Der Zeitungssammler aus Zürich
Presse Werner Steiner hat jahrzehntelang mehr als tausend Titelseiten zusammengetragen. Erst kürzlich kam die unserer Zeitung hinzu
Vor Kurzem ist Werner Steiner auf die Titelseite unserer Zeitung aufmerksam geworden. Sie fehlte noch in seinem Bestand, der mehr als tausend Titelseiten umfasst. Das Urteil des 65-jährigen Zürichers über deren Layout? „Klassische Schrift, sehr frisch und gut zu lesen. Auf jeden Fall oberer Durchschnitt“, sagt er am Telefon.
Steiner beschäftigt sich mit solchen Dingen schon sein Leben lang. Er war noch ein kleiner Bub, da nahm ihn sein Vater, ein Grafiker und Buchbinder, mit in die Druckerei. Steiner sah sich dort alles genau an: die Druckertinte, die Papierrollen, die Bleibuchstaben.
Noch heute gerät der Schweizer, der bis zu seiner Pensionierung an der Zürcher Hochschule der Künste als Techniker beschäftigt war, ins Schwärmen. Selbst in einer Druckerei arbeiten wollte er nicht. Er versuchte sich in der Filmbranche, dann war er Maronen-Brater. 1983 fing er zudem bei der Schweizer Fluggesellschaft Swissair an. Als Firmen-Postbote. Eine seiner Aufgaben war es, Zeitungen von einem Flugzeug ins andere zu bringen.
Steiner begann damals, Zeitungen zu sammeln. Nicht ganze Exemplare, nur die Papierbögen mit Seite eins, zwei und den beiden hinteren Seiten. Er lagert sie in Schachteln. Seine Leidenschaft für gedrucktes Papier geht weit: „Jede Zeitung schmeckt anders“, sagt er. Je hochwertiger das Papier sei, desto besser. Auch das Layout müsse saftig sein, sagt er und lacht. Gut lesbar also.
Seit Steiner Redakteure in aller Welt per E-Mail um Exemplare bitten kann, ist sein Bestand rasant gewachsen. Zurzeit sammelt er vor allem deutschsprachige Zeitungen. Kürzlich hat er das Argentinische Tageblatt aus Buenos Aires und die deutsch-chilenische Zeitung Cóndor aus Providencia erhalten.
Mit dem digitalen Fortschritt hat er kein Problem. Zeitung auf dem Smartphone zu lesen, kommt für ihn dennoch nicht infrage. Da würde er sich in einer falschen Welt fühlen, sagt er. Er liebt es, wenn er Zeitungen aus dem Briefkasten holen kann. Und glaubt daran, dass die Zeitung, besonders die lokale, Zukunft hat.