Anna Kraus zieht noch einmal um
Neuanfang Die 97-Jährige ist die erste Bewohnerin im Syrgensteiner Seniorenheim „Haus Schlossblick“
Syrgenstein 10 Uhr morgens im Seniorenheim BeneVit in Syrgenstein: Die automatische Eingangstür öffnet sich, und Anna Kraus fährt in ihrem Rollstuhl in Begleitung von Bürgermeister Bernd Steiner und Pflegedienstleiterin Stefanie Link in ihr neues Zuhause.
„Ein wenig aufgeregt bin ich schon“, sagt Anna Kraus aus Syrgenstein. Die 97-Jährige zieht als Allererste in das neue Seniorenheim ein. Erst kürzlich wurde es eingeweiht. „Es ist meine eigene Entscheidung gewesen, diesen Schritt zu wagen“, betont Anna Kraus. Sieben Jahre hat sie bei ihrer Tochter Anneliese Kling gewohnt. Doch sie will Tochter und Schwiegersohn wieder mehr Zeit für sich gönnen. Bis vor sieben Jahren hatte Anna Kraus in Bachhagel gewohnt und sich komplett selbst versorgt. „Dann wurde sie beim Gang zur Mülltonne leider vom Auto des Nachbarn angefahren“, erzählt Tochter Anneliese.
Mit zwei gebrochenen Armen konnte sich die Mutter nicht mehr selbst versorgen und zog zur Tochter. Als sie jedoch davon hörte, dass in Syrgenstein ein BeneVit-Seniorenheim gebaut wird, habe sie sich nach reiflicher Überlegung, Information über das Haus und ausgiebiger Absprache mit Tochter und Schwiegersohn entschlossen, dort einzuziehen. „Nicht dass ich meiner Tochter und meinem Schwiegersohn für die Aufnahme bei ihnen undankbar bin, aber die können sich ja auch nicht dauernd um mich kümmern und haben ihr eigenes Leben.“Auch müsse man bedenken, dass die beiden auf die 80 zugehen und es deshalb für sie auch immer schwerer wird, sich den ganzen Tag um die Mutter zu kümmern.
Die hofft, dass sie in ihrem neuen Heim ein wenig mehr Ansprache bei den Mitbewohnern findet. Außerdem wohne ihre Tochter nur einen Steinwurf von ihrem neuen Zuhause entfernt und so können wir uns jederzeit sehen. Beeindruckend sei für sie die großzügige Architektur des neuen Hauses. Als sie in ihr Zimmer kommt, findet Anna Kraus spontan: „Das Zimmer erinnert mich in seiner Einrichtung mit den ganzen Serviceeinrichtungen sowie dem freundlichen Umfeld an Urlaub.“Darüber hinaus könne sie bei schönem Wetter mit ihrem Rollator auch noch in den Garten oder den angeschlossenen Generationenpark laufen.
„Dieses Wohlfühlen wollen wir für sie und all ihre anderen Mitbewohner auch beibehalten“, versprechen Pflegedienstleiterin Stefanie Link und Hauswirtschaftsleiterin Ingrid Fuchs-Locher. Befragt nach ihren Hobby antwortet Anna Kraus, dass sie noch recht gern liest, wobei sie auf die tägliche Lektüre der Donau-Zeitung nicht verzichten wolle. Und zum abendlichen Fernsehen trink sie gerne ein Glas Bier.
Geboren wurde Anna Kraus in Burghagel. 1940 heiratete sie ihren Mann Karl Kraus, der in Giengen als Braumeister arbeitete. „Leider verstarb mein Mann bereits im Jahr 1976.“Sie selbst arbeitete bis zu ihrem eigenen Ruhestand in der Schraubenfabrik Giengen. Über mangelnden Besuch in ihrem neuen Heim wird sich meine Mutter nicht beklagen können, sagt ihre einzige Tochter Anneliese. Mit zwei Enkel- und sechs Urenkelkindern habe sie weitere Familienangehörige, die sich mit ihr über ihre Entscheidung, ins BeneVit-Haus zu ziehen, ebenfalls sehr freuen und sicherlich häufig besuchen werden. Doch das verlange sie gar nicht, sagt Anna Kraus, „denn ich fühle mich hier wirklich sehr gut aufgehoben und weiß mich auch noch sehr gut selbst zu beschäftigen“.
Mittlerweile ist Mittagszeit, und die erste BeneVit-Bewohnerin hat nach ihrem Frühstück um 7.30 Uhr, das sie noch bei ihrer Tochter eingenommen hatte, Hunger bekommen. Erstmalig wird ihr im neuen Zuhause das Mittagessen serviert. Zufällig ihre Leibspeise: Fleischküchle mit Kartoffelsalat. Insgesamt führt die BeneVit Holding GmbH in Deutschland über 30 Häuser. Neben dem kürzlich eröffneten Haus Schlossblick in Syrgenstein wird zur Zeit im Landkreis Dillingen ein weiteres Haus in der Marktgemeinde Wittislingen gebaut.
Das Haus Schlossblick in Syrgenstein bietet gemäß BeneVit Hausgemeinschaftskonzept in vier Wohnungen Platz für insgesamt 56 Bewohner. Die Zimmerstruktur besteht aus 48 Einzel- und vier Doppelzimmern. Durch die Einbindung der Bewohner in Alltägliches wird die Selbstverantwortung der Bewohner gefördert. In bereits realisierten Einrichtungen wurde festgestellt, dass die Pflegebedürftigkeit der Bewohner eher ab- als zunimmt.