Grundsatzdiskussion zur Sicherheit des Kernkraftwerks
Erörterungstermin In Gundremmingen geht es am zweiten Tag nicht um den geplanten AKW-Rückbau allein
Gundremmingen Am zweiten Tag des Erörterungstermins zum Rückbau des Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen hat es keine Demonstration mehr gegeben wie noch zum Auftakt. Aber Bedenken zur Sicherheit machten die Einwender wieder deutlich. So meinte Thomas Wolf (Mahnwache Gundremmingen), dass er den Betreibern nicht traut, wenn sie sagen, dass beim Block-B-Rückbau und dem gleichzeitigen Weiterbetrieb von Block C alles für die Sicherheit getan werde: Während der Revision eines Blocks war versehentlich die Druckluft für den anderen abgestellt worden.
Cord-Henrich Lefhalm von RWE antwortete, „ich kann verstehen, dass Sie kein Vertrauen mehr haben“angesichts dieser Erfahrung. Aber auch wenn beide Blöcke gemeinsame Systeme haben: Die Sicherheitseinrichtungen seien voneinander getrennt. Und wie die Anlagenbetreiber zudem betonten, würden die zum Abbau freigegebenen Systeme so gekennzeichnet, dass eine Verwechslung ausgeschlossen sei. Ein Privatmann wiederum befürchtet, dass die Bevölkerung beim Rückbau „stärker verstrahlt wird“als im Regelbetrieb, weil Grenzwerte abgesenkt würden. Die Betreiber betonten, dass die Werte nicht beliebig ausgenutzt, Mensch und Umwelt geschützt würden.
Kritik wurde wieder laut zur Erdbebensicherheit. Die Einwender bezweifeln, dass das Kraftwerk dafür ausgelegt ist. Das Umweltministerium aber betonte, dass die Untersuchungen dazu Bestand hätten. Außerdem laufe ein neues Gutachten beim TÜV, das fast fertig sei und die bisherigen positiven Erkenntnisse bestätige. Die Einwender beziehen sich jedoch auf ein von den Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten, das zu einem anderen Ergebnis kommt – wozu ein Vertreter des Ministeriums sagte, den Grünen-Experten fehlten Informationen. Die Vertreterin der österreichischen Delegation pochte darauf, dass Risiken nie ausgeschlossen werden könnten und gerade bei Wartung oder Stilllegung von Anlagen Fehler entstünden. Auch gebe es viele Möglichkeiten eines terroristischen Angriffs, nicht nur per Flugzeug.
Das Umweltministerium erklärte, der Fall eines Flugzeugabsturzes sei beim Rückbau nicht zu betrachten, grundsätzlich werde er aber geprüft. Dazu liefen auf Bundesebene neue Untersuchungen. In der Vergangenheit war seitens Behörden und Kraftwerksbetreiber bereits betont worden, dass die Anlagen auch für den Absturz eines Airbus A380 ausgelegt seien, aber Nachweise dafür nicht vorgelegt werden müssten.
Es sah am Mittwoch lange so aus, als würde noch ein dritter Tag benötigt. Die Einwender bissen sich an Themen fest und sprachen Dinge an, die nicht mit dem Abbau zu tun haben – es entstand eine Grundsatzdiskussion. Vor allem drei von ihnen lieferten sich einen argumentativen Schlagabtausch mit Behörden, AKW-Betreibern und TÜV. Letztlich genügte der zweite Tag. Wolf hatte den Wunsch, das Ministerium solle über das Vorgehen informieren und es nicht den Betreibern überlassen – auch, um neutraler als bislang zu erscheinen. Es wird nun über den Rückbau entscheiden.