Ein Künstler brütet. Sind die Küken dann Kunst?
Performance Der Franzose Abraham Poincheval spielt Henne. In einem Pariser Museum wärmt er zwölf Eier kreativ
Paris Befreit vom Eis sind Strom und Bäche… Ostern ist nah – und damit der Kult ums Ei.
Passgenau hat der französische Extremkünstler Abraham Poincheval wieder eine bizarre Performance gestartet: Der 44-Jährige brütet seit vergangener Woche im Pariser Museum Palais de Tokyo als „menschliche Henne“ein Dutzend Hühnereier aus. Der in eine dicke Decke gehüllte Poincheval sitzt in einem Plexiglasgehäuse auf einem Stuhl mit einer Kuhle, in der die Eier liegen. Er will es dort vor den Augen der Museumsbesucher noch zwei bis drei Wochen aushalten – so lange eben, bis die Küken geschlüpft sind. Poincheval kann das Plexiglasgehäuse, in dem Essen und Trinken bereitstehen, jeden Tag nur für eine halbe Stunde verlassen.
Die geschlüpften Küken sollen später auf dem Bauernhof von Poinchevals Vater in der nordfranzösischen Normandie leben. „Sie werden nicht auf dem Tisch enden“, verspricht ihr künftiger Besitzer. Vor seiner Brut-Aktion hatte Poincheval gewisse Sorgen darüber geäußert, dass er mit seinem Projekt „Ei“den direkten Blicken des Publikums ausgesetzt ist. „Es gibt einen viel direkteren Kontakt mit dem Publikum. Normalerweise bin ich alleine mit dem Objekt.“
Bei seinen letzten spektakulären Performances hatte sich der Künstler unter anderem längere Zeit im Innern eines ausgestopften Bären und im Innern eines tonnenschweren Felsens aufgehalten. In dem ebenfalls im Palais de Tokyo ausgestellten Felsbrocken war eine kleine Höhle eingearbeitet, die Poinchevals Sitzhaltung in leicht vergrößerter Form nachzeichnet. Das Publikum konnte Abraham Poincheval nur durch eine Infrarotkamera beobachten.
„Bislang war ich im Inneren der Dinge“, sagte Poincheval vor der Aktion „Ei“. „Jetzt bin ich draußen, ich bin es, der umhüllt.“(afp)