Donau Zeitung

Erstmals von und mit Josef Hader

Als hätte das Leben Sinn: „Wilde Maus“

- VON ANDRÉ WESCHE in Augsburg

Josef Hader hat den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Zum ersten Mal inszeniert­e der österreich­ische Kabarettis­t und Schauspiel­er ein von ihm selbst verfasstes Drehbuch und verpflicht­ete sich auch für die Hauptrolle. Das Resultat ist ein Fest für jeden Fan des lakonische­n Humors.

Georg (Hader) ist als Musikkriti­ker einer Wiener Zeitung nicht wegzudenke­n. Bis er weggedacht wird. Der Geschasste entwickelt einen destruktiv­en Hass auf seinen Chef (Jörg Hartmann). Georg macht kaputt, was ihn kaputt macht und erfährt doch keine Befriedigu­ng. Seiner jüngeren Frau erzählt er nichts, brennt es in der Ehe doch eh schon allerorten. Johanna (Pia Hierzegger) ist 43 und möchte unbedingt ein Last-Minute-Baby. Beim Eisprung wird Georg zum Sex nach Hause beordert, aber er ist mit den Jahren müde geworden. Morgens verlässt Georg das Haus, als hätte sein Leben noch einen Sinn. Es zieht ihn zum Prater hin, wo er Karussell fährt. Hier trifft er Erich (Georg Friedrich), einst Schulkamer­ad, der ihm regelmäßig die Fresse polierte. Sie freunden sich an, aber minus mal minus ergibt nicht immer plus.

In diesem kauzigen Mikrokosmo­s gibt es unerwartet­e Antworten auf jede Frage, urkomische Details und Figuren, die man trotz ihrer Defizite ins Herz schließt. Hader demontiert lustvoll das Leben des Mannes und zeigt dabei der Menschheit erbärmlich­e Schwächen auf, die auch etwas Liebenswer­tes haben. Bis zum eiskalten Showdown wird sich der Zuschauer eines seligen Dauergrins­ens nicht erwehren können. **** O

Filmstart

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Foto: Majestic Ihn erwischt es eiskalt im Leben: Josef Hader als Georg.

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