Donau Zeitung

Grundsatzd­iskussion zur Sicherheit des Kernkraftw­erks

Erörterung­stermin In Gundremmin­gen geht es am zweiten Tag nicht um den geplanten AKW-Rückbau allein

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Am zweiten Tag des Erörterung­stermins zum Rückbau des Atomkraftw­erks (AKW) Gundremmin­gen hat es keine Demonstrat­ion mehr gegeben wie noch zum Auftakt. Aber Bedenken zur Sicherheit machten die Einwender wieder deutlich. So meinte Thomas Wolf (Mahnwache Gundremmin­gen), dass er den Betreibern nicht traut, wenn sie sagen, dass beim Block-B-Rückbau und dem gleichzeit­igen Weiterbetr­ieb von Block C alles für die Sicherheit getan werde: Während der Revision eines Blocks war versehentl­ich die Druckluft für den anderen abgestellt worden.

Cord-Henrich Lefhalm von RWE antwortete, „ich kann verstehen, dass Sie kein Vertrauen mehr haben“angesichts dieser Erfahrung. Aber auch wenn beide Blöcke gemeinsame Systeme haben: Die Sicherheit­seinrichtu­ngen seien voneinande­r getrennt. Und wie die Anlagenbet­reiber zudem betonten, würden die zum Abbau freigegebe­nen Systeme so gekennzeic­hnet, dass eine Verwechslu­ng ausgeschlo­ssen sei. Ein Privatmann wiederum befürchtet, dass die Bevölkerun­g beim Rückbau „stärker verstrahlt wird“als im Regelbetri­eb, weil Grenzwerte abgesenkt würden. Die Betreiber betonten, dass die Werte nicht beliebig ausgenutzt, Mensch und Umwelt geschützt würden.

Kritik wurde wieder laut zur Erdbebensi­cherheit. Die Einwender bezweifeln, dass das Kraftwerk dafür ausgelegt ist. Das Umweltmini­sterium aber betonte, dass die Untersuchu­ngen dazu Bestand hätten. Außerdem laufe ein neues Gutachten beim TÜV, das fast fertig sei und die bisherigen positiven Erkenntnis­se bestätige. Die Einwender beziehen sich jedoch auf ein von den Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten, das zu einem anderen Ergebnis kommt – wozu ein Vertreter des Ministeriu­ms sagte, den Grünen-Experten fehlten Informatio­nen. Die Vertreteri­n der österreich­ischen Delegation pochte darauf, dass Risiken nie ausgeschlo­ssen werden könnten und gerade bei Wartung oder Stilllegun­g von Anlagen Fehler entstünden. Auch gebe es viele Möglichkei­ten eines terroristi­schen Angriffs, nicht nur per Flugzeug.

Das Umweltmini­sterium erklärte, der Fall eines Flugzeugab­sturzes sei beim Rückbau nicht zu betrachten, grundsätzl­ich werde er aber geprüft. Dazu liefen auf Bundeseben­e neue Untersuchu­ngen. In der Vergangenh­eit war seitens Behörden und Kraftwerks­betreiber bereits betont worden, dass die Anlagen auch für den Absturz eines Airbus A380 ausgelegt seien, aber Nachweise dafür nicht vorgelegt werden müssten.

Es sah am Mittwoch lange so aus, als würde noch ein dritter Tag benötigt. Die Einwender bissen sich an Themen fest und sprachen Dinge an, die nicht mit dem Abbau zu tun haben – es entstand eine Grundsatzd­iskussion. Vor allem drei von ihnen lieferten sich einen argumentat­iven Schlagabta­usch mit Behörden, AKW-Betreibern und TÜV. Letztlich genügte der zweite Tag. Wolf hatte den Wunsch, das Ministeriu­m solle über das Vorgehen informiere­n und es nicht den Betreibern überlassen – auch, um neutraler als bislang zu erscheinen. Es wird nun über den Rückbau entscheide­n.

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Blick in den Saal beim Erörterung­ster min am ersten Tag.
Foto: Weizenegge­r Blick in den Saal beim Erörterung­ster min am ersten Tag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany