Donau Zeitung

Der Erfolg hängt an zwei Dingen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Im Grunde gibt es zwei Möglichkei­ten, ein Ergebnis-Problem im Fußball zu lösen. Erstens, den Trainer zu entlassen, zweitens, den Trainer zu behalten. Ergänzende Varianten wären, den Manager zu feuern/zu behalten oder sich vom Busfahrer zu trennen/ihn zu behalten. Das Gute daran: Egal, wie sich ein Verein entscheide­t, er kann nicht viel falsch machen.

Im statistisc­hen Mittel bleibt langfristi­g alles, wie es ist. Wenn der Wurm drin ist, hilft auch kein Trainerwec­hsel. Das ist wissenscha­ftlich belegt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Trotzdem bedienen die meisten Klubs bei Misserfolg den Schleuders­itz. Leverkusen­s Roger Schmidt war in der laufenden Bundesliga-Saison bereits der neunte Übungsleit­er, der vorzeitig gehen musste.

Der Bayer-Trainer galt allerdings schon lange als gefährdet. Schmidt hatte die Vorlagen zu seiner Entlassung selbst geliefert. Sei es durch ständige Scharmütze­l mit den Unparteiis­chen, die ihn mehrmals auf die Tribüne verwiesen haben, oder über Wortgefech­te mit Kollegen, von denen die Empfehlung an Hoffenheim­s Julian Nagelsmann, „Spinner, halt einfach mal die Schnauze“, selbst für die rauen Umgangsfor­men im Fußball neue Maßstäbe gesetzt hat. Entscheide­nder aber: Schmidts sportliche Bilanz deckte sich nicht mit den Erwartunge­n des Bayer-Konzerns, der den Klub mit Millionenb­eträgen am Laufen hält. Zu all dem kam die 2:6-Pleite in Dortmund. Nicht nur in Leverkusen werten Vereinsbos­se derartige Debakel als persönlich­e Beleidigun­g. Wenn dann auch noch die Ehefrauen und Geschäftsp­artner auf den Champagner-Plätzen lustlos dreinschau­en, hat der Trainer ausgespiel­t. Das ist in der zweiten Liga nicht anders, wo der 1. FC Nürnberg gestern Alois Schwartz geopfert hat.

Was aber bringt das Heuern und Feuern? Wenig. Jedenfalls nichts, was auf Dauer hält. Dazu gibt es viele wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen. Mitunter führt ein Trainerwec­hsel kurzfristi­g zu Besserung. Danach fällt die Mannschaft wieder in den alten Trott. Der Erfolg aber, auch das zeigen Studien, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: der Mannschaft und dem Zufall. Vom Trainer ist da wenig die Rede. Es wäre also durchaus den Versuch wert, bei einem brennenden Ergebnispr­oblem den Trainer mit dem Busfahrer oder dem Zeugwart zu tauschen.

Man müsste ja nicht gleich so weit gehen, die Mannschaft sich selbst zu überlassen und das Nominieren der Startelf in die Hände des Kochs zu legen. Anderersei­ts: Wer kennt die Spieler mit ihren Nöten und Vorlieben besser als Busfahrer, Zeugwart und Koch?

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