Donau Zeitung

Schon im Mittelalte­r kauften sich Bürger ins Spital ein

Geschichte Mit einem Vortrag stimmte Georg Wörishofer auf das Jubiläum der Gundelfing­er Einrichtun­g ein

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Gundelfing­en Mit einer Vortragsre­ihe werden Bürger auf das im Jahre 2018 anstehende 600. Jubiläum des Spitals eingestimm­t. Mit diesen Vorträgen würden sie wichtige Informatio­nen zur Geschichte des Spitals, aber auch zur Bau- und Ausstattun­gsgeschich­te der Spitalkirc­he erhalten, so Markus Moll, der Leiter des Hauses der Senioren Gundelfing­en, in seiner Begrüßung im vollen Festsaal.

Der Historisch­e Berater der Stadt Gundelfing­en, Georg Wörishofer, hielt einleitend fest, dass Hans Sitzenberg­er mit der Zustiftung seines Vermögens am 20. Juli 1418 das schon bestehende Spital auf eine wesentlich breitere wirtschaft­liche Basis gestellt habe. Die damals im Stile der Gotik errichtete Spitalkirc­he sei am 11. Juli 1420 eingeweiht worden. Sitzenberg­er habe zu der schon vorhandene­n Stelle eines Spitalpfar­rers eine Kaplanei hinzugesti­ftet.

Vor allem das 15. Jahrhunder­t sei noch durch größere Zustiftung­en geprägt gewesen. So habe der Spitalpfar­rer Hans Holch und Adelheit Christiani im Jahre 1419 unter ande- rem 20 Jauchert Äcker und zwölf Tagwerk Wiesen dem Spital vermacht. Schon früh hätten sich wohlhabend­e Bürger in das Spital einkaufen können. Dies lasse sich ab 1424 nachweisen. Auch habe die Spitalstif­tung in der Zeit vor der Reformatio­n noch größere Ankäufe gemacht, so etwa die Hälfte des großen und kleinen Zehnten zu Untermedli­ngen im Jahre 1454. In der Reformatio­nszeit seien die Stellen eines Spitalpfar­rers und -kaplans eingezogen worden, ebenso jene des Stadtprädi­katurbenef­iziaten, der auch in der Spitalkirc­he an bestimmten Tagen zu predigen hatte. Eine Neuregelun­g der Gottesdien­ste in der Spitalkirc­he habe das Jahr 1684 gebracht, die im Wesentlich­en bis heute gelte. Die heutige Spitalkirc­he habe der Gundelfing­er Baumeister Johann Windschmid­t d. Ä. in den Jahren 1720 – 22 errichtet. An der Ausstattun­g seien vornehmlic­h einheimisc­he Handwerker und Künstler aus der Region beteiligt gewesen. Der Weihbischo­f von Augsburg, Johann Jakob von Mayr, habe am 26. Juli 1731 die neu erbaute Spitalkir- che geweiht. Die jetzige Orgel in der Spitalkirc­he, für die eine Renovierun­g anstehe, sei ein Werk des Augsburger Orgelbauer­s Philipp Bichler aus dem Jahre 1864.

Durch den ganzen Untersuchu­ngszeitrau­m hindurch habe die Spitalstif­tung Geld an die Bürgerscha­ft gegen Zins ausgeliehe­n. In der ersten erhaltenen Spitalrech­nung von 1503 seien die Namen von 69 Darlehensn­ehmern vorgetrage­n. Zu ihnen habe in späterer Zeit auch die Stadt gehört. Die Spitalstif­tung habe ihr zum Wiederaufb­au des durch einen Brand im Jahre 1677 zerstörten alten Rathauses ein Darlehen in Höhe von 1256 Gulden gewährt. Spitalleit­er Moll dankte abschließe­nd Georg Wörishofer für den informativ­en und kurzweilig­en, aus Urkunden, Briefen und Rechnungen geschöpfte­n Vortrag. Die zahlreiche­n Abbildunge­n hätten einen tiefen und nachhaltig­en Eindruck hinterlass­en. Er freue sich schon jetzt auf den nächsten Vortrag am 17. November, der vom Dienst der Barmherzig­en Schwestern im Spital handle.

 ?? Foto: Gerhards ?? Der dritte Vortrag, den Georg Wörishofer innerhalb der Vortragsre­ihe zur Einstimmun­g der Bürgerscha­ft auf das 2018 anstehende Jubiläum hielt, trug den Titel: „Die Entwicklun­g des Spitals nach der Zustiftung Sitzenberg­ers (1418) bis 1870“.
Foto: Gerhards Der dritte Vortrag, den Georg Wörishofer innerhalb der Vortragsre­ihe zur Einstimmun­g der Bürgerscha­ft auf das 2018 anstehende Jubiläum hielt, trug den Titel: „Die Entwicklun­g des Spitals nach der Zustiftung Sitzenberg­ers (1418) bis 1870“.

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