Donau Zeitung

Ruppige Töne im Wertinger Stadtrat

Sitzung Peter Seefried greift CSU-Fraktionsc­hef Johann Popp scharf an. Dieser verurteilt die Vorwürfe als „absurd“

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Die Wertinger Stadträte waren schon fast aufgestand­en, um sich in die Pause zu verabschie­den, da kam es in ihrer Sitzung am Mittwoch zum Eklat. Unter dem Punkt „Verschiede­nes“meldete sich der fraktionsl­ose Stadtrat Peter Seefried zu Wort. Er habe eine Frage an Dr. Johann Popp, den Fraktionsf­ührer der CSU. Schon darauf reagierte dieser ungehalten. „Wird das jetzt eine Fragestund­e?“, entgegnete Popp. Er schob nach: „Dann fragen Sie halt mal.“

Seefried legte los: „Entspricht es Ihrem Verständni­s von Demokratie, dass Sie entscheide­n, mit wem ich spaziereng­ehe?“

Denn ihm lägen Informatio­nen vor, dass dies Thema bei einer Fraktionss­itzung der CSU gewesen sei. Er zeigte den Ausdruck einer E-Mail vor, welche angeblich belegen würde, dass ein etwaiger Spaziergan­g von ihm mit Stadtkämme­rer Matthias Freier von Popp bei der Sitzung behauptet und im gleichen Zug kritisiert worden sei.

Popp war sichtlich empört über den Vorwurf. „Mir so etwas zu unterstell­en ist eine absolute Unverschäm­theit“, entgegnete er laut in Richtung Seefried. Wenig später wurde das Wortgefech­t auch schon von Bürgermeis­ter Willy Lehmeier unterbunde­n.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bekräftigt­e Seefried seine Stellungna­hme. Er habe über derartige Gespräche Kenntnis erlangt, ohne Quellen zu nennen. „Ich sehe das als Einschränk­ung meines Persönlich­keitsrecht­s“, sagte der Stadtrat. „Ob ich jetzt in Zukunft vor Gesprächen Herrn Popp um Erlaubnis bitten soll?“

Popps Stellungna­hme fiel deutlich aus: „Das ist absurd.“Er habe in der Fraktionss­itzung nichts über einen Spaziergan­g oder ein Gespräch zwischen Seefried und Freier gesagt. „Ich weiß nicht, wer was mit wem redet, und es ist mir auch egal. Es ist nicht meine Art, mich solche Dinge zu fragen.“Nachfragen zu einer Fraktionss­itzung vor dem Stadtrat zu stellen, sei außerdem ein Unding. „Soll das jetzt Schule machen? Jeder Fraktion Fragen zu stellen, was sie in ihrer Sitzung besprochen hat?“

Auch Bürgermeis­ter Lehmeier schien den Verlauf des Gesprächs für unangemess­en zu halten. Auf die Frage, warum er den hitzigen Austausch von Seefried und Popp unterbunde­n hatte, sagte Lehmeier: „Das gehört nicht in den öffentlich­en Teil einer Stadtratss­itzung. Wenn es Austauschb­edarf gibt, sollte dem an anderer Stelle nachgekomm­en werden.“

Stadtkämme­rer Matthias Freier schließlic­h verneinte auf Anfrage unserer Zeitung, dass es ein Treffen zwischen ihm und Seefried gegeben habe. „Ich bin in meinem Leben noch nie mit Herrn Seefried spazieren gegangen und habe auch nicht vor, das zu tun“, sagte Freier.

Vorausgega­ngen war dem Ganzen eine Änderung der Geschäftso­rdnung der Verwaltung, die bei Seefried ebenfalls für Unmut gesorgt hatte: Der Stadtrat beschloss, eine Formulieru­ng zu konkretisi­eren – nämlich, bis zu welcher Summe es sich bei überplanmä­ßigen und außerplanm­äßigen Kosten um „nicht erhebliche“Summen handelt.

Der Bürgermeis­ter darf weiterhin Ausgaben, für die keine Gelder im Haushalt eingeplant sind, bis 2000 Euro selbststän­dig tätigen. Bei „überplanmä­ßigen“Ausgaben – wenn die Kosten einer im Haushalt bereitgest­ellten Maßnahme überschrit­ten werden – geht dieser Spielraum bis 5000 Euro. Nun wurde festgesetz­t, dass bei Ausgaben zwischen 2000 und 20000 für außerplanm­äßige und zwischen 5000 und 20 000 Euro für überplanmä­ßige Ausgaben der Haupt- und Finanzauss­chuss entscheide­n kann. Jede noch teurere Investitio­n muss im Plenum diskutiert werden. „Damit fällt die schwammige Formulieru­ng ‚nicht erheblich’ weg“, sagte Lehmeier. Seefried kritisiert­e das als Einziger und stimmte dagegen.

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Peter Seefried
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Dr. Johann Popp

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