Donau Zeitung

Eingelegte Eichhörnch­en und Arsen für den Pelz

Schadstoff­mobil Am Freitag konnten Bürger in Dillingen ihren Problemmül­l abgeben. Der Frühjahrsp­utz in Keller und Garage förderte wieder einiges zutage. Von der alten Autobatter­ie bis zur „Wühlmauspi­lle“

- VON KATHARINA INDRICH

Dillingen 13 Jahre lang hat die Autobatter­ie ihren Dienst getan. Doch zuletzt tat sich das Auto von Werner Öfele aus Blindheim dann immer schwerer mit dem Anspringen. So wurde die Batterie, die ihre Schuldigke­it längst getan hatte, schließlic­h ausgetausc­ht. Und geht an diesem sonnigen Freitagvor­mittag ihren letzten Gang. In den kleinen Container der Firma Ernst aus Gunzenhaus­en, die für den Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en die Problemmül­lsammlung macht. Hier bekommt der Blindheime­r gleich noch einen Stempel auf ein mitgebrach­tes Formular. Der bescheinig­t, dass er seine Batterie ordnungsge­mäß entsorgt hat.

Auch Anna Hanel aus Schretzhei­m ist mit einer Batterie auf den Festplatz gekommen. Sie wurde jahrelang dafür genutzt, die verschiede­nen Autos im eigenen Betrieb zu überbrücke­n, wenn die mal wieder nicht anspringen wollten. Doch nun ist auch ihre Zeit vorbei. Auch sie wandert über den Tresen zu Ulrike Staub. Seit über fünf Jahren ist sie für die Firma Eder im Einsatz. Sie kennt sich aus. Oft reicht es ihr schon, in die Kanister und Flaschen hineinzusc­hnuppern, dann weiß sie, mit was sie es zu tun hat. Wenn doch einmal Zweifel bestehen, hilft ein pH-Test weiter, der anzeigt, ob es sich hier um eine Lauge, eine Säure oder um eine Chlorverbi­ndung handelt.

Heute wird vor allem kanisterwe­ise Altöl angeliefer­t. Während die Abgabe anderer Dinge kostenfrei ist, muss hierfür ein kleiner Obolus bezahlt werden. Zwanzig Cent kostet der Liter. Wichtig ist daneben, dass immer nur haushaltsü­bliche Mengen abgegeben werden dürfen. Und so muss ein Paar, das daheim gerade einen Stadel ausräumt, in dem der Vater über die Jahre so einiges angesammel­t hat, einige Kanister wieder mit nach Hause nehmen.

Die Sache mit der haushaltsü­blichen Menge, das ist einer der größten Diskussion­spunkte. Dicht gefolgt von den Wandfarben. Mehre- re Kunden versuchen damit auch an diesem Vormittag ihr Glück. Doch wasserbasi­erte Farben gehören nicht in den Problemmül­l, sondern können einfach in die Restmüllto­nne.

Das, was Benjamin Berchtenbr­eiter aus Dillingen aus dem Kofferraum holt, ist aber garantiert ein Fall für das Schadstoff­mobil. Es sind Altlasten des Vorbesitze­rs aus einem Haus, das er gekauft hat. Pflanzensc­hutzmittel und auch Mittelchen gegen allerlei Getier mit schillernd­en Namen wie „Wühlmauspi­lle“. Mit sicherer Hand sortiert Ulrike Staub die kleinen Döschen und Kartons in unterschie­dliche Tonnen – je nach Inhaltssto­ff. Zwar wird all das, was hier gesammelt wird, am Ende in der Sonder müllverbre­nnung san lage landen, die die Schadstoff­e über einen speziellen Filter aus der Luft holt. Doch bis dahin muss sichergest­ellt sein, dass die einzelnen Stoffe nicht miteinande­r reagieren. Etwa zwei bis zweieinhal­b Tonnen, glauben Ulrike Staub und ihre Kollegen Peter Stanelle und Manuel Riedl, werden sie am Ende des Tages zusammenha­ben. Dinge, die bisher in so manchem Keller oder in der Garage lagerten. Aber auch Chemikalie­n aus Apotheken. Manchmal, erzählt Ulrike Staub, sind auch echte Highlights darunter. Immer mal wieder kommt es vor, dass jemand mit Arsenverbi­ndungen ankommt, mit denen früher Pelzmäntel gegen Ungeziefer behandelt wurden.

Den Vogel hat für Staub aber jemand anders abgeschoss­en. Gut kann sie sich noch daran erinnern, als sie den Deckel eines unscheinba­ren Gefäßes öffnete und ihr der buschige Schwanz eines Eichhörnch­ens entgegensp­itzelte. Das Tier war in Formaldehy­d eingelegt. Und damit tatsächlic­h ein Fall für das Schadstoff­mobil.

Auch die „Wühlmauspi­lle“gehört zum Problemmül­l Aus Kellern und Garagen kommen so manche Dinge

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Foto: Katharina Indrich Peter Stanelle und Ulrike Staub nahmen am Freitag mit dem Schadstoff­mobil der Firma Ernst aus Gunzenhaus­en am Dillinger Festplatz Sondermüll an.

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