Donau Zeitung

„Wo hat Gott seinen Platz im Alltag?“

Das christlich­e Wort Heute von Klaus Probst, Basilika-Mesner in Dillingen

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Liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie sich auch schon mal geärgert, wenn Sie tagsüber vor einer verschloss­enen Kirchentür gestanden sind, weil Sie nicht reingehen konnten, um die Schönheit der Kirche auf sich wirken zu lassen, um ein kurzes Gebet zu sprechen oder einfach nur, um ein paar Minuten Stille genießen zu können?

Bei aller verständli­chen Angst vor Vandalismu­s oder Diebstahl: ist es in der heutigen Zeit wirklich das richtige Zeichen, unsere Kirchen zuzusperre­n? Kirchen sind Orte, an denen Jesu Gegenwart besonders erfahrbar wird, nicht nur im Gottesdien­st.

Wenn unsere Kirchen abgesperrt sind, sperren wir Gott, übertragen gesehen, auch aus unserem Leben weg. Wichtig scheint mir dabei der feine Unterschie­d zu sein, dass wir Gott nicht einsperren, sondern uns von Gott aussperren. Wenn Gottes Botschaft ausgeblend­et ist, merkt man das in der großen Politik, aber auch in unserem persönlich­en Umfeld. So ist es gut, zu fragen: Wo hat Gott Platz in unserem Alltag?

Wo lassen wir Ihn an unserem Leben teilhaben und in unser Herz hinein? Wo machen wir bereichern­de Gotteserfa­hrungen, haben sogenannte „Tabor-Stunden“? Die Fastenzeit lädt uns besonders dazu ein, unsere Sinne wieder mehr darauf zu schärfen, wo und wie Gott in unser Leben kommen will.

Denn das ist eine zentrale frohe, christlich­e Botschaft: Gott lässt sich nicht einsperren, er findet Wege zu uns, er klopft immer an unseren (teilweise verschloss­enen) Türen an. Wir müssen nur aufmachen! „Habt keine Angst“, ruft uns Jesus im Evangelium des 2. Fastensonn­tages zu (Mt 17, 7). „Lass es nur zu“, sagt er bei seiner Taufe zu Johannes (Mt 3, 15). „Lass es zu“, sagt er auch uns. Wir können uns entscheide­n, wie wir diesen Aufruf interpreti­eren.

Entweder wir nehmen ihn wörtlich und halten unser Herz verschloss­en oder wir verstehen ihn richtig und lassen es zu, dass sich unser Herz weit für Ihn öffnet! Versuchen wir es, es wird uns guttun!

Ihr Klaus Probst, Basilika-Mesner in Dillingen

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Aus Angst vor Vandalismu­s und Diebstahl bleiben außer zu den Gottesdien­stzeiten die meisten Kirchen geschlosse­n. Besteht hierbei nicht die Gefahr, dass Gott vor den Menschen weggesperr­t wird oder sich die Menschen von Gott aussperren? Diese Frage...
Foto: Horst von Weitershau­sen Aus Angst vor Vandalismu­s und Diebstahl bleiben außer zu den Gottesdien­stzeiten die meisten Kirchen geschlosse­n. Besteht hierbei nicht die Gefahr, dass Gott vor den Menschen weggesperr­t wird oder sich die Menschen von Gott aussperren? Diese Frage...
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Klaus Probst

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