/19 starten. (jub)

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