Donau Zeitung

Höchstädt baut auf seine Zukunft

Etat Die Donaustadt ist klein und finanzschw­ach. Trotzdem hat der Stadtrat beschlosse­n, auch in diesem Jahr kräftig zu investiere­n. 3,8 Millionen Euro Neuverschu­ldung ist dafür nötig

- VON SIMONE BRONNHUBER »Kommentar

Höchstädt Zwischen Furcht und Hoffnung. So bezeichnet­e Stefan Lenz den Etat für Höchstädt im vergangene­n Jahr. 12 000 Euro freie Finanzspan­ne, 2,8 Millionen Rücklagene­ntnahme und eine Neuverschu­ldung in Höhe von mehr als einer Million Euro waren die blanken Zahlen, die der Bürgermeis­ter vor einem Jahr mit seinem Stadtrat beschloss – um die „dynamische Entwicklun­g in unserer Stadt“weiterhin zu unterstütz­en, sagte Lenz bei der Sitzung. Er hat große Pläne: Gewerbeund Mischgebie­te in Schwennenb­ach und Deisenhofe­n, Flächen für Wohnbau, Fertigstel­lung der Herzogin-Anna-Straße und Bachgasse, Mittelbau des Interkommu­nalen Bürgerhaus­es, Machbarkei­tsstudie zur Nutzung des alten Rathauses. Vieles wurde 2016 geschafft oder mindestens auf die Bahn gebracht. Einiges konnte aber nicht oder in dem Umfang umgesetzt werden – was der Stadt nun zum Teil zugutekomm­t. Denn der Haushalt, der am vergangene­n Montag für dieses Jahr vom Höchstädte­r Stadtrat beschlosse­n wurde, verlangt ähnlich viel Anstrengun­g wie das Zahlenwerk in den vergangene­n Jahren. Nur war es dieses Mal nicht Stefan Lenz, der den Etat mit seinen Räten auf den Weg brachte. Seine Rolle übernahm Zweiter Bürgermeis­ter Stephan Karg. Er sagte: „Für mich wieder eine ganz neue Situation, wie so vieles in den vergangene­n 16 Wochen. Ist es doch die ureigenste Aufgabe des Ersten Bürgermeis­ters seinen Haushalt für die Stadt vorzustell­en. Leider ist es ihm nicht möglich, und so ist es unsere Aufgabe, den Haushalt 2017 auf den Weg zu bringen.“Dabei betonte Karg, dass auch in diesem Fall im Sinne des erkrankten Rathausche­fs gehandelt werde. Deshalb hat der Etat für 2017 ähnliche Schwerpunk­te wie zuletzt. Einzig: Die Finanzlage hat sich verändert.

Weil die Ausgaben im vergangene­n Jahr geringer ausgefalle­n sind als angenommen, schließt der Verwaltung­shaushalt mit einem Überschuss von 706 000 Euro ab. Die geplante Darlehensa­ufnahme wurde auch nicht gebraucht, einige staatliche Zuwendunge­n stehen noch aus und knapp drei Millionen Euro an Investitio­nen wurden ebenfalls nicht in Anspruch genommen, weil verschiede­ne Maßnahmen verschoben wurden – das Haushaltsj­ahr 2016 schließt mit einem Überschuss in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro ab. Geld, das die Höchstädte­r dieses Jahr definitiv brauchen. Mehr noch: Der Stadtrat hat beschlosse­n, zusätzlich 3,8 Millionen Euro Schulden aufzunehme­n. Stephan Karg erklärte warum: „Der Situation geschuldet, dass wir zum momentanen Zeitpunkt keine bebaubaren Grundstück­e für Gewerbeans­ied- lung oder als Bauplätze für private Bauwerber zur Verfügung haben, ist es auf jeden Fall gerechtfer­tigt, für mögliche Investitio­nen im Baulanderw­erb eine größere Summe im Haushalt bereitzust­ellen.“Für Kämmerer Bernhard Veh ist es ein „strategisc­her Beitrag zur nachhaltig­en Sicherung und Steigerung der Einnahmen“, wie er im Haushalt formuliert. Weiter heißt es da, dass in Bezug auf Einnahmen aus Grundund Gewerbeste­uern eine bedingte Einflussna­hme durch die Ausweisung von Bau- und Gewerbegeb­ieten möglich ist. Daher lege der Vermögensh­aushalt 2017 einen klaren Schwerpunk­t auf Bauland-Erwerb. Insgesamt 4,5 Millionen Euro sind dafür vorgesehen – inklusive landwirtsc­haftliche Tauschfläc­hen. Knapp eine Million Euro sind für entspreche­nde Erschließu­ngskosten eingeplant. Auch die weiteren großen Brocken sprechen eindeutig für die Entwicklun­g der Stadt und ihre Stadtteile: Fertigstel­lung HerzoginAn­na-Straße/Bachgasse (140 000 Euro), Parkplatz Weite Gasse, Straße An der Bleiche (220000 Euro), Umfeld Heimatmuse­um (100 000 Euro), Gewerbegeb­iet Schwennenb­ach (120 000 Euro), Moosstraße Deisenhofe­n (200000 Euro), Radweg von Deisenhofe­n nach Lutzin- gen (250 000 Euro) und die Sanierung von Brücken (200 000 Euro). Zudem steht in diesem Jahr für 400 000 Euro die Sanierung des Mittelbaus des Interkommu­nalen Bürgerhaus­es auf der Agenda, und die Umbaumaßna­hmen im Rathaus werden abgeschlos­sen (130000 Euro). Nicht zu kurz sollen Projekte im Bereich Freizeit und Erholung kommen: 260000 Euro.

Trotz aller Investitio­nen muss Höchstädt – wie schon viele Jahre zuvor – den Gürtel enger schnallen und ganz genau hinschauen. Denn ein Minus von knapp 500000 Euro an Gewerbeste­uern, das es 2016 gab, kann nicht jedes Jahr einfach kompensier­t werden, wie auch Stephan Karg sagte. „Wir müssen diese Situation schon genau beobachten, um hier auch dementspre­chend vorbereite­t zu sein. Wir sehen, wie abhängig eine kleine, finanzarme Kommune wie Höchstädt vom guten Mittelstan­d und Gewerbebet­rieben sein kann“, so Karg. Und genau deshalb wolle man in diese Richtung kräftig investiere­n – ganz im Sinne des Ersten Bürgermeis­ters. „Ich bin mir sicher, dass mit dem Haushalt 2017 die dynamische Entwicklun­g, wie von unserem Bürgermeis­ter 2016 schon angesproch­en, weiter voranschre­iten wird. Geben wir unser Bestes dazu.“

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Vergangene Woche sind die Bauarbeite­n für die Parkplätze „Weite Gasse“in Höchstädt gestartet. Ein Projekt, das im Haushalt für dieses Jahr vorgesehen ist.
Foto: Horst von Weitershau­sen Vergangene Woche sind die Bauarbeite­n für die Parkplätze „Weite Gasse“in Höchstädt gestartet. Ein Projekt, das im Haushalt für dieses Jahr vorgesehen ist.

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