Wenn das Festmenü selbst gekocht wird
Ausbildung In Teilzeit lernen Frauen in der Wertinger Landwirtschaftsschule, wie sie einen Haushalt fachgerecht führen. Alle haben andere Beweggründe für den Kursbesuch
Wertingen Auf dem Servierwagen liegen Obst, Gemüse, Toastbrot, Reisblätter und Blätterteig bereit in der Schulküche der Landwirtschaftsschule Wertingen. Weitere Zutaten finden die acht Frauen im Kühlschrank. Mit Lehrerin Monika Weber haben sie das Festmenü bereits abgesprochen. Sie wissen, was wann und wie zusammengerührt, stehen gelassen, eingeweicht, zurechtgeschnitten, angebraten, warm gestellt oder eingefroren werden muss. Im kommenden Mai schließen die Frauen ihre Ausbildung als Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung ab. Am Dienstag, 21. März, steht ein Schnuppertag an, bei dem sie Interessierten zeigen, was sie selbst gelernt haben seit September 2015. Jeden Dienstag und Donnerstag kommen sie seitdem – die Ferien ausgenommen – zum Unterricht nach Wertingen.
An diesem Morgen arbeiten sie konzentriert, kaum ein Wort ist zu hören. Nur zwischendurch geben sich die beiden Frauen Tipps, die dasselbe Rezept verarbeiten. Als warme Vorspeise gibt es Kabeljau im Reisblatt in Schnittlauchbuttersauce. Das Hauptgericht besteht aus Hähnchenbrustfilet in Blätterteig, Kalbs- oder Schweinefilet im Wirsingkleid mit Kartoffelgratin, Prinzesskartoffeln und einer Gemüseplatte. Zum Nachtisch servieren sie Mascarpone-Crêpes mit gebratenen Bananen und Blaubeereis. Monika Weber wechselt zwischen den Küchenzeilen, beantwortet Fragen. Sie zeigt, wie das Schweinenetz vorzubereiten ist, damit die Wirsingblätter samt Brät und Filet darauf verteilt und eingewickelt werden können. Sie rollt das erste Reisblatt um das Kabeljau-Tomaten-SpinatToastbrotwürfel-Gemisch. Zum Einsatz kommen die verschiedensten Geräte. Vom einfachen Mixer bis zum Thermomix, vom Schnellkochtopf bis zum Dampfgarer, auch die Eismaschine wird gebraucht. Monika Weber erläutert: „Wenn ausgebildete Hauswirtschafterinnen in einen Betrieb kommen, wo verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung stehen, wird erwartet, dass sie damit umgehen können.“
Rund 20 Frauen lassen sich das fertige Menü gut zwei Stunden später im Nebenraum schmecken. Dort haben die Mitschülerinnen in der Zwischenzeit gründlich geputzt. Denn für die Praxis werden die Frauen in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede hat andere Beweggründe, warum sie seit September 2015 von Grund auf lernt, einen Haushalt fachkundig zu führen. Marlies Fischer aus Buttenwiesen backt inzwischen gerne Kuchen und Torten in allen möglichen Variationen. Auch beim Putzen oder Waschen geht die 53-Jährige jetzt anders vor: „Ich habe so viel dazugelernt, das ist eine große Bereicherung fürs Leben.“
Andrea Spengler aus Lauingen arbeitet schon lange als landwirtschaftliche Betriebshelferin, mit dieser Ausbildung hat sie ihr Wissen komplettiert. Wichtig ist der Abschluss als staatlich geprüfte Hauswirtschafterin für die 44-Jährige, um eine Festanstellung zu bekommen. Sich weiterzubilden und sich damit selbst zu fordern, war für Elke Kapfer aus Medlingen ein Grund, diese Ausbildung zu machen. Durch die Teilzeitform konnte die 40-Jährige die Ausbildung mit der Betreuung ihrer zwei Töchter unter einen Hut bringen. O
Schnuppertag am Dienstag, 21. März, von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Er ermöglicht Interessenten einen Einblick in die Ausbildung. Der nächste Studien gang geht von September 2017 bis Mai 2019. Anmeldungen bis 14. März un ter poststelle@aelf wt.bayern.de oder te lefonisch unter 08272/8006 100.