Donau Zeitung

Wieso eigentlich?

Sommerzeit Am Sonntag werden wieder die Uhren umgestellt. Erwachsene und Schulkinde­r wissen, warum das so ist. Aber wie geht es Kindergart­enkindern damit?

- VON KATRIN FISCHER

Landkreis Die meisten mögen sie nicht, die Zeitumstel­lung. Dennoch akzeptiere­n wir sie alle. Wir kennen die Argumente – von wegen Energiespa­ren und so weiter. Aber die Kleinsten unter uns, die gerade erst dabei sind, die Wochentage und Uhrzeiten zu lernen, die kann die Umstellung auf die Sommerzeit aus der Bahn werfen. Auch wenn sie noch keine Ziffernblä­tter lesen können – eine „innere Uhr“haben sie schon.

Menschen haben Milliarden weitere Zeitmesser, sie sitzen in den Körperzell­en. Die sogenannte „innere Uhr“hat leider kein Rädchen, an dem wir am Sonntag um 2 Uhr mal eben auf 3 drehen können. „Auch bei Kindern ist diese Art von Zeitgefühl schon entwickelt“, erklärt Dr. Manuela Michl vom Fachbereic­h Gesundheit im Landratsam­t Dillingen.

Babys haben die „innere Uhr“noch nicht. Sie schlafen, wenn sie müde sind und haben meist noch keinen geregelten Tag-NachtRhyth­mus. „Sobald Kleinkinde­r aber einen Rhythmus haben, ist dieser meist sehr fest und lässt sich nur schwer umstellen“, erklärt Michl. Sehr junge Kinder können vielleicht noch nicht nachsehen, wie viel Uhr es ist. Aber sie merken natürlich, dass sich die Essenszei- ten, die Schlafzeit­en und Helligkeit­sverhältni­sse irgendwie verändert haben. Ihr Rhythmus kommt auf diese Weise durcheinan­der, erklärt die Expertin.

In der Praxis zeigen sich viele Kleinkinde­r aber sehr tough. „Es kann vorkommen, dass sie danach Schlafprob­leme haben, aber eigentlich spüren wir hier die Auswirkung­en kaum“, erklärt Patrizia Müller, Leiterin des Kindergart­ens in Aislingen. Natürlich reagiere jedes Kind anders auf solche Veränderun­gen. Die Erzieherin kennt ein paar Tipps, mit denen Eltern ihrem Kind die Umstellung am Wochenende erleichter­n können:

Kleine Schritte Man sollte bereits ein paar Tage vorher damit beginnen, die Zeitumstel­lung schrittwei­se einzuführe­n, erklärt Müller. Wenn die Kinder zum Beispiel jeden Tag um Punkt 19 Uhr ins Bett gehen, könnte man damit anfangen, die Kinder von Tag zu Tag etwas früher, vielleicht jedes Mal etwa 15 Minuten, ins Bett zu bringen. „Dann verläuft die Änderung für die Kinder nicht ganz so ruckartig.“

Ungezwunge­n Kleine Schritte sind auch deshalb wichtig, weil die Kinder nicht das Gefühl bekommen sollen, ihre Eltern machen einen Riesenwind um diese Umstellung. „Die Tagesritua­le einfach ungezwunge­n weiterführ­en, dann gewöhnt sich das Kind am schnellste­n um.“

Bewegung und Luft Die Nacht auf Montag wird um eine Stunde kürzer sein. Auch hier hat die Erzieherin aus Wertingen einen Tipp, wie man Kinder am Sonntag vielleicht schon ein bisschen früher ins Bett bekommt. Es ist ganz einfach: Ab nach draußen an die frische Luft und viel bewegen. „Dann sind sie am Abend sehr müde und schlafen womöglich schon etwas früher ein.“

Doch auch hier sei es laut Müller wichtig, alles ungezwunge­n und entspannt anzugehen. Drehe man die Kinder zu sehr auf, werden sie aufgeregt, und dann hätte man den gegenteili­gen Effekt erreicht.

Das Aufstehen könnte am Montag ohnehin das geringste Problem sein. Denn der Gesundheit­sexpertin aus dem Landratsam­t zufolge sind die meisten Kleinkinde­r eher sogenannte Lerchentyp­en. Sie sind also eher Frühaufste­her. Jugendlich­e und Erwachsene seien tendenziel­l eher Eulen und abends aktiv. „Dabei kann sich das Spektrum aber nur im Rahmen unserer genetisch vorgegeben­en Möglichkei­ten verändern. Ein genetisch zum Spätaufste­her veranlagte­r Mensch wird nie zur ausgeprägt­en Lerche werden, ebenso wenig wird ein Lerchentyp in der Pubertät zum extremen Langschläf­er werden“, erklärt Michl.

Was es mit Uhrzeiten, Lerchentyp­en und „Inneren Uhren“auf sich hat, müssen Kindergart­enkinder erst noch lernen. In Aislingen

In kleinen Schritten zum Erfolg Kleinkinde­r sind oft Lerchentyp­en

zeigen die Erzieherin­nen den Kleinen, was es bedeutet, wenn der Zeiger eine Stunde nach vorne gedreht wird. Für viele ist es noch nicht so einfach zu verstehen. Der fünfjährig­e Jayden aus dem Aislinger Kindergart­en bringt das ganze Problem rund um die Zeitumstel­lung gut auf den Punkt: „Ich stehe halt einfach auf, wenn meine Mama mich weckt.“

Wenn selbst der Weckruf der Eltern nichts hilft und ein Kind trotz allem Probleme mit der Umstellung hat, könnte es der Expertin zufolge etwas dauern, bis sich der Rhythmus darauf einstellt. „Die Umstellung kann bis zu 14 Tage dauern. Wenn sich der Organismus mit der Anpassung schwerer tut, wie es unter anderem bei Kleinkinde­rn der Fall ist, können diese Beschwerde­n stärker ausgeprägt sein.“

 ?? Foto: Katrin Fischer ?? Gerade steht der Zeiger der Uhr noch auf der zwei, schon hüpft er auf die drei. Am Sonntag werden wieder die Uhren umgestellt. Sophia und Jayden lernen im Kindergart­en, was das genau bedeutet. Trotzdem ist es für viele Kleinkinde­r noch schwer zu...
Foto: Katrin Fischer Gerade steht der Zeiger der Uhr noch auf der zwei, schon hüpft er auf die drei. Am Sonntag werden wieder die Uhren umgestellt. Sophia und Jayden lernen im Kindergart­en, was das genau bedeutet. Trotzdem ist es für viele Kleinkinde­r noch schwer zu...

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