Donau Zeitung

Immer einen Witz auf den Lippen

Humor Die Bocksberge­rin Paula Deller spricht sich klar gegen eine „Fastenzeit für Witze und das Lachen“aus. Das Leben zu genießen hat die 77-Jährige gelernt. Sie erzählt, was einen guten Witz ausmacht und wie sie ihr am ehesten einfallen

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Bocksberg Ein Wort reicht. Dann legt Paula Deller los und erzählt einen Witz. Wie viele Witze sie kennt, kann die 77-Jährige aus dem Laugnaer Ortsteil Bocksberg nicht sagen. Auf jeden Fall viele. Die haben sich im Laufe der Jahre in ihrem Gedächtnis angesammel­t und kommen – wenn das passende Stichwort fällt – wie von selbst. Woher sie sie kennt? Keineswegs aus Büchern, sondern von anderen Menschen. Hier hört sie den einen. Dort schnappt sie einen anderen auf. Und zwischendu­rch formuliert sie auch mal einen um, wie’s gerade zur Umgebung passt. „Der liebe Gott“, erzählt sie, habe ihr etwas gegeben, was man mit Geld nicht kaufen kann – Lebensfreu­de und Humor. „Gott hat sicher selbst viel Humor, denn wenn er keinen hätte, könnte er mir auch keinen geben“, sagt sie und lächelt verschmitz­t.

Aufgewachs­en in Bonstetten mit zehn Geschwiste­rn, erinnert sich Paula Deller an eine schwere Kindheit. Während der Kirchencho­r probte, musste Paula gleich nebenan die Kühe hüten. Dabei sang und singt sie selbst von Herzen gerne. „Ich liebe klassische Musik, Arien und die schönen alten Messen“, gesteht die 77-Jährige. Als Kind saß sie zwischen den Kühen und sang lustvoll mit, heute lässt sie ihre Stimme beim Kochen in der heimischen Wohnküche in Bocksberg erklingen.

Trotz aller Arbeit und Schwere fand Paula Deller immer wieder einen Weg zur eigenen Freude. „Ich habe als Einzige von uns Kindern herzhaft lachen können.“

Und weil sie weiß, wie hilfreich Lachen sein kann, erheitert die 77-Jährige auch andere Menschen gerne. So wackelt schon mal der Bus, wenn Paula Deller bei einem Ausflug richtig in Schwung kommt. Erst recht, wenn sie auf jemanden stößt, der ebenfalls Witze erzählen kann. Da stacheln sie sich gegenseiti­g an. „Einer gibt dem anderen mit seinem Witz sozusagen das nächste Stichwort.“

In Bocksberg, wohin sie 1967 auf einen Bauernhof geheiratet hat, kennt man Paula Deller, lädt sie schon mal als kleine Attraktion auf ein privates Fest ein. Dann notiert sie sich zu Hause Stichpunkt­e, ein Wort für jeden Witz. Der Rest kommt von selbst. „Ich hab ein gutes Gedächtnis und das kleine Abitur – acht Jahre Volksschul­e und einen Tanzkurs“, scherzt sie. Scheinbar die besten Voraussetz­ungen für eine Witzeerzäh­lerin. Ansonsten brauche es dafür eine große Portion Lebensfreu­de und die Angewohnhe­it, die Leute und das Leben zu nehmen, wie sie sind. Von „Jammern“hält die 77-Jährige wenig. Warum auch? Die Bocksberge­rin blickt glücklich auf drei gesunde Kinder, sechs Enkelkinde­r und ihren Garten. „Meine kleine Welt ist in Ordnung, und an der großen kann ich sowieso nichts ändern.“Das Tanzen fällt ihr mittlerwei­le schwer. Doch was soll’s: „Besser schmerzt meine Bandscheib­e als dass mein Mundwerk kaputt ist.“

Pater Tomasz, Pfarrer der Pfarreiein­gemeinscha­ft Bliensbach, hat Paula Deller bereits angekündig­t: Sollte er jemals ihre Beerdigung abhalten, wird er dabei einen Witz erzählen. Damit zeigt sich die 77-Jährige vollauf einverstan­den. Welcher Witz passt, diese Entscheidu­ng überlässt sie gerne dem Priester. „Gut muss er halt sein“, fordert die Bocksberge­rin lachend.

Wer welchen Witz „gut“findet, darüber gehen die Meinungen zuweilen auseinande­r. „Mit Schwiegerm­utterwitze­n beispielsw­eise muss man aufpassen“, weiß Paula Deller aus Erfahrung. Sie merkt sofort, wenn ein Witz bei jemandem nicht ankommt. „Ein Witz muss auf jeden Fall kurz sein.“Hier stimmt sie mit dem Mediziner und Kabarettis­ten Eckart von Hirschhaus­en überein. Und so erzählt die 77-Jährige in ihren Witzen kurz und knapp viel von Männern und Frauen und deren Umgang miteinande­r. Von Beamten und Pfarrern. Vom Älterwerde­n und so mancher Volkskrank­heit. Spezielle Vorlieben verneint sie, doch gilt für alle ihre Witze: „Keiner ist schmutzig, hab’ sie alle gewaschen.“Und so hält auch die christlich­e Fastenzeit sie keineswegs

„Ein älterer Herr in Amerika kommt zum Chefarzt und klagt: Mein Hirn hat keinen Wert mehr. Daraufhin ent fernt der Arzt das Hirn. Als der Patient nach vier Wo chen wieder zum Arzt kommt, sagt er: Ich brauche kein Hirn mehr. Ich bin jetzt Präsident von Amerika.“ „Sagt die Frau zu ihrem Mann: Du hast mir verspro chen, deine Liebste immer auf Armen zu tragen. Sagt er: Ich kann doch nicht die ganze Woche eine Kiste Bier herumtrage­n.“ „Frau Mayer hat einen Ku chen gebacken. Auf dem Weg zu ihrer Freundin macht sie am Friedhof halt und stellt den Kuchen auf die Mauer. Als er in den Friedhof fällt, klagt sie: Jetzt liegt er da drin und war so schön und so groß. Der vorbeigehe­nde Pfarrer sagt: Frau Mayer, da liegen lauter Schöne und Gro ße drin. Antwortet sie: Aber keiner mit fünf Eiern!“

vom Witzeerzäh­len ab. „Für Witze, den Humor und das Lachen gibt es keine Fastenzeit“, stellt sie klar. Das Leben zu genießen, hat für die 77-Jährige stets Vorrang. Wie der traditione­lle Besuch der Sonntagsme­sse und der Verzicht auf Fleisch am Freitag gehört für Paula Deller ganzjährig der tägliche Kaffee mit dem „kleinen süßen Stückchen“zum Leben. Am liebsten genießt sie ihn lachend mit Freundinne­n. So sehr sie ihr Gedächtnis lobt, so leicht kann sie hier schon mal vergessen: „Wenn mein Mann mir ausgerechn­et dann eine Arbeit anschafft.“Es lebe der Humor!

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Foto: Birgit Hassan Das Lachen hat für die 77 jährige Paula Deller ganzjährig seine Berechtigu­ng. Witze hat die Bocksberge­rin viele auf Lager.

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