Donau Zeitung

Und jetzt?!

Sicherheit Zum Welt-Backup-Tag erklärt der Computerex­perte Günter Häußler, was man gegen Datenverlu­st tun kann

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Die digitale Welt birgt auch ihre Spukgeschi­chten. Eine, die der Gymnasiall­ehrer Günter Häußler aus Binswangen öfter in verschiede­nen Versionen zu hören bekommt, ist folgende: In den Tagen vor der Abgabe einer Hausarbeit wird es bei den Schülern stressig, und plötzlich sind die unter großen Mühen niedergesc­hriebenen Seiten einfach weg. Doch nicht nur seine Schüler werden von den datenhungr­igen Geistern der Moderne heimgesuch­t, sondern auch Studenten – und Kollegen. „Kurz vor dem Jahreszeug­nis hat eine Kollegin einer anderen Schule ihre gesamten digital gespeicher­ten Noten verloren“, berichtet Häußler, der am Gymnasium Wertingen die LaptopKlas­sen betreut und Datenschut­zbeauftrag­ter ist.

Daten bedeuten für viele Menschen harte Arbeit, für andere sind sie die digitale Essenz ihrer Lebens- freude. Beispielsw­eise führen viele keine Fotoalben in Buchform mehr, sondern erstellen und speichern diese nur noch am Rechner. Andere verlagern ihr Hobby immer mehr in die digitale Welt – Spiele am Computer oder Spielekons­olen werden von Jahr zu Jahr beliebter. In manche Spiele investiere­n die Konsumente­n viele hundert Stunden Zeit. Auch Musik oder Kontaktadr­essen sind oft nur noch digital vorhanden.

Und unter Umständen in Sekundenbr­uchteilen unrettbar zerstört. Die kleine Katastroph­e kann viele Ursachen haben, sagt Häußler. Unachtsamk­eit, Defekte am Gerät, Diebstahl – oder ein Virus. Da die Daten immer wertvoller werden, haben sich manche Hacker darauf spezialisi­ert, diese mit Erpresserp­rogrammen zu erbeuten. Erst wenn gezahlt wird, erhält man seine Daten zurück.

Um solchem Ungemach zu entgehen, sollten Benutzer ihre Daten nie an nur einem Ort speichern, son- dern Sicherungs­kopien – englisch „Backups“– erstellen. Häußler hat dafür einen unter Fachleuten beliebten Spruch parat: „Kein Backup – kein Mitleid.“Datensiche­rungen kann man als Privatmann auf zwei verschiede­ne Arten durchführe­n. Zum einen die für digitale Verhältnis­se schon fast altmodisch­e Variante mit einem zusätzlich­en Speicherge­rät. Festplatte­n und USBSticks sind schon für wenig Geld zu haben und stellen beispielsw­eise für Texte und Fotos eine unkomplizi­erte Möglichkei­t der Sicherung dar. Einfach die wertvollen Daten in regelmäßig­en Intervalle­n manuell auf das Speicherme­dium übertragen. Und dann dieses auch wieder vom System trennen, denn sonst kann ein Virus auch das angeschlos­sene Gerät befallen – die ganze Mühe wäre dann wieder umsonst.

Eine andere Möglichkei­t ist die Speicherun­g in einer sogenannte­n „Cloud“, zu Deutsch Wolke. Mit diesem System werden die Daten von Programmen, die zumeist sogar kostenlos verfügbar sind, über das Internet auf einen Speicher irgendwo auf der Welt übertragen. Einerseits sehr komfortabe­l, die Dienste arbeiten teils automatisc­h, die Daten werden von Profis verschlüss­elt und umsorgt. Doch hier liegt auch ein großes Problem mit dieser Art der Datensiche­rung, findet Häußler. Denn die Inhalte befinden sich dann in keiner Form mehr physisch in der eigenen Hand, nicht einmal mehr auf einem „anfassbare­n“Speicherme­dium. Der eigene Datenschat­z wird noch einmal abstrakter – und ist im Fall der Fälle auch den Sicherheit­sbestimmun­gen der Firmen wie Microsoft, Google oder Apple unterworfe­n. Die amerikanis­chen Dienste haben einen zweifelhaf­ten Ruf, wie hoch sie die Privatsphä­re ihrer Kunden bei Druck von Behörden hängen würden. Außerdem verwerten Konzerne wie Google relativ ungeniert Daten ihrer Kunden für ihre eigenen Interessen. „Meine Vermutung ist, dass mit wachsender Zahl von Abhörskand­alen und Hackerangr­iffen der Bedarf an sicheren und datenschut­zkonformen Angeboten in Europa steigen wird“, sagt Häußler. „Für diese werden Privatpers­onen bereit sein, Geld auszugeben.“Häußler und seine Kollegen bereiten ihre Schüler auf die Tücken der digitalen Welt vor. In einem zweijährig­en Wahlkurs können sie den internatio­nal konzipiert­en ECDL, den „Führersche­in“für Datenverar­beitung, erwerben.

Auch das Thema Backups spielt eine Rolle – in den Laptopkurs­en verpflicht­et sich jeder Schüler in einer Nutzervere­inbarung, Backups anzulegen. „Eine gute Vorbereitu­ng für das Berufslebe­n“, findet Häußler. »Aufgespieß­t

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Foto: nitikofnfo­tolia/Fotolia Und plötzlich liegt das Handy mit allen Daten, Fotos und Telefonnum­mern im Klo. Was jetzt? Experten sagen: „Kein Backup – kein Mitleid“. Am Freitag ist Welt Backup Tag. Ein Gymnasiall­ehrer erklärt, wie man seine Daten sichern kann.
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Günter Häußler

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