Donau Zeitung

Die Wasserrall­e ist schon zurück, jetzt kommen die „Mädels“

Natur Nach und nach ist die Renaturier­ung im Dattenhaus­er Ried zu einem Vorbildpro­jekt auch über den Landkreis hinaus geworden. So soll es im Niedermoor dieses Jahr weitergehe­n

- VON KATRIN FISCHER

Dattenhaus­en Es spricht sich herum, dass es im Dattenhaus­er Ried vorwärtsge­ht. Inzwischen sind einige seltene Tierarten in das Niedermoor zurückgeke­hrt, die Wasserrall­e oder der Kiebitz zum Beispiel. Andere Kommunen unternehme­n Besichtigu­ngen in das Ried, im Gemeindera­t Pöttmes im Landkreis AichachFri­edberg wurde das Projekt als Vorbild für eine erfolgreic­he Renaturier­ung genannt. Dabei steckt der Zweckverba­nd noch immer mitten in der Arbeit. Die nächste große Änderung wird bald zu sehen sein.

Nicht nur die Wasserrall­e hat wieder Gefallen am Landkreis gefunden. Auch viele andere Vogelarten, zum Beispiel der Kiebitz, sind ins Dattenhaus­er Ried zurückgeke­hrt. Sie suchen nach Feuchtgebi­eten, um dort zu brüten. In Bayern gelten viele dieser Arten als gefährdet, weil sich der Wasserstan­d in vielen Feuchtgebi­eten verändert hat und das Grundwasse­r absinkt. Der Zweckverba­nd hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Entwicklun­g zu stoppen. Seit über drei Jahren engagieren sich die Mitglieder, die Gemeinden Bachhagel, Ziertheim und Syrgenstei­n sowie der Landkreis Dillingen, dafür, dem Juramoos wieder zu seiner ursprüngli­chen Funktion zu verhelfen. Dann ist es nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen von Nutzen: als klimafreun­dlicher Kohlenstof­fspeicher.

Die ersten Schritte der Wiedervern­ässung – seit 2013 werden zum Beispiel Stauwehre gebaut, die verhindern sollen, dass das Wasser aus dem Moor abfließt – haben also bereits Wirkung gezeigt. Nun plant der Zweckverba­nd den nächsten Schritt. Das Gebiet soll auch beweidet werden. Aber: „In einem Niedermoor­gebiet ist es nicht leicht, eine Beweidungs­fläche wirtschaft­lich zu betreiben“, erklärte Susanne Kling von DonautalAk­tiv bei der Sitzung des Zweckverba­ndes. Sie habe mehrere Firmen angefragt, und lange habe sich niemand dazu bereit erklärt. „Doch jetzt haben wir jemanden gefunden“, sagte sie mit einem Wink in die Zuhörerrei­he. Bernhard Mengele aus Frauenried­hausen wird künftig seine „Mädels“, wie es Kling ausdrückte, ins Ried schicken. Es sind Hinterwäld­er-Rinder. Dieser alte Landschlag des Hausrinds ist mit einer maximalen Risthöhe von etwa 130 Zentimeter­n das kleinste mitteleuro­päische Rind. In Gourmetkre­isen wird die Fleischqua­lität dieser Tiere sehr geschätzt.

Bevor die „Mädels“kommen können, sind noch ein paar Bauten nötig. Für rund 7000 Euro wird zunächst ein Zaun gezogen – Mengele hat sich in der Sitzung auch bereit erklärt, beim Aufstellen mitzuhelfe­n, sodass der Verband weniger Arbeitsstu­nden zahlen muss. Dann brauchen die Rinder auch noch eine Art Unterschlu­pf. Teure Varianten aus Holz haben die Verbandsmi­tglieder vorerst ausgeschlo­ssen – obwohl sie gut in die Natur passen würden, wie Kling bemerkte. Sie tendiert zu einer günstigere­n Variante, einer Art Zelt.

Es stehen noch weitere Aufgaben auf der To-do-Liste des Zweckverba­ndes: Um die Wiedervern­ässung abschließe­n zu können, muss noch mit vier Eigentümer­n, die Privatfläc­hen im Burghagler Ried haben, gesprochen werden. Einige haben laut Kling bereits ihr „Okay“zu den Maßnahmen gegeben, und die meisten Grundstück­e hat der Landkreis in einem jahrelange­n Prozess selbst erworben. Syrgenstei­ns Bürgermeis­ter Bernd Steiner schlug vor, die Bürger bei einer Infoverans­taltung besser über die Vorhaben des Zweckverba­ndes zu informiere­n und die Folgen für Natur und Klimaschut­z zu erklären.

Um die Fortschrit­te auch in Zahlen festhalten zu können, hat der Zweckverba­nd in Zusammenar­beit mit der Hochschule Weihenstep­han rund zwanzig Messstelle­n auf dem Gebiet angebracht. Sie sollen für etwa drei Jahre dort stehen bleiben und die Wasserstän­de im Dattenhaus­er Ried messen.

Es ist nicht einfach, ein Niedermoor zu beweiden

 ?? Foto: Fotolia ?? Die Wasserrall­e gilt in Bayern als gefährdet. Die feuchten Gebiete, die dieser Vogel zum Brüten braucht, sind immer weniger geworden. Ins Dattenhaus­er Ried sind die Vögel wieder zurückgeke­hrt. Dort läuft zur Zeit die Wiedervern­ässung.
Foto: Fotolia Die Wasserrall­e gilt in Bayern als gefährdet. Die feuchten Gebiete, die dieser Vogel zum Brüten braucht, sind immer weniger geworden. Ins Dattenhaus­er Ried sind die Vögel wieder zurückgeke­hrt. Dort läuft zur Zeit die Wiedervern­ässung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany