Alle mal herhören!
Bundesliga Der FC Ingolstadt meldet sich imposant im Abstiegskampf zurück
Augsburg Ähnlich wie zuvor auf dem Platz war Almog Cohen auch nach dem Spiel kaum aufzuhalten. Fragen an den Ingolstädter Matchwinner erübrigten sich beinahe von alleine. Die Wasserflasche, die ihm ein Betreuer reichte, blieb trotz intensiver 90 Minuten in den Beinen lange ungeöffnet. Cohen war viel zu sehr mit Reden beschäftigt.
Der Monolog des Israeli hatte viele Themen. Schließlich war gerade Außergewöhnliches geschehen. Zum einen der emotionale 3:2-Sieg des FC Ingolstadt beim FC Augsburg, mit dem der Rückstand auf den Relegationsplatz auf vier Punkte verringert wurde. Zum anderen Cohens Doppelpack. Es war sein erster als Profi in Deutschland. Dass dieser dem nur 1,70 Meter großen Mittelfeldspieler mit zwei Kopfballtreffern geglückt war, nahm Cohen schmunzelnd zur Kenntnis. „Ich bin zwar nicht groß, aber ganz gut beim Kopfball“, sagte er. Mit sechs Saisontreffern ist der 28-Jährige nun bester Ingolstädter Torjäger, obwohl eigentlich andere Aufgaben für ihn vorgesehen sind. Cohen ist ein Energiebündel, ein „Terrier“. Er reißt die Mitspieler mit, grätscht durchs Mittelfeld, kein Laufweg ist ihm zu schade.
Der Matchwinner steht sinnbildlich für eine Ingolstädter Mannschaft, die sich im Abstiegskampf nicht aufgegeben hat. „Der Glaube daran war immer da, auch bei zehn Punkten Rückstand“, sagte Cohen. So viele waren es noch am vergangenen Sonntag vor dem Anpfiff des Spiels des FCI gegen den FSV Mainz. Es folgten zwei Siege, Niederlagen der Konkurrenz und die Aussicht, mit einem Erfolg gegen den SV Darmstadt am kommenden Sonntag bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranzurücken. „Der FC Ingolstadt hat wieder Puls“, sagte FCIKapitän Marvin Matip zur aktuellen Situation. „Alle haben uns für Tod geglaubt. Werder Bremen zeigt gerade, wie man mit Geschlossenheit und einem klaren Plan eine Siegesserie starten kann.“Trotz der insgesamt positiven Gefühlslage gingen die Schanzer auch kritisch mit dem eigenen Auftritt in Augsburg um. „Unnötig spannend“, hätte man die Partie trotz Überlegenheit und einer 3:0-Führung gemacht, sagte Matip. Maik Walpurgis forderte von seinem Team, die gezeigte Leistung der ersten 75 Minuten künftig über ein ganzes Spiel zu zeigen. „Dann“, so der FCI-Trainer, „können wir jeden Gegner schlagen“.
Das wäre auch im Sinn von Almog Cohen, der eine Kampfansage an die Konkurrenten richtete. „Wir haben seit drei Monaten Druck und müssen gewinnen. Jetzt haben auch Augsburg, Mainz, Wolfsburg und Hamburg diesen Druck. Mal schauen, was passiert.“Bei Cohen, so scheint es, sorgt die aktuelle Lage für einen zusätzlichen Adrenalinschub. „Ich liebe Druck. Wir lieben Druck“, sagte er noch.