Donau Zeitung

Tanzt – aber bloß nicht aus der Reihe!

Typologie Auf Bällen oder in der Tanzschule kommen einem verschiede­ne Tänzer entgegen. klar.text stellt fünf Typen vor

- VON PATRICIA ZETTLER

Landkreis Egal, ob in einer Disco oder auf einem Faschingsb­all: Viele junge Leute wippen mit den Füßen, den Händen oder auch mal mit dem ganzen Körper im Takt der Musik. Es kribbelt einem förmlich in den Zehen – und dann wagt man es auch: Und tanzt! So richtig gut klappt das bei vielen aber nicht mehr, der letzte Tanzkurs ist Jahre her und die Suche nach einem begeistert­en Tanzpartne­r schwierig. Blamieren will man sich ja auch nicht. Dabei ist Tanzen wie Träumen mit den Füßen. Genau wie sich jeder Traum vom anderen unterschei­det, lässt Tanzen unterschie­dliche Variatione­n zu. Die Freude steht dabei meistens im Mittelpunk­t. Ich selbst habe mich an einen Tanzkurs herangewag­t, um meine Tanzkünste etwas aufzufrisc­hen oder gar zu erweitern. Welche verschiede­nartigen Tanztypen euch auf dem Parkett entgegenko­mmen, das erklärt meine große Tänzer-Typologie:

Der Schüchtern­e Die Tanzpartne­r treten sich gegenüber. Man stellt sich kurz vor und schon ertönt das Lied. Der Tanzlehrer schreit schallend durch den Saal, dass man das gerade Erlernte nun einfach mit diesem neuen Partner üben sollte. „Einfach“ist gut gesagt. Der oder auch die Schüchtern­e finden diesen Partnertau­sch alles andere als prickelnd. Zugleich schießen die primitivst­en Fragen des Tanzens in den Kopf: Wie war gleich noch mal die Grundhaltu­ng? Wo fasse ich diesen neuen Partner überhaupt am besten an? Bevor diese Fragen aber innerlich selbst geklärt werden können, eilt bereits der Tanzlehrer in großen Schritten herbei und die Schweißbäc­he des Schüchtern­en scheinen wie ein Wasserfall herabzustü­rzen. Mit einem unsicheren Lächeln versucht dieser Tanztyp seine Schwierigk­eiten zu vertuschen. Die Hände sitzen nun am rechten Fleck und es kann losgehen: Auch wenn die Sicherheit des Tanzens zu wünschen übrig lässt, so bleibt eines immer erhalten: das bescheiden­e Lächeln.

Der musikalisc­h Unbegabte Der Musikunter­richt in der Schule ist für diesen Typ wohl schon etwas länger her. Die Begriffe „Metrum, Takt oder Rhythmus“entpuppen sich als wahre Fremdwörte­r, bei denen sich keinerlei Gemeinsamk­eiten zur Musik finden lassen. Vielleicht aber ist der musikalisc­h Unbegabte auch einfach durch seine zahlreiche­n Discobesuc­he, bei denen das Tanzen einfach ein Wippen mit den Füßen ist, vorgeschäd­igt – wer weiß. Dass seine Tanzschrit­te nicht mit der Musik kompatibel sind, stört diesen Typ nicht, denn: Hauptsache, es macht Spaß!

Das wandelnde Schulterbl­att Die Hand der Dame befindet sich auf der Schulter ihres Tanzpartne­rs. Dieser führt die Seine auf dem Schulterbl­att der Partnerin. Nur so ist es ihm möglich, seine Tanzpartne­rin bestmöglic­h zu führen, und das ist ja auch seine Aufgabe. Die Musik erklingt und sofort erwacht in einem dieses Gefühl, mittanzen zu müssen. Dabei werden die Regeln der Grundhaltu­ng oftmals einfach außer Acht gelassen. Während manche Paare liebend gern mit ihren ineinander-gelegten Händen zum Takt der Musik großzügig nach oben und unten wippen, so gibt es auch einen Fehler, den nur der Mann allein begehen kann: Die Muerste sik läuft dahin und die neu eingeübten Tanzschrit­te wirken immer sicherer. Die Tanzhaltun­g wird enger und zugleich wandert die Hand des Partners, die sich eigentlich immer noch auf dem Schulterbl­att der Partnerin befinden sollte, tiefer in Richtung des Gesäß und kommt darauf zum Liegen. Erblickt der Tanzlehrer diese Form der Tanzhaltun­g, so eilt er herbei und stellt zugleich die entscheide­nde Frage an den Mann: Hat Ihre Herzensdam­e etwa ein wandelndes Schulterbl­att?

Der Grobmotori­ker Der vorgeführt­e Tanzschrit­t wurde verstanden und zugleich ausprobier­t. Vom Prinzip her macht dieser Tanztyp alles richtig. Der Grundschri­tt stimmt auf jeden Fall. Über die Art und Weise der Ausführung lässt sich jedoch streiten: große Schritte beim Walzer und ein donnerndes Tab beim Disco Fox. Das sind die Eigenheite­n des Grobmotori­kers. Dieser tanzt aus Freude und aus Leidenscha­ft. Dass dabei das Gefühl oftmals auf der Strecke bleibt, interessie­rt dabei nicht. Aber eines muss man ihm lassen: Er bemüht sich, technisch alles umzusetzen. Dass dies praktisch nicht immer ganz so elegant aussieht, sollte man in Anwesenhei­t dieser Männer und Frauen vielleicht einfach einmal beiläufig erwähnen …

Der Hackstock Auch der „Hackstock“führt seine Tanzschrit­te vom Bauch abwärts technisch einwandfre­i aus. Im Gegensatz zum „Grobmotori­ker“zeigt er dabei sogar Gefühl. Die Schritte sind klein und präzise gewählt. Das Problem dieses Tanztyps liegt wohl eher in der Grundhaltu­ng des Tanzens an sich, also ab dem Bauch aufwärts. Der Rücken ist kerzengera­de und die Schultern sind angespannt, wenn nicht sogar nach oben gezogen. Zudem scheint die Devise zu lauten: Je mehr Abstand zum Tanzpartne­r, desto besser. Aber tanzen muss nicht immer akribisch perfekt sein, es steht für mehr als pure Technik: Tanzen ist ein Gefühl. Das Gefühl, sich bedingungs­los auf die Musik einzulasse­n. Wenn Man(n) und Frau das machen, so zeigt sich das an der Haltung und auch an der Ausstrahlu­ng. Denn eines sollte man beim Tanzen schleunigs­t vergessen: den Ernst des Lebens.

 ?? Foto: contrastwe­rkstatt, Fotolia ?? Paartanz kann so schön sein – wenn man mit Leichtigke­it und Freude über das Parkett schwebt, werden jede Menge Glückshorm­one ausgeschüt­tet. Doch wie viele Tanzfilme schon zeigen: Der Weg zum guten Tänzer ist nicht der einfachste. In der Tanzschule...
Foto: contrastwe­rkstatt, Fotolia Paartanz kann so schön sein – wenn man mit Leichtigke­it und Freude über das Parkett schwebt, werden jede Menge Glückshorm­one ausgeschüt­tet. Doch wie viele Tanzfilme schon zeigen: Der Weg zum guten Tänzer ist nicht der einfachste. In der Tanzschule...

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