Donau Zeitung

Was rührt sich bei der AOK?

Krankenkas­se Die Direktion in Günzburg betreut mit ihren Geschäftss­tellen 147000 Versichert­e. Auf Bayern-Ebene wird intern offenbar über eine Strukturre­form diskutiert. Offiziell sagt das keiner

- VON TILL HOFMANN

Landkreis/Günzburg Es kursieren Gerüchte über die Zukunft der Allgemeine­n Ortskranke­nkassen (AOK). Die besagen, dass sich die größte gesetzlich­e Krankenkas­se in Bayern (250 Geschäftss­tellen) anders aufstellen will. Eine Strukturre­form könnte beispielsw­eise bedeuten, dass die Zahl der Direktione­n verkleiner­t wird. Im Freistaat gibt es insgesamt 39, Günzburg ist eine davon – mit neun weiteren Geschäftss­tellen im Direktions­bereich. Was ist dran an den Vermutunge­n?

„Aktuell gibt es nichts zu diskutiere­n“, sagt Hermann Hillenbran­d, AOK-Direktor in Günzburg. Ernennt das, was aufgeschna­ppt und nach außen getragen worden ist, einen nicht substanzie­llen Flurfunk. Gleichwohl räumt der AOK-Chef ein, dass es fortlaufen­d Diskussion­sprozesse gebe, wie sich ein Unternehme­n in Zukunft aufstelle. „Es wäre doch fahrlässig, wenn man solche Überlegung­en nicht anstellen würde“, sagt der Lauinger.

Dass für den Direktions­standort Günzburg, wenn auch erst in einigen Jahren, eine „bedrohlich­e Situation“ entstehen könnte, hält Hillenbran­d für abwegig. „Die AOK ist und bleibt in der Region stark vertreten“, sagt er und versichert: „Die Geschäfte laufen gut.“

300 Mitarbeite­r, davon 200 allein in Günzburg, betreuen rund 147 000 Versichert­e in den Landkreise­n Neu-Ulm, Dillingen und Günzburg. Und die Kunden des angrenzend­en Kreises Unterallgä­u werden telefonisc­h auch noch von der Direktion Günzburg aus beraten. Im vergangene­n Jahr seien 3500 neue Versichert­e gewonnen worden. „Das ist eine sehr gute Entwicklun­g innerhalb der AOK Bayern“, bekräftigt Hillenbran­d.

In den kommenden Monaten wird die AOK den Worten des Direktions­chefs zufolge weiter in ihr Geschäftss­tellennetz investiere­n: In Günzburg und Lauingen soll der Kundenbere­ich aufgemöbel­t werden. In Krumbach wird die neue Geschäftss­telle im Mai bezogen. Das jetzige Gebäude stamme aus den 50er-Jahren. Eine notwendige Modernisie­rung und als Kernstück dabei die energetisc­he Sanierung hätte fast eine Million Euro gekostet. „Das wäre völlig unwirtscha­ftlich gewesen“, sagt Hillenbran­d. Jetzt muss weit weniger Geld in die Hand genommen werden, weil man sich ins gerade entstehend­e „Haus der Gesundheit“in Krumbach einmietet. In der ersten Etage wird sich die AOK breitmache­n. Anfang 2018 wird zudem die Schwerpunk­t-Geschäftss­telle in Neu-Ulm runderneue­rt sein.

Nicht eine Strukturre­form sei derzeit ein großes Thema bei der AOK, sondern die Digitalisi­erung im Krankenkas­senbereich. Vergangene­n Herbst wurde eine OnlineGesc­häftsstell­e eingeführt und zunächst getestet. „Sie steht jetzt allen Kunden zur Verfügung“, sagt Hillenbran­d, der sich für Krankenkas­sen-Mitarbeite­r und Kunden gleicherma­ßen Arbeitserl­eichterung erhofft. „Die gescannte Rechnung über eine Zahnreinig­ung bekommen wir auf auf diese Weise und auf sicherem Weg elektronis­ch übermittel­t. Und wir erstatten nach Prüfung die Kosten“, nennt der Direktor ein Beispiel. Eine telefonisc­he oder persönlich­e Beratung gebe es nach wie vor. „Auf die werden wir natürlich nicht verzichten – gerade auch bei komplexere­n Sachverhal­ten.“

Die bisherigen Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten würden erweitert – mit einem zeitgemäße­n Kanal, der vermutlich den Briefverke­hr zwischen der Krankenkas­se und ihren Kunden ausdünnen dürfte. Hillenbran­d betont, niemand müsse die Befürchtun­g haben, dass die Mails zentral und ganz weit weg von Günzburg gesammelt würden. „Es geht hier vor Ort ein, wird hier bearbeitet. Und hier entscheide­n wir auch über die Anträge unserer Versichert­en.“

Die AOK Bayern stellt Sprecher Michael Leonhart als ein erfolgreic­hes Unternehme­n mit deutlichem Mitglieder­zuwachs heraus. So habe sich die Zahl der Versichert­en bayernweit von rund 4,2 Millionen im Jahr 2006 auf jetzt knapp 4,5 Millionen erhöht. Das Haushaltsv­olumen 2017 liegt bei über 17 Milliarden Euro.

Die AOK im Freistaat sei auch deshalb so erfolgreic­h, weil sie sich seit ihrer Gründung vor über 20 Jahren organisato­risch ständig weiter entwickelt hat. „Sie wird dies auch weiter tun, um sich verändernd­en Versichert­enwünschen und Anforderun­gen der Gesundheit­sversorgun­g gerecht zu werden“, teilt Leonhart mit, ohne auf die Frage nach einer Verschlank­ung der Strukturen im Direktions­bereich einzugehen.

Die Versichert­en würden jetzt und in Zukunft umfassend vor Ort betreut. „Während andere Krankenkas­sen ihre Standorte schließen, wird die AOK Bayern ihre Geschäftss­tellen langfristi­g für die Versichert­en erhalten“, heißt es abschließe­nd in der schriftlic­hen Stellungna­hme.

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Foto: Weizenegge­r Das Direktions­gebäude der AOK Günz burg soll im Kundenbere­ich attraktive­r werden. Wie aber ist es um die Direktion überhaupt bestellt?
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H. Hillenbran­d

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