Donau Zeitung

„Abhören“heißt nicht abhören

Trumps Sprecher relativier­t Vorwürfe

- VON WINFRIED ZÜFLE

Augsburg Hat sich US-Präsident Donald Trump wieder einmal in ein Wolkenkuck­ucksheim vergaloppi­ert? Seine Behauptung, Vorgänger Barack Obama habe ihn abhören lassen, lässt sich einfach nicht beweisen. Das Justizmini­sterium in Washington bat gestern den Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses um mehr Zeit, um Fragen zu Trumps Anschuldig­ung beantworte­n zu können. Obama hat sie übrigens längst zurückgewi­esen.

Die Antworten dürften den Beamten noch Kopfschmer­zen bereiten. Daher begann Trumps Sprecher Sean Spicer zurückzuru­dern. Er machte mit den Händen Bewegungen, die Anführungs­zeichen symbolisie­ren sollten. Trump habe nicht von abhören gesprochen, sagte er, sondern von „abhören“. Damit könnten unterschie­dliche Beobachtun­gsarten gemeint sein.

Dumm nur, dass Trump in seinen Tweets abhören mal mit und mal ohne Anführungs­zeichen geschriebe­n hat. Die Vorwürfe an seinen Vorgänger kamen also teils wolkig und teils konkret daher. Laut Spicer muss man seinen Chef aber nicht so ernst nehmen: Gültig sei die luftige Variante. Alternativ­e Vorwürfe, die auf alternativ­en Fakten basieren, sozusagen...

Dafür weiß Präsidente­nberaterin Kellyanne Conway Bescheid: Der gefeuerte Sicherheit­sberater Michael Flynn sei abgehört worden, sagte sie auf CNN. Stimmt aber auch nicht. Die US-Geheimdien­ste hörten laut Washington Post vielmehr den russischen Botschafte­r ab – und dabei ging ihnen unverhofft Flynn ins Netz. Der brachte sich dann selbst um seinen Job, weil er log.

 ?? Foto: N. Kamm, afp ?? Betont die Anführungs­zeichen: Trumps Sprecher Spicer.
Foto: N. Kamm, afp Betont die Anführungs­zeichen: Trumps Sprecher Spicer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany