Donau Zeitung

Lutherbild ohne Hollywood Klischee

Theater Die Gestalt des Reformator­s wird in Höchstädt greifbar

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Höchstädt „Wir sind alle Gelächter, Fabel und Fastnachts­piel“, so heißt es in der Ankündigun­g zum Theaterstü­ck über den „wahren“Luther. Darin soll die humorvolle Seite des Reformator­s zu ihrem Recht kommen. Die Autoren und zugleich Schauspiel­er der „Theaterkom­panie Leipzig“Alexander Fabisch und Bernhard Biller bringen ein Theater mit einem Lutherbild in den Rittersaal von Schloss Höchstädt, das in kein Hollywood-Klischee passt.

Die Inszenieru­ng von Eva Langkabel lebt von der Wandlungsf­ähigkeit der beiden Schauspiel­er und verlangt ihnen einiges ab, was sie jedoch mühelos meistern. Rasche Szenenwech­sel in sparsamer Kulisse schaffen eine erstaunlic­he Dichte. Beide Schauspiel­er schlüpfen für das Publikum sichtbar in immer neue Rollen und Kostüme. So erzählt Fabisch das Leben des jungen Luther, des Rebellen und leidenscha­ftlich Grübelnden.

Dann ist Wechsel und Bernhard Biller zeigt als älterer Luther die ausgelasse­nen und deftigen Züge des Reformator­s. Doch beide Rollen und Typen ergänzen einander. Dabei werden auch bittere Seiten Luthers schonungsl­os angespielt. So Luthers Verhalten im Bauernkrie­g oder seine Ablehnung der Juden.

Bemerkensw­ert ist auch die Besetzung der Rollen von Luthers Gegenspiel­ern und Mitstreite­rn. So schlüpft Alexander Fabisch neben dem jungen Luther in die Rollen von Kaiser Karl V., Thomas Müntzer, Tetzels Gehilfe Berlepsch, eines Fernsehans­agers, einer Bäuerin. Bernhard Biller verkörpert neben dem alten Luther seinen Vater, seinen Onkel, Kardinal Kajetan, Tetzel, Dr. Eck und einen Bauern. Ein Höhepunkt in beider Rollenwech­sel ist, wenn Alexander Fabisch in den Rock von Katharina von Bora schlüpft, ohne in eine Klamotte zu geraten. Zum Schuss stecken beide, der junge Martin und der alter Martinus, im „Lutherrock“. Tosender Beifall des Publikums.

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Foto: Horst von Weitershau­sen Martin Luther mit seiner Frau Katharina von Bora.

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