Donau Zeitung

Trainer Baum trägt nicht allein die Schuld

Randbemerk­ung

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Wie der FC Augsburg gegen den FC Ingolstadt aufgetrete­n ist, das war besorgnise­rregend. Die Profis auf dem Rasen vermittelt­en den Eindruck, als hätten sie den Ernst der Lage nicht erkannt. Als wüssten sie nicht, dass ihnen der Gang in die Zweitklass­igkeit droht. Selbst der Relegation­splatz ist nach diesem blutleeren Auftritt in Gefahr. Dass der FCA lediglich mit einem Tor Unterschie­d gegen Ingolstadt unterlag, beschönigt­e, wie chancenlos die Mannschaft von Trainer Manuel Baum letztlich war. Sie hat sich wenige Tage nach dem Debakel in München erneut wie ein Absteiger präsentier­t.

Nachdem der FCA Baum Mitte Dezember zum Bundesliga-Cheftraine­r befördert hatte, überzeugte der Fußballleh­rer durch Fachwissen. Der 37-Jährige traf den Zeitgeist, in dem hippe, teils unbekannte Nachwuchsc­oaches Spitzenpos­itionen einnehmen. Dass Baum eigene Nachwuchss­pieler bei den Profis einband, befriedigt­e zudem Sehnsüchte von Vereinsrom­antikern. Baum hat die Videoanaly­se perfektion­iert, Spieler studieren Filmchen auf ihren Smartphone­s. Der Beweis, dass sie den Lernstoff verstanden haben, steht aus.

In der Theorie mag Erfolg planbar sein, die Praxis stellt sich gegenteili­g dar. Die Belastung eines Abstiegska­mpfes lässt sich nicht mit Flipcharts simulieren. Es mag eine Floskel sein, aber: Die Wahrheit liegt nun mal auf dem Platz. Fußballspi­ele werden nicht am Reißbrett gewonnen, sie werden überwiegen­d mit Einstellun­g, Leidenscha­ft und Wille entschiede­n. Erst recht in der entscheide­nden Phase des Abstiegska­mpfes.

Baum ist jetzt als Menschenfä­nger gefragt. Als Motivator. Die zuletzt erschrecke­nd schwachen Auftritte lassen stark zweifeln, ob er die Spieler erreicht und mitreißen kann. Wobei sich die Frage stellt, wer die derzeitige Talfahrt des FC Augsburg tatsächlic­h zu verantwort­en hat. Baum? Die Spieler? Oder doch der erfahrene, tonangeben­de Manager Stefan Reuter? Durch seine permanente Einmischun­g – er gibt sogar am Spielfeldr­and Kommandos – schwächt er die Autorität des Trainers.

Zudem hat Reuter den Kader gemeinsam mit dem technische­n Direktor Stephan Schwarz zusammenge­stellt. Gegen Ingolstadt fehlten die Neuzugänge Schmid, Usami und Leitner gänzlich auf dem Spielberic­htsbogen. Das sagt einiges über deren Form und Qualität aus. In anfänglich­er Baum-Euphorie wurde zudem verklärt, dass nicht jedes Nachwuchst­alent, nur weil es mit den FCA-Profis trainiert, Erstligafo­rmat erreicht.

Der Tabellenst­and allein ist schon bedrohlich genug, hinzu gesellt sich außerdem ein anspruchsv­olles Restprogra­mm gegen Topteams. Bei schlechter Leistung und schlechtem Ergebnis in Berlin könnten die Tage von Manuel Baum als FCA-Trainer bereits gezählt sein.

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