Tanzt – aber bloß nicht aus der Reihe!
Typologie Auf Bällen oder in der Tanzschule kommen einem verschiedene Tänzer entgegen. klar.text stellt fünf Typen vor
Landkreis Egal, ob in einer Disco oder auf einem Faschingsball: Viele junge Leute wippen mit den Füßen, den Händen oder auch mal mit dem ganzen Körper im Takt der Musik. Es kribbelt einem förmlich in den Zehen – und dann wagt man es auch: Und tanzt! So richtig gut klappt das bei vielen aber nicht mehr, der letzte Tanzkurs ist Jahre her und die Suche nach einem begeisterten Tanzpartner schwierig. Blamieren will man sich ja auch nicht. Dabei ist Tanzen wie Träumen mit den Füßen. Genau wie sich jeder Traum vom anderen unterscheidet, lässt Tanzen unterschiedliche Variationen zu. Die Freude steht dabei meistens im Mittelpunkt. Ich selbst habe mich an einen Tanzkurs herangewagt, um meine Tanzkünste etwas aufzufrischen oder gar zu erweitern. Welche verschiedenartigen Tanztypen euch auf dem Parkett entgegenkommen, das erklärt meine große Tänzer-Typologie:
Der Schüchterne Die Tanzpartner treten sich gegenüber. Man stellt sich kurz vor und schon ertönt das Lied. Der Tanzlehrer schreit schallend durch den Saal, dass man das gerade Erlernte nun einfach mit diesem neuen Partner üben sollte. „Einfach“ist gut gesagt. Der oder auch die Schüchterne finden diesen Partnertausch alles andere als prickelnd. Zugleich schießen die primitivsten Fragen des Tanzens in den Kopf: Wie war gleich noch mal die Grundhaltung? Wo fasse ich diesen neuen Partner überhaupt am besten an? Bevor diese Fragen aber innerlich selbst geklärt werden können, eilt bereits der Tanzlehrer in großen Schritten herbei und die Schweißbäche des Schüchternen scheinen wie ein Wasserfall herabzustürzen. Mit einem unsicheren Lächeln versucht dieser Tanztyp seine Schwierigkeiten zu vertuschen. Die Hände sitzen nun am rechten Fleck und es kann losgehen: Auch wenn die Sicherheit des Tanzens zu wünschen übrig lässt, so bleibt eines immer erhalten: das bescheidene Lächeln.
Der musikalisch Unbegabte Der Musikunterricht in der Schule ist für diesen Typ wohl schon etwas länger her. Die Begriffe „Metrum, Takt oder Rhythmus“entpuppen sich als wahre Fremdwörter, bei denen sich keinerlei Gemeinsamkeiten zur Musik finden lassen. Vielleicht aber ist der musikalisch Unbegabte auch einfach durch seine zahlreichen Discobesuche, bei denen das Tanzen einfach ein Wippen mit den Füßen ist, vorgeschädigt – wer weiß. Dass seine Tanzschritte nicht mit der Musik kompatibel sind, stört diesen Typ nicht, denn: Hauptsache, es macht Spaß!
Das wandelnde Schulterblatt Die Hand der Dame befindet sich auf der Schulter ihres Tanzpartners. Dieser führt die Seine auf dem Schulterblatt der Partnerin. Nur so ist es ihm möglich, seine Tanzpartnerin bestmöglich zu führen, und das ist ja auch seine Aufgabe. Die Musik erklingt und sofort erwacht in einem dieses Gefühl, mittanzen zu müssen. Dabei werden die Regeln der Grundhaltung oftmals einfach außer Acht gelassen. Während manche Paare liebend gern mit ihren ineinander-gelegten Händen zum Takt der Musik großzügig nach oben und unten wippen, so gibt es auch einen Fehler, den nur der Mann allein begehen kann: Die Muerste sik läuft dahin und die neu eingeübten Tanzschritte wirken immer sicherer. Die Tanzhaltung wird enger und zugleich wandert die Hand des Partners, die sich eigentlich immer noch auf dem Schulterblatt der Partnerin befinden sollte, tiefer in Richtung des Gesäß und kommt darauf zum Liegen. Erblickt der Tanzlehrer diese Form der Tanzhaltung, so eilt er herbei und stellt zugleich die entscheidende Frage an den Mann: Hat Ihre Herzensdame etwa ein wandelndes Schulterblatt?
Der Grobmotoriker Der vorgeführte Tanzschritt wurde verstanden und zugleich ausprobiert. Vom Prinzip her macht dieser Tanztyp alles richtig. Der Grundschritt stimmt auf jeden Fall. Über die Art und Weise der Ausführung lässt sich jedoch streiten: große Schritte beim Walzer und ein donnerndes Tab beim Disco Fox. Das sind die Eigenheiten des Grobmotorikers. Dieser tanzt aus Freude und aus Leidenschaft. Dass dabei das Gefühl oftmals auf der Strecke bleibt, interessiert dabei nicht. Aber eines muss man ihm lassen: Er bemüht sich, technisch alles umzusetzen. Dass dies praktisch nicht immer ganz so elegant aussieht, sollte man in Anwesenheit dieser Männer und Frauen vielleicht einfach einmal beiläufig erwähnen …
Der Hackstock Auch der „Hackstock“führt seine Tanzschritte vom Bauch abwärts technisch einwandfrei aus. Im Gegensatz zum „Grobmotoriker“zeigt er dabei sogar Gefühl. Die Schritte sind klein und präzise gewählt. Das Problem dieses Tanztyps liegt wohl eher in der Grundhaltung des Tanzens an sich, also ab dem Bauch aufwärts. Der Rücken ist kerzengerade und die Schultern sind angespannt, wenn nicht sogar nach oben gezogen. Zudem scheint die Devise zu lauten: Je mehr Abstand zum Tanzpartner, desto besser. Aber tanzen muss nicht immer akribisch perfekt sein, es steht für mehr als pure Technik: Tanzen ist ein Gefühl. Das Gefühl, sich bedingungslos auf die Musik einzulassen. Wenn Man(n) und Frau das machen, so zeigt sich das an der Haltung und auch an der Ausstrahlung. Denn eines sollte man beim Tanzen schleunigst vergessen: den Ernst des Lebens.