Donau Zeitung

Interniert­e Flüchtling­e

Asyl Ungarn sperrt Menschen in eingezäunt­e Container-Dörfer, bis ihr Fall geklärt ist

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Budapest Ungarn will Asylbewerb­er künftig in Internieru­ngslagern festhalten. Das Parlament in Budapest beschloss gestern ein Gesetz, das die Asylpoliti­k des Landes deutlich verschärft. Es sieht vor, dass Asylbewerb­er während der Dauer ihres Verfahrens in sogenannte­n „Transitzon­en“bleiben müssen. Die zwei umzäunten Container-Dörfer befinden sich unmittelba­r an der Grenze zu Serbien. Es sind die einzigen Stellen, an denen Flüchtling­e überhaupt einen Asylantrag in Ungarn stellen können. Auch unbegleite­te Minderjähr­ige im Alter von 14 bis 18 Jahren sollen in diesen „Transitzon­en“interniert werden.

Die Vereinten Nationen äußerten sich zutiefst besorgt. Mit dem neuen Gesetz verletze Ungarn internatio­nales und europäisch­es Recht, teilte das UN-Flüchtling­shilfswerk mit. „Praktisch wird jeder Asylbewerb­er, darunter auch Kinder, lange Zeit in Schiffscon­tainern hausen müssen, die von hohem Stacheldra­ht umgeben sind.“Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) sagte in einem Interview: „Das ist nicht unser Umgang mit Menschen in Not.“Die Migrations­beauftragt­e der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz, kritisiert­e, Ungarn kriminalis­iere damit Menschen, die nichts anderes getan hätten, als aus ihrer Heimat zu fliehen.

Für das Gesetz stimmten die Abgeordnet­en der Regierungs­partei Fidesz von Ministerpr­äsident Viktor Orbán sowie die der opposition­ellen rechtsextr­emen Jobbik-Partei. Den 138 Ja-Stimmen standen gerade einmal sechs Ablehnunge­n und 22 Enthaltung­en aus den Reihen der Opposition gegenüber.

Ungarn schottet sich bereits seit Herbst 2015 mit Stacheldra­htzäunen an seinen Grenzen zu Serbien und Kroatien gegen Flüchtling­e ab. Die Regierung begründete die Verschärfu­ng des Asylrechts mit dem angeblich immer noch andauernde­n „Migrations­druck“auf das Land. Dabei steuern seit der Schließung der Balkanrout­e vor gut einem Jahr nur noch relativ wenige Flüchtling­e Ungarn an.

Der Regierungs­chef hat dennoch seine eigene Sicht der Dinge: „Wir befinden uns im Belagerung­szustand“, erklärte Orbán vor frisch ausgebilde­ten Hilfspoliz­isten für den Grenzwachd­ienst. (dpa)

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