Und jetzt?!
Sicherheit Zum Welt-Backup-Tag erklärt der Computerexperte Günter Häußler, was man gegen Datenverlust tun kann
Wertingen Die digitale Welt birgt auch ihre Spukgeschichten. Eine, die der Gymnasiallehrer Günter Häußler aus Binswangen öfter in verschiedenen Versionen zu hören bekommt, ist folgende: In den Tagen vor der Abgabe einer Hausarbeit wird es bei den Schülern stressig, und plötzlich sind die unter großen Mühen niedergeschriebenen Seiten einfach weg. Doch nicht nur seine Schüler werden von den datenhungrigen Geistern der Moderne heimgesucht, sondern auch Studenten – und Kollegen. „Kurz vor dem Jahreszeugnis hat eine Kollegin einer anderen Schule ihre gesamten digital gespeicherten Noten verloren“, berichtet Häußler, der am Gymnasium Wertingen die LaptopKlassen betreut und Datenschutzbeauftragter ist.
Daten bedeuten für viele Menschen harte Arbeit, für andere sind sie die digitale Essenz ihrer Lebens- freude. Beispielsweise führen viele keine Fotoalben in Buchform mehr, sondern erstellen und speichern diese nur noch am Rechner. Andere verlagern ihr Hobby immer mehr in die digitale Welt – Spiele am Computer oder Spielekonsolen werden von Jahr zu Jahr beliebter. In manche Spiele investieren die Konsumenten viele hundert Stunden Zeit. Auch Musik oder Kontaktadressen sind oft nur noch digital vorhanden.
Und unter Umständen in Sekundenbruchteilen unrettbar zerstört. Die kleine Katastrophe kann viele Ursachen haben, sagt Häußler. Unachtsamkeit, Defekte am Gerät, Diebstahl – oder ein Virus. Da die Daten immer wertvoller werden, haben sich manche Hacker darauf spezialisiert, diese mit Erpresserprogrammen zu erbeuten. Erst wenn gezahlt wird, erhält man seine Daten zurück.
Um solchem Ungemach zu entgehen, sollten Benutzer ihre Daten nie an nur einem Ort speichern, son- dern Sicherungskopien – englisch „Backups“– erstellen. Häußler hat dafür einen unter Fachleuten beliebten Spruch parat: „Kein Backup – kein Mitleid.“Datensicherungen kann man als Privatmann auf zwei verschiedene Arten durchführen. Zum einen die für digitale Verhältnisse schon fast altmodische Variante mit einem zusätzlichen Speichergerät. Festplatten und USBSticks sind schon für wenig Geld zu haben und stellen beispielsweise für Texte und Fotos eine unkomplizierte Möglichkeit der Sicherung dar. Einfach die wertvollen Daten in regelmäßigen Intervallen manuell auf das Speichermedium übertragen. Und dann dieses auch wieder vom System trennen, denn sonst kann ein Virus auch das angeschlossene Gerät befallen – die ganze Mühe wäre dann wieder umsonst.
Eine andere Möglichkeit ist die Speicherung in einer sogenannten „Cloud“, zu Deutsch Wolke. Mit diesem System werden die Daten von Programmen, die zumeist sogar kostenlos verfügbar sind, über das Internet auf einen Speicher irgendwo auf der Welt übertragen. Einerseits sehr komfortabel, die Dienste arbeiten teils automatisch, die Daten werden von Profis verschlüsselt und umsorgt. Doch hier liegt auch ein großes Problem mit dieser Art der Datensicherung, findet Häußler. Denn die Inhalte befinden sich dann in keiner Form mehr physisch in der eigenen Hand, nicht einmal mehr auf einem „anfassbaren“Speichermedium. Der eigene Datenschatz wird noch einmal abstrakter – und ist im Fall der Fälle auch den Sicherheitsbestimmungen der Firmen wie Microsoft, Google oder Apple unterworfen. Die amerikanischen Dienste haben einen zweifelhaften Ruf, wie hoch sie die Privatsphäre ihrer Kunden bei Druck von Behörden hängen würden. Außerdem verwerten Konzerne wie Google relativ ungeniert Daten ihrer Kunden für ihre eigenen Interessen. „Meine Vermutung ist, dass mit wachsender Zahl von Abhörskandalen und Hackerangriffen der Bedarf an sicheren und datenschutzkonformen Angeboten in Europa steigen wird“, sagt Häußler. „Für diese werden Privatpersonen bereit sein, Geld auszugeben.“Häußler und seine Kollegen bereiten ihre Schüler auf die Tücken der digitalen Welt vor. In einem zweijährigen Wahlkurs können sie den international konzipierten ECDL, den „Führerschein“für Datenverarbeitung, erwerben.
Auch das Thema Backups spielt eine Rolle – in den Laptopkursen verpflichtet sich jeder Schüler in einer Nutzervereinbarung, Backups anzulegen. „Eine gute Vorbereitung für das Berufsleben“, findet Häußler. »Aufgespießt