Der Schatten des Fortschritts
Toll: Thomas Edison trifft J. P. Morgan
Dies könnte auch einfach die Geschichte zweier großer Ingenieure des modernen Lebens sein: des genialen Erfinders Thomas Alva Edison einerseits, der Bahnbrechendes für Ton, Bild und Licht geleistet hat; und des visionären Finanzmannes John Pierpont Morgan andererseits, der dem spekulativen Investmentbanking zu seiner bis heute gesellschaftsgestaltenden Kraft verholfen hat (und unter dessen Namen noch heute einer der großen Player des Neo-Kapitalismus firmiert: JP Morgan).
Das Leben der beiden Zeitgenossen gäbe schon so reichlich Stoff für gute Geschichten, zumal auch beides Käuze waren. Edison früh schwerhörig geworden und dazu passend geradezu autistisch; Morgan ein Zigarren schmauchender Dandy und durch eine Knollennase entstellt, deren Anblick er zum Charaktertest für sein jeweiliges Gegenüber machte. Aber der neuseeländische Autor liefert in seinem tollen Roman „Licht“noch viel mehr.
Der so visionäre wie reiche Morgan nämlich investiert in den so genialen wie mittellosen Edison. Damit kommt Rentabilitätsdruck in das Bestreben, die Menschheit voranzubringen. Und so entwickelt Edison gar den elektrischen Stuhl, um den Wechselstrom und dessen Entdecker Nikola Tesla zu diskreditieren, die Konkurrenz zu Edisons Gleichstrom. Letztlich gewinnt vor allem einer: Morgan. So wird aus der Geschichte über das Licht auch eine Parabel auf die Schattenseiten des Fortschritts. Stark. (ws)