Die Wasserralle ist schon zurück, jetzt kommen die „Mädels“
Natur Nach und nach ist die Renaturierung im Dattenhauser Ried zu einem Vorbildprojekt auch über den Landkreis hinaus geworden. So soll es im Niedermoor dieses Jahr weitergehen
Dattenhausen Es spricht sich herum, dass es im Dattenhauser Ried vorwärtsgeht. Inzwischen sind einige seltene Tierarten in das Niedermoor zurückgekehrt, die Wasserralle oder der Kiebitz zum Beispiel. Andere Kommunen unternehmen Besichtigungen in das Ried, im Gemeinderat Pöttmes im Landkreis AichachFriedberg wurde das Projekt als Vorbild für eine erfolgreiche Renaturierung genannt. Dabei steckt der Zweckverband noch immer mitten in der Arbeit. Die nächste große Änderung wird bald zu sehen sein.
Nicht nur die Wasserralle hat wieder Gefallen am Landkreis gefunden. Auch viele andere Vogelarten, zum Beispiel der Kiebitz, sind ins Dattenhauser Ried zurückgekehrt. Sie suchen nach Feuchtgebieten, um dort zu brüten. In Bayern gelten viele dieser Arten als gefährdet, weil sich der Wasserstand in vielen Feuchtgebieten verändert hat und das Grundwasser absinkt. Der Zweckverband hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Entwicklung zu stoppen. Seit über drei Jahren engagieren sich die Mitglieder, die Gemeinden Bachhagel, Ziertheim und Syrgenstein sowie der Landkreis Dillingen, dafür, dem Juramoos wieder zu seiner ursprünglichen Funktion zu verhelfen. Dann ist es nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen von Nutzen: als klimafreundlicher Kohlenstoffspeicher.
Die ersten Schritte der Wiedervernässung – seit 2013 werden zum Beispiel Stauwehre gebaut, die verhindern sollen, dass das Wasser aus dem Moor abfließt – haben also bereits Wirkung gezeigt. Nun plant der Zweckverband den nächsten Schritt. Das Gebiet soll auch beweidet werden. Aber: „In einem Niedermoorgebiet ist es nicht leicht, eine Beweidungsfläche wirtschaftlich zu betreiben“, erklärte Susanne Kling von DonautalAktiv bei der Sitzung des Zweckverbandes. Sie habe mehrere Firmen angefragt, und lange habe sich niemand dazu bereit erklärt. „Doch jetzt haben wir jemanden gefunden“, sagte sie mit einem Wink in die Zuhörerreihe. Bernhard Mengele aus Frauenriedhausen wird künftig seine „Mädels“, wie es Kling ausdrückte, ins Ried schicken. Es sind Hinterwälder-Rinder. Dieser alte Landschlag des Hausrinds ist mit einer maximalen Risthöhe von etwa 130 Zentimetern das kleinste mitteleuropäische Rind. In Gourmetkreisen wird die Fleischqualität dieser Tiere sehr geschätzt.
Bevor die „Mädels“kommen können, sind noch ein paar Bauten nötig. Für rund 7000 Euro wird zunächst ein Zaun gezogen – Mengele hat sich in der Sitzung auch bereit erklärt, beim Aufstellen mitzuhelfen, sodass der Verband weniger Arbeitsstunden zahlen muss. Dann brauchen die Rinder auch noch eine Art Unterschlupf. Teure Varianten aus Holz haben die Verbandsmitglieder vorerst ausgeschlossen – obwohl sie gut in die Natur passen würden, wie Kling bemerkte. Sie tendiert zu einer günstigeren Variante, einer Art Zelt.
Es stehen noch weitere Aufgaben auf der To-do-Liste des Zweckverbandes: Um die Wiedervernässung abschließen zu können, muss noch mit vier Eigentümern, die Privatflächen im Burghagler Ried haben, gesprochen werden. Einige haben laut Kling bereits ihr „Okay“zu den Maßnahmen gegeben, und die meisten Grundstücke hat der Landkreis in einem jahrelangen Prozess selbst erworben. Syrgensteins Bürgermeister Bernd Steiner schlug vor, die Bürger bei einer Infoveranstaltung besser über die Vorhaben des Zweckverbandes zu informieren und die Folgen für Natur und Klimaschutz zu erklären.
Um die Fortschritte auch in Zahlen festhalten zu können, hat der Zweckverband in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan rund zwanzig Messstellen auf dem Gebiet angebracht. Sie sollen für etwa drei Jahre dort stehen bleiben und die Wasserstände im Dattenhauser Ried messen.
Es ist nicht einfach, ein Niedermoor zu beweiden