Opfer sprechen hinter verschlossener Tür
Prozess Vergewaltiger von Mering wird wohl schon nächste Woche verurteilt
Bamberg/Mering Auch eineinhalb Jahre nach der Tat kann die junge Frau aus Mering die Geschehnisse von einst nur schwer verdrängen. Noch heute leidet sie nach Angaben ihrer Mutter unter depressiven Stimmungen, schreckt manchmal schreiend im Schlaf hoch. Die Bilder von dem Tag im September 2015, an dem das damals 16-jährige Mädchen in Mering von einem Tunesier verfolgt, in ein Gebüsch gezogen und vergewaltigt wurde, lassen sie nicht los. Gestern musste sie am Landgericht in Bamberg ihrem Peiniger gegenübertreten: Beim Prozess gegen den 27-jährigen Rami F., der wegen einer vollendeten und zwei versuchten Vergewaltigungen angeklagt ist, sagte die Meringerin unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Zeugin aus. Einen Einblick in die Psyche der vergewaltigten Frau gab derweil ihre Mutter, die gestern öffentlich vor Gericht aussagte. Ihre Tochter leide unter einem schweren posttraumatischen Belastungssyndrom, habe Angstzustände und sei massiv in ihrem Urvertrauen beeinträchtigt.
Eindringlich schilderte auch die Mutter eines weiteren Opfers, wie ihre Tochter unter den Folgen einer versuchten Vergewaltigung durch den Tunesier Rami F. leidet. „Sie bekommt Panikattacken. Sie wird das nie vergessen. Vor allem auch die Aussage heute fiel ihr schwer. Wir als Außenstehende können diese Folgen nur erahnen. Sie war früher immer selbstsicher und selbstbewusst, das ist sie heute nicht mehr“, fügt die Schwabacherin an. Unter Tränen hatte ihre Tochter zuvor hinter verschlossenen Türen darüber berichtet, wie sie im mittelfränkischen Wolkersdorf einen Tag vor der Tat in Mering in die Fänge von Rami F. geraten war – sich jedoch erfolgreich gegen eine Vergewaltigung wehren konnte.
Wie in der Verhandlung am Landgericht nun aufkam, hatte es bereits damals eine DNA-Spur am Tatort gegeben. „Damals wurde ein Zigarettenstummel mit der TäterDNA gefunden, doch diese Spur wurde nicht sofort in den Computer eingegeben“, erklärte der Augsburger Rechtsanwalt Florian Engert, der das Opfer aus Mering in der Nebenklage vertritt. Möglicherweise hätten die Ermittler damit schneller einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten herstellen können. So konnte die Polizei den Tunesier erst im Mai 2016 verhaften, als er eine 17-jährige Schülerin nahe Kersbach (Oberfranken) vergewaltigen wollte.
Das Urteil gegen Rami F. soll schon kommende Woche fallen, deutete der Vorsitzende Richter am Rande der Verhandlung an. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem Angeklagten bis zu 15 Jahre Gefängnis sowie eine zusätzliche angeordnete Sicherungsverwahrung.