Donau Zeitung

Wie war noch mal Ihr Name?

AZ Wissen Boris Nikolai Konrad kann sich so viele Namen merken wie kein anderer. Welche Strategie dahinterst­eckt

- VON PHILIPP KINNE

Gersthofen Ein Schneemann mit einem Dreizack stiehlt eine Geldbörse. Er flieht, doch kommt nicht weit. Plötzlich wird er von einem Auto überfahren. Aus Trauer um den dahinschme­lzenden Schneemann legen Passanten Blumen nieder. Was wie die Nacherzähl­ung eines wirren Traums klingt, ist für Boris Nikolai Konrad die Visualisie­rung der Zahl 8349.

Konrad ist Gedächtnis­trainer, Hirnforsch­er und Weltrekord­halter im Namen und Geburtstag­e Merken. 201 Namen kann er sich in 15 Minuten merken, die Geburtstag­e von 21 Menschen in zwei Minuten. Wie er das macht? „Denken Sie in Bildern“, rät er den Zuschauern in der Gersthofer Stadthalle. Hier tritt er im Rahmen der Reihe „Augsburger Allgemeine Wissen“auf. Wer sich Bilder vorstellt und damit Informatio­nen verbindet, dem fällt es leichter, sich zu erinnern. Der Schneemann steht im Beispiel des Gedächtnis­trainers für eine Acht, der Dreizack ist die Drei. Das Auto – mit seinen vier Rädern – repräsenti­ert die Zahl vier und Blumen stehen für die Neun. Um diese Bilder denkt sich Konrad möglichst skurrile Geschichte­n aus. Er sagt: „So gelangt die Informatio­n vom Kurzzeit- ins Langzeitge­dächtnis“. Und das sei das Geheimnis hinter dem Erinnern.

Als Genie sieht sich der 33-jährige Nordrhein-Westfale nicht. Er sagt: „Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar.“Konrad hatte nie Probleme in der Schule, er schrieb gute Noten. Kurz vor seinem Abitur sah er die „Grips-Show“mit Günther Jauch bei RTL in den frühen 2000er Jahren. Gehirnakro­baten verblüffte­n dabei Millionen Zuschauer und auch den Abiturient­en. Die Strategien der Denksportl­er beeindruck­ten ihn. Er begann zu üben. Immer wieder versuchte er, sich die zufällige Reihenfolg­e eines Kartenspie­ls einzupräge­n. Nach wenigen Wochen war er gut genug, um an einer Meistersch­aft für Denksportl­er teilzunehm­en. Heute braucht er eine Minute und zwanzig Sekunden, um sich die 32 Spielkarte­n einzupräge­n. Eine nach der anderen sagt er an, während hunderte Zuschauer so still sind, dass das Aufdecken der Karten auch in der hintersten Reihe der Stadthalle zu hören ist.

Konrad hat viele Merkstrate­gien. Mit der Routen-Methode läuft er imaginäre Wege ab, auf denen er innerlich Bilder deponiert hat, die Informatio­nen in sein Gedächtnis rufen. Namen merkt er sich, in dem er sie sich bildlich vorstellt. Da sitzt dann Herr Fischer mit Angel am Weiher, Frau Stein betrachtet beim Wandern einen schönen Kiesel und Frau Grießmann löffelt eine Schüssel Grießbrei. Eine einfache Technik, die jeder nachmachen kann. Um sich die Namen dauerhaft einzupräge­n, müssen die Bilder wiederholt werden und möglichst skurril sein. Man denke an den Schneemann mit dem Dreizack. O

Termine Freuen Sie sich auf den Herbst. Ein neues Format unserer Vor tragsreihe „Augsburger Allgemeine Wis sen“startet am 27. September mit Hermann Scherer und seinem Vortrag „Endlich fokussiert!“. Tickets, Karten und Termine unter www.augsburger all gemeine.de/shop oder telefonisc­h un ter 0821/777 4444

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Foto: Fred Schöllhorn „Denken Sie in Bildern“, rät Boris Niko lai Konrad.

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