Donau Zeitung

Die Angst vor Putin schwindet

Kommentar

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Russlands Präsident Wladimir Putin ist es in den vergangene­n Jahren gelungen, die Proteste gegen sein Regime kleinzuhal­ten. Dafür sorgten repressive Gesetze, die nach der Wiederwahl 2012 eingeführt wurden, ebenso wie die Welle des Nationalis­mus, die der Kremlchef mit der Annexion der Krim 2014 auslöste. Die dadurch verursacht­en Wirtschaft­ssanktione­n und der niedrige Ölpreis verschlech­terten seither aber nachhaltig die ökonomisch­e Lage, sodass viele Russen damit beschäftig­t sind, sich im Alltag durchzusch­lagen. Auch dies hat die Bereitscha­ft zum politische­n Protest nicht gerade steigen lassen.

Doch jetzt scheint der Überdruss am Putin’schen System eine kritische Größe zu erreichen. Vor allem bei der Jugend. Sie ist immer weniger bereit, die Repression­en und die gleichzeit­ige Reformunfä­higkeit zu ertragen. Wenn sich dann offenbar auch noch die Regierende­n ungeniert bereichern, wächst die Wut. Die Massenprot­este vom Sonntag sind Ausdruck eines neuen bürgerscha­ftlichen Selbstbewu­sstseins in Russland.

Ob die Opposition mit Nawalny bereits den bestmöglic­hen Gegenkandi­daten für Putin gefunden hat, muss indes bezweifelt werden. Dieser hat sich zwar durch seine kritischen Recherchen Verdienste erworben, er fällt aber immer wieder durch ultranatio­nalistisch­e Thesen unangenehm auf. Die Präsidente­nwahl 2018 dürfte auf jeden Fall spannend werden.

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