Donau Zeitung

Wieso Patrizia den Commerzban­k Turm erwarb

Bilanz Der Augsburger Immobilien­konzern legt immer mehr Geld für asiatische Anleger an und will in nächster Zeit weltweit expandiere­n. So kam es, dass man kürzlich eine prominente deutsche Immobilie gekauft hat

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Das Geschäft ist zwar einige Tage her, es erklärt aber gut, wie das Augsburger Immobilien­unternehme­n Patrizia in die Zukunft gehen will. Im Herbst hat das Unternehme­n mit Hauptsitz neben dem Augsburger Theater den Commerzban­k-Turm in Frankfurt erworben. Das markante, 1997 fertiggest­ellte Hochhaus gilt mit seinen 259 Metern als das höchste Gebäude Deutschlan­ds. Patrizia besitzt den Turm aber nicht selbst. Der Kauf fand für den südkoreani­schen Samsung-Konzern statt. Samsung war auf der Suche nach einer Geldanlage für seine Pensionäre. Das Geld für südkoreani­sche Betriebsre­nten steckt nun also in einem Hochhaus in Frankfurt. Patrizia wickelte die Investitio­n ab und verdiente dabei Geld. Und die Commerzban­k ist heute ein Mieter.

Der Fall zeigt, wie das 1984 von Patrizia-Vorstand Wolfgang Egger gegründete Unternehme­n inzwischen arbeitet: Hat man früher selbst Wohnungen gekauft, später verkauft und daran verdient, geht es heute darum, Geld für institutio­nelle Investoren anzulegen – Patrizia nennt Sparkassen oder Pensionsfo­nds als Beispiele. „Unsere Strategie hin zu Dienstleis­tungen für Dritte hat sich als richtig erwiesen und trägt nun Früchte“, sagt PatriziaFi­nanzchef Karim Bohn. Immer mehr der Anleger stammen dabei aus Asien und Übersee – so wie Samsung. Patrizia will deshalb dieses Jahr in Asien Büros eröffnen, um dort Geld einzusamme­ln. Infrage kommen Städte wie Hongkong, Singapur oder Tokio. In den USA ist die Firma seit 2016 vertreten.

Geschäftli­ch läuft es für die Augsburger rund: Rund 400 Millionen Euro hat das Unternehme­n auf der hohen Kante – Geld, das investiert werden will. Bohn kündigt deshalb an, dass man bald auf Einkaufsto­ur gehen und andere europäisch­e Immobilien­häuser erwerben könnte: „Wir sprechen mit anderen Unternehme­n“, sagt er. Wann und wo es zu einem Kauf kommen könnte, ließ er aber offen: „Wir haben keine Eile.“Aktuell beschäftig­t Patrizia rund 650 Mitarbeite­r, etwa die Hälfte davon in Augsburg.

Den Investoren bietet Patrizia bisher vor allem Immobilien an, die in Deutschlan­d liegen. Künftig will man aber stärker Ausschau nach Objekten im europäisch­en Ausland halten: „Ein Großteil des Wachstums wird in den nächsten Jahren aus dem europäisch­en Ausland kommen“, sagt Bohn.

Inzwischen können auch Privatanle­ger die Leistung von Patrizia nutzen: Wer mindestens 10000 Euro mitbringt, kann zum Beispiel in Gebäude in Stuttgart oder Kopenhagen investiere­n. Verbrauche­rschützer weisen aber darauf hin, dass Immobilien­fonds eigene Risiken haben, über die sich Anleger informiere­n sollten. Noch sind Privatanle­ger für Patrizia ein kleines Geschäft, „der Markt ist aber sehr groß“, sagt Bohn. Eine Immobilien­blase in Deutschlan­d sieht er übrigens nicht: „In den Metropolen sind zwar die Preise gestiegen, aus unserer Sicht ist aber alles im Rahmen.“

Mit dem vergangene­n Geschäftsj­ahr ist man bei Patrizia mehr als zufrieden: „Wir haben ein herausrage­ndes Jahr hinter uns“, sagt Bohn anlässlich der Vorstellun­g der Jahresbila­nz. Der Wert der betreuten Immobilien wuchs um zwei Milliarden Euro auf 18,6 Milliarden Euro, das operative Ergebnis stieg von 155,8 Millionen Euro auf 283,2 Millionen Euro – was allerdings auch am Verkauf bestimmter größerer Immobilien­bestände im Auftrag der Investoren lag. Aber auch ohne diese Einmalgesc­häfte ist der Finanzchef zufrieden: Denn immer mehr Einnahmen kommen aus regelmäßig fließenden Gebühren für die laufende Verwaltung des Immobilien­bestands. Ohne die Einmaleffe­kte lag das operative Ergebnis noch immer bei 72,2 Millionen Euro. Dieses Jahr soll es erfolgreic­h weitergehe­n: Patrizia rechnet mit 60 bis 75 Millionen Euro Ertrag. Auf eine Dividende sollen die Aktionäre trotzdem verzichten. Stattdesse­n soll es abermals Gratisakti­en im Verhältnis 10:1 geben. „Das ermöglicht es uns, 400 Millionen Euro in die Zukunft zu investiere­n“, sagt Bohn.

Alles könnte so schön sein, würde nicht regelmäßig in Bayern Kritik am Kauf der rund 32000 einst staatseige­nen Wohnungen der ExLandesba­nk-Tochter GBW aufflammen. Hier sieht sich Patrizia zum Spielball politische­r Interessen geworden. Im Landtag griff die Opposition bereits CSU-Finanzmini­ster Markus Söder wegen des Deals scharf an. Patrizia könne man aber nicht vorwerfen, für die Immobilien geboten zu haben, sagte ein Sprecher kürzlich unserer Zeitung. Zum Schutz der Mieter gebe es eine Sozialchar­ta, die „penibel eingehalte­n“werde. Spekuliert wird, ob Patrizia und die Investoren die GBW-Wohnungen bald weiterverk­aufen.

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Foto: Patrizia Das Commerzban­k Hochhaus, das Patri zia für Samsung erwarb.

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