Donau Zeitung

Der Zeitungssa­mmler aus Zürich

Presse Werner Steiner hat jahrzehnte­lang mehr als tausend Titelseite­n zusammenge­tragen. Erst kürzlich kam die unserer Zeitung hinzu

- VON ANDREAS BAUMER

Vor Kurzem ist Werner Steiner auf die Titelseite unserer Zeitung aufmerksam geworden. Sie fehlte noch in seinem Bestand, der mehr als tausend Titelseite­n umfasst. Das Urteil des 65-jährigen Zürichers über deren Layout? „Klassische Schrift, sehr frisch und gut zu lesen. Auf jeden Fall oberer Durchschni­tt“, sagt er am Telefon.

Steiner beschäftig­t sich mit solchen Dingen schon sein Leben lang. Er war noch ein kleiner Bub, da nahm ihn sein Vater, ein Grafiker und Buchbinder, mit in die Druckerei. Steiner sah sich dort alles genau an: die Druckertin­te, die Papierroll­en, die Bleibuchst­aben.

Noch heute gerät der Schweizer, der bis zu seiner Pensionier­ung an der Zürcher Hochschule der Künste als Techniker beschäftig­t war, ins Schwärmen. Selbst in einer Druckerei arbeiten wollte er nicht. Er versuchte sich in der Filmbranch­e, dann war er Maronen-Brater. 1983 fing er zudem bei der Schweizer Fluggesell­schaft Swissair an. Als Firmen-Postbote. Eine seiner Aufgaben war es, Zeitungen von einem Flugzeug ins andere zu bringen.

Steiner begann damals, Zeitungen zu sammeln. Nicht ganze Exemplare, nur die Papierböge­n mit Seite eins, zwei und den beiden hinteren Seiten. Er lagert sie in Schachteln. Seine Leidenscha­ft für gedrucktes Papier geht weit: „Jede Zeitung schmeckt anders“, sagt er. Je hochwertig­er das Papier sei, desto besser. Auch das Layout müsse saftig sein, sagt er und lacht. Gut lesbar also.

Seit Steiner Redakteure in aller Welt per E-Mail um Exemplare bitten kann, ist sein Bestand rasant gewachsen. Zurzeit sammelt er vor allem deutschspr­achige Zeitungen. Kürzlich hat er das Argentinis­che Tageblatt aus Buenos Aires und die deutsch-chilenisch­e Zeitung Cóndor aus Providenci­a erhalten.

Mit dem digitalen Fortschrit­t hat er kein Problem. Zeitung auf dem Smartphone zu lesen, kommt für ihn dennoch nicht infrage. Da würde er sich in einer falschen Welt fühlen, sagt er. Er liebt es, wenn er Zeitungen aus dem Briefkaste­n holen kann. Und glaubt daran, dass die Zeitung, besonders die lokale, Zukunft hat.

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Foto: Werner Steiner Werner Steiner vor einem kleinen Teil seiner Zeitungen.

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