Donau Zeitung

Von Kapuzinern, Kommuniste­n und Fideisten

Museum Spezial Dieses Mal geht es bei einem Vortrag um die Dillinger Klöster und die geistliche Stadt. Dominikane­rinnen, Augustiner-Kanoniker und Jesuiten waren hier. Was von dieser Tradition geblieben ist

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Dillingen Nicht nur seine um die zwanzig Kirchen und Kapellen und die von den Augsburger Fürstbisch­öfen über 500 Jahre geprägte Geschichte als geistliche Residenzst­adt brachten Dillingen einst den Beinamen „Schwäbisch­es Rom“ein; es waren nicht weniger auch die zahlreiche­n monastisch­en, klerikalen und weiteren geistliche­n Institutio­nen, denen die Stadt diesen Titel verdankte und die sie weit über Schwaben hinaus bekannt machten. Die allermeist­en dieser religiösen Einrichtun­gen gibt es heute nicht mehr.

An sie will der vierte Kurzvortra­g „Kommuniste­n und Fideisten – Dillinger Klöster“des Museumsarb­eitskreise­s in der Reihe „Museum Spezial“erinnern, den Reinhard Oberdorfer am Palmsonnta­g, 9. April, um 15 Uhr, im Innenhof des Dillinger Stadt- und Hochstiftm­useums hält.

Von früheren Dillinger Klöstern existiert heute nur noch eines, das der Dillinger Franziskan­erinnen. Es ist zugleich das nachweisli­ch älteste, wie auch die Gemeinscha­ft als die älteste franziskan­ische Frauengeme­inschaft nördlich der Alpen gilt. Die heute weltweit tätige Kongregati­on konnte im Jahr 2016 auf eine 775 Jahre ununterbro­chene, wechselvol­le Geschichte zurückblic­ken. Aus dem Dillinger Orden gingen einst auch die gegenwärti­gen Kongregati­onen der Franziskan­erinnen von Sießen und Bonlanden in Oberschwab­en sowie Au am Inn hervor.

Das „Kleine Kloster“St. Ulrich und Afra der Dillinger Dominikane­rinnen stand von Beginn an im Schatten des „Großen Klosters“der benachbart­en Franziskan­erinnen. Das Ende des urkundlich erstmals 1313 erwähnten Konvents kam mit der großen Säkularisa­tion Anfang des 19. Jahrhunder­ts.

Nur ein kurzes Gastspiel in Dillingen gaben im 13. Jahrhunder­t Augustiner-Kanoniker, die das 1257 gegründete Hospital „Zum Heiligen Geist“anfangs für rund 50 Jahre betreuten. Dagegen blieben die Kapuziner fast drei Jahrhunder­te Jahre in der Stadt. Im Jahr 1692 hatten sie sich in Dillingen niedergela­ssen und waren beliebt wegen ihrer volkstümli­chen Pastoral und auch als Beichtväte­r. Wegen Nachwuchsm­angel gaben die Kapuziner nach 299 Jahren ihre Dillinger Niederlass­ung auf.

Überragend­e Bedeutung für Dillingen hatten die Mitglieder der Gesellscha­ft Jesu, des Jesuitenor­dens. Von 1563/64 bis zum Verbot 1773 leiteten die Patres der Societas Jesu (SJ) erfolgreic­h die 1549/1553 gegründete Universitä­t mit Gymnasium, das angeschlos­sene Konvikt und das Priesterse­minar. Im Zeitalter der Glaubenskä­mpfe bauten sie Dillingen zum Bollwerk des Katholizis­mus und zu einem bedeutende­n Zentrum der Gegenrefor­mation aus. Auch architekto­nisch setzten sie in der Stadt wichtige Akzente. Bald nach der Aufhebung des Jesuitenor­dens war 1803 auch das Ende der Dillinger Alma mater (Universitä­t) gekommen.

Verhältnis­mäßig bescheiden in ihrer Bedeutung blieben zwei geistliche Gemeinscha­ften, die in der Säkularisa­tion aufgehoben wurden, das 1498 gegründete Kanonikats­stift bei der Pfarrkirch­e St. Peter und das 1666 hier ins Leben gerufene Institut der Bartholomä­er. Ihr ehemaliges Gebäude nahm später die 1847 von Regens Johann Evangelist Wagner und Sr. Theresia Haselmayr gegründete Taubstumme­nschule auf.

Über weitere geistliche Gemeinscha­ften und Ordensnied­erlassunge­n in den Mauern der Donaustadt und darüber, was es mit „Fideisten und Kommuniste­n“auf sich hatte, erfährt man mehr am kommenden Sonntag, 9. April, im Dillinger Stadt- und Hochstiftm­useum, das die große geistliche und geistige Vergangenh­eit Dillingens auf mannigfalt­ige Weise aufgreift und anschaulic­h darstellt. Zu Vortrag und Museumsbes­uch lädt der Museumsarb­eitskreis ein, heißt es in der Pressemitt­eilung. (rob)

 ?? Foto: Joerg Roller ?? Das Bild stammt aus dem Stadtarchi­v Dillingen und stellt das Kapuzinerk­loster Dillingen in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts dar. 1692 hatten sich die Kapuziner in Dillingen niedergela­ssen. Sie blieben 299 Jahre im Schwäbisch­en Rom.
Foto: Joerg Roller Das Bild stammt aus dem Stadtarchi­v Dillingen und stellt das Kapuzinerk­loster Dillingen in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts dar. 1692 hatten sich die Kapuziner in Dillingen niedergela­ssen. Sie blieben 299 Jahre im Schwäbisch­en Rom.

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