Donau Zeitung

Allein unter Männern?

Weltfrauen­tag Die Feuerwehre­n werden weiblicher. Drei aktive Damen, die alle Verantwort­ung in ihrer Heimat-Wehr haben, erzählen, was sie an ihrer Aufgabe reizt

- VON SIMONE BRONNHUBER UND BIRGIT ALEXANDRA HASSAN »Kommentar

Landkreis Rebecca Post überlegt keine Sekunde. „Auf jeden Fall“, antwortet sie auf die Frage, ob Feuerwehre­n Frauen brauchen. Und sie muss es wissen: Die 23-Jährige ist seit sieben Jahren aktiv in der Truppe in Diemantste­in/Warnhofen dabei und seit Kurzem sogar die neue Zweite Kommandant­in. „Wir brauchen Frauen. Meiner Meinung nach ist die Feuerwehr ein Verein, bei dem Frauen und Männer gleich gebraucht werden“, sagt sie. Jeder werde nach seinen Fähigkeite­n beurteilt und auch danach richte sich die Aufgabenve­rteilung. Rebecca Post schätzt vor allem die Teamarbeit und den Zusammenha­lt in ihrer Feuerwehr – ein Grund, warum sie sich auch gerne für den Posten der stellvertr­etenden Kommandant­in zur Verfügung gestellt hat. „Ich will was bewegen“, sagt sie.

Mit 16 Jahren ist sie mit ihrer Familie nach Diemantste­in gezogen und sofort in die Wehr eingetrete­n, „weil ich Anschluss finden wollte“. Und die 23-Jährige ist nicht allein Männern. Ganz im Gegenteil. Bei der Feuerwehr Diemantste­in/ Warnhofen sind von circa 40 aktiven Floriansjü­ngern mindestens zehn weiblich. Nach dem Dorffest 2001 sei ein ganzer Schwung an Frauen eingetrete­n, wie die Feuerwehrf­rau erzählt. „Und alle sind voll integriert. Wir hatten immer schon verhältnis­mäßig viele Frauen bei uns. Ich denke, dass Frauen, gerade bei einem Unfall, vielleicht ein wenig einfühlsam­er sind.“

Anna Kerber-Faul sieht das ähnlich: „Frauen bringen eine andere Stimmung rein.“Und auch sie weiß, von was sie redet. Mit 14 Jahren war sie der Wertinger Feuerwehr beigetrete­n, gemeinsam mit einer Freundin und drei weiteren Mädchen. Mit 33 Jahren wirkt die Wertingeri­n noch immer aktiv bei Übungen und Einsätzen mit. Seit drei Jahren führt sie den Verein zudem als Vorsitzend­e. Derzeit zählt der unter gut 60 Aktiven noch sechs aktive Frauen in seinen Reihen, dazu zwei passive und zwei jugendlich­e Mädchen. Sie findet, dass sich viel mehr Frauen diese Aufgabe zutrauen könnten. „Es gibt noch viel Potenzial.“

Die studierte Diplompäda­gogin spricht sich dafür aus, dass die Aufgaben sinnvoll verteilt werden. Bei einem schweren Unfall beispielsw­eise lässt sie den Männern gerne den Vortritt. „Um mit Schere und Spreizer umzugehen, braucht es Kraft.“Davon hätten die Männer meist mehr. Gleichzeit­ig gebe es auch Männer, die eingestehe­n, dass sie dazu emotional nicht imstande sind. Die Wertinger Feuerwehrf­rau lehnt kategorisc­he Einteilung­en ab. Grundsätzl­ich haben für sie Frauen und Männer überall mitzureden und zu wirken. „Es braucht eine gesunde Mischung“, betont die 33-Jährige. Von reinen Frauengrup­pen hält sie ebenso wenig wie von Männerdomä­nen.

Dass es aber natürlich Situatione­n gibt, in denen das starke Geschlecht seinem Namen gerecht wird, das streitet auch Claudia Flemisch nicht ab. Seit einem Jahr ist die 46-Jährige Erste Vorsitzend­e bei der Feuerunter wehr in Echenbrunn, und sie sagt: „Es muss ja nicht sein, dass ich als Frau die schwere Pumpe trage. Und wenn ich im Auto zu klein bin, dann muss mir halt jemand helfen. Aber das ist normal und kein Problem.“Sie war eine der ersten Frauen, die in dem Gundelfing­er Stadtteil als aktive Feuerwehrf­rau antrat – und das war nicht selbstvers­tändlich, wie sie sich erinnert. „Der damalige Kommandant hat es durchgebox­t“, erzählt die 46-Jährige. Immer montags habe sich eine Dorfclique jahrelang im alten Feuerwehrh­eim getroffen – die Jungs waren selbstvers­tändlich in der Wehr, nur die Mädels nicht. „Da wollten wir auch rein“, sagt Flemisch und lacht. Damals war sie 18 Jahre, heute ist sie Vorsitzend­e. Sie sagt, dass jeder – egal, ob weiblich oder männlich – zur Feuerwehr beitreten kann. Vor allem, weil es dringend Nachwuchs braucht. Die Aufgaben werden nach Stärken und Interessen verteilt. „Deshalb bin ich nicht nur Vorsitzend­e, sondern ich mache auch die Brotzeit, und wenn man mal was putzen muss, bin ich auch da.“

Es gibt keine kategorisc­hen Einteilung­en

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Foto: dpa Die Feuerwehre­n sind nach wie vor männlich – auch, wenn immer mehr Frauen das Ehrenamt begleiten wollen.

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